Frage 1: Frau Bontschev, die FMA hat am 5. Oktober 2024 eine Warnung über zwei Unternehmen veröffentlicht, die ohne Konzession in Österreich Finanzgeschäfte anbieten. Können Sie uns zunächst kurz erklären, worum es in diesen Fällen geht?
Kerstin Bontschev: Sehr gerne. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat zwei Warnungen herausgegeben, die sich auf die Unternehmen Trading-floor/t-floor und Stockholms Berghantering AB beziehen. Beide Unternehmen bieten Finanzdienstleistungen an, für die sie keine Erlaubnis in Österreich haben. Im Falle von Trading-floor/t-floor geht es um den Handel mit Finanzinstrumenten, während Stockholms Berghantering AB Einlagengeschäfte, also im Wesentlichen die Vermittlung von Festgeldern, anbietet. Das Problem besteht darin, dass diese Unternehmen ohne die notwendige Konzession agieren, was eine erhebliche Gefahr für Investoren darstellt. Solche Angebote sind meist intransparent und nicht reguliert, wodurch das Risiko für Anleger, ihr Geld zu verlieren, stark erhöht wird.
Frage 2: Was genau bedeutet es, wenn die FMA eine Warnmeldung veröffentlicht? Ist das rechtlich bindend, und wie sollten Anleger darauf reagieren?
Bontschev: Eine Warnmeldung der FMA ist eine öffentlich zugängliche Information und dient in erster Linie dem Schutz der Anleger. Sie ist keine strafrechtliche Verurteilung, sondern vielmehr eine präventive Maßnahme, um die Öffentlichkeit vor potenziellen Gefahren zu warnen. Wenn die FMA eine solche Warnung ausspricht, heißt das, dass sie festgestellt hat, dass das betreffende Unternehmen keine Konzession für bestimmte Bankgeschäfte besitzt. In der Praxis sollten Anleger solche Warnungen sehr ernst nehmen. Ich empfehle dringend, in keinem Fall in diese Unternehmen zu investieren oder Gelder zu überweisen. Außerdem sollten Betroffene sich rechtlich beraten lassen und prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, bereits getätigte Investitionen zurückzufordern.
Frage 3: Trading-floor/t-floor und Stockholms Berghantering AB sind nicht nur in Österreich tätig, sondern auch in Deutschland. Welche rechtlichen Schritte können deutsche Anleger unternehmen, die bereits investiert haben?
Bontschev: Deutsche Anleger sind in einer ähnlichen Situation wie österreichische Anleger. Auch in Deutschland benötigt ein Finanzdienstleister eine Lizenz, um Bankgeschäfte und die Vermittlung von Finanzinstrumenten anzubieten. Wenn ein Unternehmen ohne diese Lizenz agiert, könnten die Investitionen der Kunden gefährdet sein. Deutsche Anleger haben die Möglichkeit, sich an die BaFin, die deutsche Finanzaufsicht, zu wenden und dort Beschwerde einzureichen. Zusätzlich können sie zivilrechtliche Schritte unternehmen, um ihr Geld zurückzufordern. Es ist aber wichtig, schnell zu handeln, da solche Unternehmen häufig verschwinden oder ihre Strukturen ändern, um einer Verfolgung zu entgehen.
Frage 4: Welche Rolle spielen die Webseiten und Kontaktadressen dieser Unternehmen? In den Warnungen der FMA werden die Webseiten und E-Mail-Adressen explizit genannt.
Bontschev: Die Erwähnung der Webseiten und E-Mail-Adressen ist ein wichtiges Detail. Diese Unternehmen nutzen ihre Online-Präsenz, um potenzielle Anleger zu erreichen und ihnen glaubwürdigere Angebote zu unterbreiten. Oft handelt es sich um sehr professionell gestaltete Webseiten, die Vertrauen erwecken sollen. In Wirklichkeit jedoch können diese Seiten Teil eines größeren Netzwerks von betrügerischen Aktivitäten sein. Es ist daher entscheidend, dass Anleger immer die Seriosität eines Angebots prüfen, bevor sie sich darauf einlassen. Eine einfache Möglichkeit ist es, bei der BaFin oder der FMA nachzufragen, ob ein Unternehmen über die erforderliche Konzession verfügt.
Frage 5: Welche Gefahren gehen von solchen illegalen Anbietern für die Verbraucher aus?
Bontschev: Die Risiken für Verbraucher sind erheblich. Erstens gibt es keine Garantie, dass die investierten Gelder jemals zurückgezahlt werden. Zweitens agieren diese Unternehmen häufig außerhalb des rechtlichen Rahmens, was es schwierig macht, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Anleger haben daher im Falle eines Verlusts kaum rechtliche Mittel, um ihr Geld zurückzubekommen. Darüber hinaus sind solche Angebote häufig mit hohen Risiken verbunden, wie spekulativen Handelsstrategien oder versteckten Gebühren. Deshalb rate ich jedem, sehr vorsichtig zu sein und sich vor einer Investition eingehend zu informieren.
Frage 6: Gibt es typische Anzeichen, an denen Anleger unseriöse Anbieter erkennen können, noch bevor sie investieren?
Bontschev: Es gibt mehrere Anzeichen, die auf einen unseriösen Anbieter hinweisen können. Eines der häufigsten ist das Fehlen einer klaren Lizenz oder Konzession. Seriöse Finanzdienstleister geben auf ihren Webseiten klare Informationen über ihre Regulierung und Zulassungen an. Ein weiteres Warnsignal sind unrealistisch hohe Renditeversprechen. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch. Außerdem sollten Anleger vorsichtig sein, wenn sie unter Druck gesetzt werden, schnell zu investieren, oder wenn sie nicht ausreichend Informationen über die Risiken eines Investments erhalten.
Frage 7: Was können die Behörden in solchen Fällen tun, um die Anleger zu schützen?
Bontschev: Die Behörden haben verschiedene Möglichkeiten, um Anleger zu schützen. In erster Linie können sie Warnungen aussprechen, wie es die FMA getan hat. Darüber hinaus können sie auch gerichtliche Schritte einleiten, um das Unternehmen zu schließen oder dessen Aktivitäten zu stoppen. Die internationale Zusammenarbeit der Finanzaufsichtsbehörden spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle, da viele dieser Unternehmen grenzüberschreitend agieren. Für die Anleger ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, sich selbst zu informieren und keine unregulierten Geschäfte einzugehen.
Frage 8: Was sollten Anleger tun, wenn sie bereits Geld bei Trading-floor/t-floor oder Stockholms Berghantering AB investiert haben?
Bontschev: Anleger, die bereits investiert haben, sollten sofort handeln. Zuerst sollten sie versuchen, ihr Geld zurückzufordern und den Kontakt mit dem Unternehmen suchen. Parallel dazu rate ich, sich rechtlich beraten zu lassen, um eventuelle Ansprüche geltend zu machen. Außerdem sollten sie die FMA oder die BaFin informieren und eine Beschwerde einreichen. Wichtig ist, den finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten, indem man frühzeitig aktiv wird.
Frage 9: Abschließend, was wäre Ihr wichtigster Rat an Verbraucher, die in Finanzprodukte investieren möchten?
Bontschev: Mein wichtigster Rat wäre, immer die Seriosität eines Angebots gründlich zu überprüfen. Prüfen Sie, ob der Anbieter eine Lizenz hat, und hinterfragen Sie Angebote, die hohe Renditen versprechen. Informieren Sie sich umfassend über die Risiken und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Wenn Sie Zweifel haben, sollten Sie lieber verzichten oder sich vor einer Investition professionell beraten lassen. Es ist besser, auf eine vermeintliche Chance zu verzichten, als einem Betrug aufzusitzen.
Frage 10: Wie kann die Allgemeinheit zu einem besseren Verbraucherschutz beitragen?
Bontschev: Aufklärung ist der Schlüssel. Wenn Verbraucher sich besser informieren und skeptisch gegenüber Angeboten sind, können sie besser auf Betrugsversuche reagieren. Auch die Medien und Webseiten wie diebewertung.de spielen eine entscheidende Rolle, indem sie auf potenziell schädliche Anbieter aufmerksam machen. Gleichzeitig sollten die Aufsichtsbehörden weiterhin streng gegen unregulierte Anbieter vorgehen und die internationale Zusammenarbeit ausbauen, um grenzüberschreitende Betrugsnetzwerke zu bekämpfen.
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