Frage: Frau Bontschev, die Polizei warnt vor einer Zunahme von Cybertrading-Betrug. Was genau verbirgt sich hinter dieser Betrugsmasche?
Kerstin Bontschev: Cybertrading-Betrug ist eine besonders perfide Form des Anlagebetrugs. Die Täter locken ihre Opfer mit unrealistischen Gewinnversprechen – meist durch angebliche Investitionen in Aktien oder Kryptowährungen. Menschen werden durch verlockende Renditeaussichten dazu verleitet, in vermeintlich seriöse Online-Plattformen zu investieren. Leider profitieren in diesen Fällen ausschließlich die Betrüger.
Frage: Wie gehen die Täter dabei vor?
Kerstin Bontschev: Die Betrüger treten häufig als vermeintliche Finanzberater oder Broker auf. Sie kontaktieren ihre Opfer über Telefon, E-Mail oder sogar soziale Netzwerke. Anfangs wird meist nur ein kleiner Betrag als Einstieg gefordert. Doch sobald das Opfer investiert hat, setzen die Täter alles daran, durch geschickte Gesprächsführung oder gefälschte Berichte weiteres Kapital zu erlangen. Oft wird das Opfer durch manipulierte Konten getäuscht: Es sieht so aus, als ob die Investitionen hohe Gewinne abwerfen, doch diese Gewinne sind in Wahrheit nur vorgetäuscht.
Frage: Welche psychologischen Tricks setzen die Täter ein, um ihre Opfer zu täuschen?
Kerstin Bontschev: Ein zentrales Element ist das Erzeugen von Vertrauen. Die Betrüger treten extrem professionell auf und verwenden oft fachliche Begriffe, um ihre Seriosität zu untermauern. Durch gefälschte Berichte und hohe vermeintliche Gewinne bauen sie zusätzlich Druck auf, um weitere Investitionen zu fördern. Oft werden die Opfer auch mit der Aussicht auf „exklusive Chancen“ und „begrenzte Angebote“ gedrängt, schnell zu handeln. Das Gefühl, etwas Besonderes oder Exklusives zu bekommen, verstärkt den Handlungsdruck enorm.
Frage: Können Sie uns einen konkreten Fall schildern?
Kerstin Bontschev: Ja, leider kommt es immer wieder zu erschreckenden Beispielen. Ein Mann, den ich rechtlich vertrete, hat über 400.000 Euro durch eine solche Betrugsmasche verloren. Er wurde zunächst mit kleinen Anfangsinvestitionen gelockt und durch die scheinbaren Gewinne auf seinem Konto zu immer größeren Einlagen verleitet. Schließlich wurde ihm sogar vorgegaukelt, er habe Millionen verdient. Doch in Wirklichkeit floss all sein Geld auf die Konten der Täter.
Frage: Was können Betroffene tun, wenn sie in diese Falle getappt sind?
Kerstin Bontschev: Zunächst einmal ist es wichtig, so schnell wie möglich professionelle Hilfe zu suchen – sowohl rechtliche als auch finanzielle Beratung. In vielen Fällen ist es entscheidend, rasch zu handeln, um zumindest Teile des verlorenen Geldes zurückzuholen. Der nächste Schritt wäre eine Strafanzeige bei der Polizei. Allerdings ist es oft schwierig, die Täter zu fassen, da sie meist im Ausland agieren und sehr gut organisiert sind.
Frage: Wie kann man sich präventiv vor solchen Betrugsmaschen schützen?
Kerstin Bontschev: Der wichtigste Schritt ist Vorsicht. Potenzielle Investoren sollten immer misstrauisch werden, wenn ihnen hohe Gewinne in kurzer Zeit versprochen werden – das ist ein klares Warnsignal. Außerdem sollte man niemals ohne gründliche Prüfung in unbekannte Plattformen oder Angebote investieren. Eine Recherche im Internet, insbesondere nach Erfahrungsberichten oder Bewertungen, kann sehr hilfreich sein. Auch die Frage, ob die Plattform von einer anerkannten Finanzaufsichtsbehörde reguliert wird, ist entscheidend. Generell gilt: Lieber einmal zu viel skeptisch sein, als in die Falle zu tappen.
Frage: Was sollte man tun, wenn man bereits auf eine solche Plattform eingegangen ist und Verdacht schöpft?
Kerstin Bontschev: In diesem Fall sollte man sofort die Kommunikation mit der Plattform abbrechen und auf keinen Fall weitere Zahlungen leisten. Außerdem sollte man seine Bank oder seinen Zahlungsdienstleister informieren, um möglicherweise bereits überwiesene Gelder zurückzufordern oder zukünftige Abbuchungen zu verhindern. Darüber hinaus ist es ratsam, sämtliche Unterlagen, E-Mails und Kommunikationsprotokolle zu sichern, da diese später als Beweismittel dienen können.
Frage: Vielen Dank, Frau Bontschev, für die wertvollen Informationen. Gibt es abschließend noch etwas, das Sie den Lesern mit auf den Weg geben möchten?
Kerstin Bontschev: Ja, ich möchte betonen, wie wichtig es ist, sich immer wieder über neue Betrugsmaschen zu informieren. Die Täter werden immer raffinierter, und nur wer wachsam bleibt, kann sich effektiv schützen. Vertrauen Sie nicht blind auf große Versprechen und handeln Sie niemals unter Druck. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das meist auch.
Frage: Herzlichen Dank für das Gespräch!
Es ist immer dasselbe: Unternehmensbeteiligungen werden unzutreffenderweise als „Fonds“ bezeichnet und ganz normaler Geldklau, ganz ohne „Cyber“, als Cyber-Trading. In der Finanzbranche werden gerne die von dubiosen Marktteilnehmern erfundenen Bezeichnungen ungeprüft übernommen, egal wie unzutreffend sie sind. Da machen alle gerne mit.