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Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: „Warum Aktien keine sichere Geldanlage sind“

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Frage: Frau Bontschev, viele Menschen sehen Aktien als eine der besten Möglichkeiten, ihr Geld zu vermehren. Warum sagen Sie, dass Aktien keine sichere Geldanlage sind?

Kerstin Bontschev: Aktien können durchaus ein interessantes Instrument zur Vermögensbildung sein, aber sie bergen erhebliche Risiken. Ihr Wert hängt von zahlreichen externen Faktoren ab – etwa der Wirtschaftslage, politischen Ereignissen oder sogar kurzfristigen Marktschwankungen. Das bedeutet, dass Anleger jederzeit mit hohen Verlusten rechnen müssen, und im schlimmsten Fall droht der Totalverlust. Sicherheit sieht anders aus.

Frage: Viele Anleger argumentieren, dass Aktien langfristig immer im Wert steigen. Wie bewerten Sie diese Sichtweise?

Bontschev: Langfristige Kursgewinne sind in der Vergangenheit häufig vorgekommen, das ist richtig. Doch das ist keine Garantie für die Zukunft. Anleger, die kurzfristig Kapital benötigen oder während einer Krise verkaufen müssen, könnten Verluste realisieren. Zudem gibt es keine Sicherheit, dass sich Märkte in absehbarer Zeit von einem Einbruch erholen. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator.

Frage: Welche konkreten Risiken sollten Anleger bei Aktien beachten?

Bontschev: Es gibt mehrere: das Marktrisiko, also die Gefahr, dass die gesamte Börse fällt, und das Unternehmensrisiko, dass ein einzelnes Unternehmen schwache Ergebnisse liefert oder gar insolvent wird. Dazu kommt das politische Risiko durch unvorhersehbare politische Ereignisse wie Handelskriege oder Regulierungen. Nicht zu vergessen sind das psychologische Risiko und das Timing-Risiko: Anleger handeln oft emotional und verkaufen zu schlechten Zeitpunkten.

Frage: Wie steht es um die Diversifikation als Schutz vor Verlusten?

Bontschev: Diversifikation hilft, Risiken zu verteilen, indem man in verschiedene Branchen oder Märkte investiert. Aber auch sie hat ihre Grenzen. In einer globalen Krise, wie wir sie 2008 oder während der Corona-Pandemie erlebt haben, können selbst breit gestreute Portfolios massiv an Wert verlieren. Diversifikation mindert das Risiko, aber sie eliminiert es nicht.

Frage: Was raten Sie Anlegern, die trotz der Risiken in Aktien investieren wollen?

Bontschev: Sie sollten nur Geld investieren, das sie langfristig nicht benötigen. Wichtig ist auch, sich umfassend über die Risiken zu informieren und nicht blind den Empfehlungen von Banken oder Beratern zu folgen, die oft eigene Interessen verfolgen. Eine unabhängige, professionelle Beratung ist hier essenziell. Anleger sollten zudem darauf vorbereitet sein, Marktschwankungen auszuhalten und rational zu bleiben, selbst wenn es schwierig wird.

Frage: Welche Alternativen gibt es für sicherheitsorientierte Anleger?

Bontschev: Wer Wert auf Sicherheit legt, sollte klassische Anlageformen wie Festgeld, Tagesgeld oder Staatsanleihen in Betracht ziehen. Auch hier sind die Renditen derzeit niedrig, aber das Kapital ist sicherer. Eine Kombination aus sicheren und risikobehafteten Anlageklassen kann ebenfalls sinnvoll sein, um ein ausgewogenes Portfolio zu schaffen. Letztlich hängt die Entscheidung immer von den individuellen Zielen und der Risikobereitschaft des Anlegers ab.

Frage: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre Einblicke!

Bontschev: Sehr gerne.

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