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Interview mit Rechtsanwalt Daniel Blazek: Warum Deutschland mehr für das Thema Finanzbildung tun sollte und wie das geschehen kann

Tumisu (CC0), Pixabay
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Interviewer: Herr Blazek, schön, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. In Deutschland wird immer wieder bemängelt, dass es an ausreichender Finanzbildung mangelt. Warum halten Sie das Thema für so wichtig?

Daniel Blazek: Vielen Dank, ich freue mich, hier zu sein. Finanzbildung ist heute wichtiger denn je, weil die finanzielle Welt immer komplexer wird. Menschen müssen heutzutage nicht nur mit grundlegenden Dingen wie dem Haushaltsbudget klarkommen, sondern sich auch mit Themen wie Altersvorsorge, Krediten, Investitionen und Versicherungen auseinandersetzen. Viele Bürger in Deutschland sind auf diese Herausforderungen allerdings nicht ausreichend vorbereitet. Ein mangelndes Verständnis von Finanzen führt oft zu Fehlentscheidungen, Überschuldung oder sogar Altersarmut. Finanzielle Bildung ist daher kein Luxus, sondern eine wesentliche Kompetenz, die jeder besitzen sollte.

Interviewer: Was sind die größten finanziellen Herausforderungen, denen sich Menschen ohne solide Finanzbildung gegenübersehen?

Daniel Blazek: Die größte Herausforderung ist, dass viele Menschen die grundlegenden Konzepte der Finanzwelt nicht verstehen. Das fängt schon bei so simplen Dingen an wie der Bedeutung von Zinseszinsen oder dem Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden. Ein weiteres großes Problem ist die Altersvorsorge. Viele Menschen wissen nicht, wie sie privat vorsorgen sollen und verlassen sich rein auf das gesetzliche Rentensystem, das längst nicht mehr ausreicht. Zudem sind moderne Finanzprodukte, wie Aktien, ETFs oder Kryptowährungen, ohne ausreichende Kenntnisse nur schwer zu durchschauen, was zu riskanten oder uninformierten Entscheidungen führen kann. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die finanzielle Lage vieler Menschen langfristig gefährdet ist.

Interviewer: Was könnte Deutschland Ihrer Meinung nach tun, um die Finanzbildung seiner Bürger zu verbessern?

Daniel Blazek: Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die ergriffen werden könnten. Ein ganz wesentlicher Punkt wäre, Finanzbildung bereits in den Schulen zu verankern. Die meisten Menschen verlassen die Schule, ohne grundlegende Kenntnisse in Finanzfragen zu haben – das ist ein massives Defizit. Themen wie Haushaltsplanung, Kreditmanagement, Zinsen oder Altersvorsorge sollten genauso selbstverständlich unterrichtet werden wie Mathematik oder Geschichte. Auch die Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Aspekt. Es sollte Programme geben, die Erwachsenen, insbesondere Menschen mit niedrigem Einkommen, die Möglichkeit bieten, sich finanzielle Grundkenntnisse anzueignen. Hier könnten Volkshochschulen, aber auch staatliche Institutionen mehr Verantwortung übernehmen.

Interviewer: Wie stehen Sie zu Kooperationen mit Banken oder Finanzinstituten, um Finanzbildung zu fördern?

Daniel Blazek: Kooperationen mit Banken und Finanzinstituten können sinnvoll sein, solange sie transparent und ohne Verkaufsdruck gestaltet sind. Es ist natürlich gut, wenn Experten aus der Finanzbranche ihr Wissen teilen und praktische Einblicke geben, aber das sollte nicht dazu führen, dass diese Kooperationen für Marketingzwecke missbraucht werden. Es muss immer das Ziel im Vordergrund stehen, den Menschen unabhängiges und verständliches Wissen zu vermitteln. Ideal wären Bildungsangebote, die von unabhängigen Organisationen wie Verbraucherzentralen in Zusammenarbeit mit Experten erstellt werden.

Interviewer: Welche Rolle könnten digitale Kanäle bei der Verbesserung der Finanzbildung spielen?

Daniel Blazek: Digitale Kanäle spielen eine entscheidende Rolle, vor allem, weil sie ein breites Publikum erreichen und Informationen einfach zugänglich machen können. Apps, YouTube-Kanäle, Podcasts und Blogs, die sich mit Finanzbildung befassen, könnten vielen Menschen auf eine verständliche und praktische Weise helfen, sich mit Finanzthemen auseinanderzusetzen. Wichtig ist jedoch, dass diese Informationen von vertrauenswürdigen Quellen kommen und nicht durch kommerzielle Interessen verzerrt werden. Plattformen, die durch staatliche Unterstützung oder gemeinnützige Organisationen betrieben werden, könnten hier eine wertvolle Ergänzung darstellen.

Interviewer: Wie könnte der Staat das Thema Finanzbildung stärker fördern?

Daniel Blazek: Der Staat könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, das Thema in die öffentliche Diskussion zu bringen und konkrete Maßnahmen zu fördern. Denkbar wären groß angelegte Aufklärungskampagnen, die die Bedeutung von Finanzbildung ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Auch steuerliche Anreize für Unternehmen, die in die Finanzbildung ihrer Mitarbeiter investieren, könnten ein Hebel sein. Schließlich könnte der Staat auch selbst Programme auflegen, etwa über Volkshochschulen oder öffentliche Bildungseinrichtungen, um Menschen aller Altersgruppen zu erreichen. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Zugang zu seriösen Finanzbildungstools und -ressourcen zu fördern, um die Bürger dabei zu unterstützen, sich eigenständig weiterzubilden.

Interviewer: Glauben Sie, dass ein stärkerer Fokus auf Finanzbildung auch soziale Ungleichheiten abbauen könnte?

Daniel Blazek: Absolut. Finanzielle Unabhängigkeit und Eigenverantwortung sind wichtige Voraussetzungen, um wirtschaftlich erfolgreich und sozial abgesichert zu sein. Menschen, die über solide Finanzkenntnisse verfügen, sind besser in der Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Finanzen selbstbestimmt zu managen. Das trägt dazu bei, Schulden zu vermeiden, sinnvoll zu investieren und Rücklagen für die Zukunft zu bilden. Es ist kein Geheimnis, dass finanziell weniger gebildete Menschen oft in unsicheren Verhältnissen leben und von wirtschaftlichen Problemen härter getroffen werden. Eine stärkere Finanzbildung könnte daher helfen, soziale Ungleichheiten zu verringern, indem sie mehr Menschen befähigt, ihre finanzielle Zukunft besser zu steuern.

Interviewer: Gibt es konkrete Beispiele für Länder, die im Bereich Finanzbildung besser aufgestellt sind als Deutschland?

Daniel Blazek: Ja, einige Länder sind hier deutlich weiter als Deutschland. In den USA beispielsweise gibt es an vielen Schulen bereits verpflichtende Kurse in „Financial Literacy“, also finanziellem Grundwissen. Auch in skandinavischen Ländern, insbesondere Schweden und Finnland, wird stark auf Finanzbildung gesetzt, und zwar von der Schule bis hin zur Erwachsenenbildung. Dort gibt es einen klaren Fokus darauf, den Bürgern das nötige Wissen an die Hand zu geben, um verantwortungsvolle finanzielle Entscheidungen zu treffen. Deutschland kann hier viel lernen und sollte von diesen Vorbildern Inspiration ziehen.

Interviewer: Herr Blazek, abschließend: Was wäre Ihr persönlicher Rat an jemanden, der seine Finanzkenntnisse verbessern möchte?

Daniel Blazek: Mein Rat wäre, sich aktiv mit dem Thema zu beschäftigen und keine Angst vor der Komplexität zu haben. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen – von Büchern über Online-Kurse bis hin zu kostenlosen Webinaren und Podcasts. Der wichtigste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass finanzielle Bildung keine einmalige Sache ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Fangen Sie mit den Grundlagen an: Wie erstelle ich ein Budget? Was ist der Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden? Wie funktioniert der Zinseszins? Von dort aus können Sie tiefer in Themen wie Investitionen oder Altersvorsorge einsteigen. Aber lassen Sie sich Zeit und informieren Sie sich immer aus vertrauenswürdigen Quellen.

Interviewer: Vielen Dank für das informative Gespräch, Herr Blazek. Es ist deutlich geworden, dass das Thema Finanzbildung in Deutschland viel stärker in den Fokus rücken muss.

Daniel Blazek: Vielen Dank, es war mir eine Freude. Ich hoffe, dass das Thema in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erhält. Es ist entscheidend für die finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit jedes Einzelnen.

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