Moderator: Frau Bontschev, die European American Investment Bank (EURAM) ist insolvent, die Finanzmarktaufsicht hat den Antrag gestellt. Was bedeutet das konkret für die Kunden der Bank?
Kerstin Bontschev: Die Insolvenz der EURAM Bank hat weitreichende Folgen, insbesondere für die Kunden mit Einlagen bei der Bank. Sobald eine Bank insolvent ist, greift in der Regel die Einlagensicherung, die in Österreich gesetzlich vorgeschrieben ist. Das bedeutet, dass Kundinnen und Kunden bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Person abgesichert sind und dieses Geld zurückbekommen sollten.
Moderator: Das klingt beruhigend. Aber Berichte zeigen, dass einige Kunden wohl länger auf ihr Geld warten müssen. Was steckt dahinter?
Kerstin Bontschev: Das stimmt. In diesem Fall gibt es eine besondere Herausforderung: Einige Kunden der EURAM Bank stehen unter Verdacht, in Geldwäscheaktivitäten verwickelt zu sein. Die Finanzmarktaufsicht hat daher alle Kundengelder, die von solchen Verdachtsfällen betroffen sind, eingefroren, bis die behördlichen Prüfungen durch die Geldwäschemeldestelle abgeschlossen sind. Das bedeutet, dass diese Kunden ihr Geld möglicherweise erst nach Abschluss dieser Prüfungen erhalten – und das kann leider dauern.
Moderator: Gibt es noch andere Risiken für die Kunden?
Kerstin Bontschev: Ja, vor allem Kunden mit Einlagen über 100.000 Euro haben ein höheres Risiko. Beträge über der gesetzlich gesicherten Grenze könnten im schlimmsten Fall verloren gehen oder nur anteilig zurückgezahlt werden, je nachdem, wie viel Geld im Insolvenzverfahren für Gläubiger verfügbar ist. Außerdem könnte es für Kunden, deren Gelder eingefroren sind, rechtliche Probleme geben, wenn der Verdacht der Geldwäsche gegen sie bestätigt wird.
Moderator: Was können Kunden jetzt tun, um ihre Ansprüche zu sichern?
Kerstin Bontschev: Zunächst einmal sollten alle betroffenen Kunden genau prüfen, ob ihre Einlagen unter die Einlagensicherung fallen. Diese Ansprüche müssen aktiv geltend gemacht werden – das passiert nicht automatisch. Es ist also wichtig, die notwendigen Unterlagen bei der Abwicklungsstelle oder der Einlagensicherung vorzulegen. Kunden mit größeren Einlagen sollten außerdem einen Anwalt oder eine Anwältin konsultieren, um ihre Rechte im Insolvenzverfahren zu sichern. Das Gleiche gilt für Kunden, deren Gelder eingefroren wurden – hier können rechtliche Schritte notwendig sein, um die behördlichen Prüfungen zu beschleunigen.
Moderator: Die EURAM Bank hatte ja schon länger Probleme, unter anderem wegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Was hätte die Bank anders machen müssen?
Kerstin Bontschev: Der Fall zeigt, wie wichtig eine strenge Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zur Geldwäscheprävention ist. Die Bank hat offenbar systematisch gegen diese Regeln verstoßen, was letztlich zu ihrem Niedergang geführt hat. Hätte die EURAM Bank frühzeitig intern strengere Kontrollen eingeführt und verdächtige Transaktionen konsequent gemeldet, hätte sie vielleicht diese Krise abwenden können. Für Kunden und Investoren ist es daher wichtig, bei der Auswahl einer Bank auf deren Reputation und Compliance-Maßnahmen zu achten.
Moderator: Was nehmen wir aus diesem Fall mit?
Kerstin Bontschev: Der Fall EURAM Bank zeigt, dass selbst Privatbanken mit einem internationalen Ruf nicht unantastbar sind. Kunden sollten sich immer bewusst sein, dass Einlagen über 100.000 Euro nicht vollständig abgesichert sind, und sie sollten bei ungewöhnlich hohen Renditeversprechen oder intransparenten Geschäftsmodellen vorsichtig sein. Auch die Rolle der Finanzmarktaufsicht ist hier entscheidend – sie hat eingegriffen, um weiteren Schaden zu verhindern, aber die Situation hätte wohl früher kontrolliert werden können.
Moderator: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre Einschätzungen!
Zusammenfassung:
Für die Kunden der EURAM Bank bedeutet die Insolvenz, dass Einlagen bis 100.000 Euro durch die Einlagensicherung geschützt sind. Allerdings können behördliche Prüfungen dazu führen, dass manche Kunden länger auf ihr Geld warten müssen. Kunden mit höheren Einlagen oder eingefrorenen Konten sollten rechtlichen Rat einholen, um ihre Ansprüche zu sichern.
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