Interviewer: Frau Bontschev, Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram sind heutzutage wichtige Instrumente für Unternehmen, um ihre Produkte zu bewerben. Doch es scheint, dass auch Betrüger vermehrt auf diesen Plattformen aktiv sind. Können Sie uns einen Überblick über die häufigsten Betrugsmaschen geben?
Kerstin Bontschev: Das ist leider korrekt. Social Media bietet Betrügern ein perfektes Umfeld, um ahnungslose Nutzer zu täuschen. Zu den häufigsten Betrugsarten gehören beispielsweise Anzeigen, die vorgeben, Produkte zu verkaufen, deren Erlöse wohltätigen Zwecken zugutekommen sollen. Viele Nutzer fühlen sich dadurch emotional angesprochen und kaufen impulsiv – nur um später festzustellen, dass sie weder das Produkt noch irgendeine Möglichkeit haben, das vermeintliche Unternehmen zu kontaktieren.
Ein weiterer Klassiker sind „kostenlose Testangebote“, die oft mit Prominenten beworben werden. Hier zahlt man zunächst nur eine geringe Versandgebühr, wird aber schnell in teure Abo-Fallen gelockt. Auch der Verkauf gefälschter Markenware ist ein weit verbreitetes Problem. Die Ware ist oft von minderer Qualität, nicht sicher und verstößt gegen gesetzliche Vorgaben.
Interviewer: Welche Gefahren gehen von diesen Betrugsmaschen aus?
Kerstin Bontschev: Die Gefahren sind vielfältig. Zum einen natürlich der finanzielle Schaden – sei es durch überteuerte Abonnements, den Verlust der gezahlten Beträge oder durch minderwertige Produkte. Zum anderen drohen auch erhebliche Datenschutzrisiken, vor allem bei der Nutzung verdächtiger „kostenloser“ Apps. Diese Apps können Malware enthalten, die sensible persönliche und finanzielle Daten wie Passwörter oder Bankverbindungen abgreift. Cyberkriminelle nutzen solche Daten dann häufig für Identitätsdiebstahl oder den Zugriff auf weitere Konten der Opfer.
Interviewer: Das klingt beunruhigend. Was können Verbraucher konkret tun, um sich zu schützen?
Kerstin Bontschev: Wachsamkeit ist das A und O. Wer auf Social Media einkauft, sollte immer prüfen, ob das Unternehmen oder die Wohltätigkeitsorganisation seriös ist. Plattformen wie Give.org können helfen, wohltätige Organisationen zu überprüfen. Außerdem ist es wichtig, sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen genau durchzulesen, insbesondere bei kostenlosen Testangeboten.
Auch bei auffallend günstigen Angeboten oder Produkten, die auf Designerware hinweisen, sollte man skeptisch sein. Häufig sind das Lockangebote für minderwertige oder sogar gefälschte Produkte. Recherchieren Sie immer die Website und suchen Sie gezielt nach Kundenbewertungen oder Beschwerden.
Im digitalen Bereich empfehle ich zudem die Nutzung von Sicherheitssoftware. Tools wie Bitdefender Scamio bieten einen KI-gestützten Schutz, der verdächtige Links oder Nachrichten analysiert und mögliche Betrugsrisiken aufzeigt.
Interviewer: Welche rechtlichen Möglichkeiten hat ein Verbraucher, wenn er auf einen Betrug hereingefallen ist?
Kerstin Bontschev: In solchen Fällen sollte man sofort handeln. Zunächst sollten die betroffenen Bank- oder Kreditkartenunternehmen informiert werden, um weitere Abbuchungen zu verhindern. Anschließend kann man Strafanzeige bei der Polizei erstatten. Es ist auch ratsam, die zuständigen Verbraucherschutzstellen oder Plattformen wie die Better Business Bureau (BBB) zu informieren, um andere Nutzer zu warnen.
Leider ist es oft schwierig, das Geld von Betrügern zurückzubekommen, insbesondere wenn sie im Ausland operieren. Doch durch schnelles Handeln und die Unterstützung von Verbraucherschutzorganisationen erhöhen sich die Chancen, zumindest einen Teil des Schadens zu begrenzen.
Interviewer: Was ist Ihr wichtigster Rat an unsere Leser, um sich vor Betrug zu schützen?
Kerstin Bontschev: Mein wichtigster Rat lautet: Wenn etwas zu schön erscheint, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch. Bleiben Sie kritisch und überprüfen Sie alles, bevor Sie sich auf Angebote oder Transaktionen einlassen. Betrüger setzen auf schnelle Entscheidungen und emotionale Reaktionen – geben Sie ihnen diese Chance nicht.
Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für die wertvollen Einblicke und Tipps.
Kerstin Bontschev: Gern geschehen! Bleiben Sie sicher und wachsam im Netz.
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