Frage: Herr Blazk, die BaFin hat kürzlich ein Schreiben veröffentlicht, in dem sie von einem Wahlrecht nach der EU-Eigenkapitalverordnung CRR3 Gebrauch macht. Können Sie uns erklären, was das bedeutet?
Antwort: Natürlich. Die CRR3, die ab dem 1. Januar 2025 anzuwenden ist, regelt unter anderem die Anforderungen an die Deckungswerte von Hypothekenpfandbriefen. Die BaFin, als zuständige Aufsichtsbehörde, hat die Möglichkeit, bestimmte Regelungen in Bezug auf die Bewertung von Immobilien anzupassen. In diesem Fall betrifft es den sogenannten „Wertzuschreibungsdeckel“. Vereinfacht gesagt, kann die BaFin entscheiden, ob und in welchem Umfang Wertzuschreibungen von Immobilien in die Deckungsprüfung einbezogen werden dürfen.
Frage: Was sind diese Wertzuschreibungen genau, und warum sind sie wichtig?
Antwort: Wertzuschreibungen sind Anpassungen des Wertes einer Immobilie nach oben, etwa wenn durch bauliche Maßnahmen der Wert der Immobilie gesteigert wurde. Im Kontext der Hypothekenpfandbriefe spielt der Beleihungswert eine entscheidende Rolle, da dieser die Sicherheit der Kredite bestimmt. Die BaFin hat klargestellt, dass solche Zuschreibungen unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt sind, etwa wenn es sich um echte bauliche Verbesserungen handelt.
Frage: Gibt es hierbei Einschränkungen oder Ausnahmen?
Antwort: Ja, es gibt klare Einschränkungen. Die BaFin erlaubt Wertzuschreibungen nur, wenn entweder wesentliche bauliche Veränderungen vorgenommen wurden oder wenn zusätzliches Darlehen auf Grundlage der neuen Bewertung gewährt wird. Bloße Zinsbindungsänderungen oder unechte Finanzierungsfortsetzungen werden hingegen nicht berücksichtigt.
Frage: Warum hat die BaFin das Wahlrecht ausgeübt, den Wertzuschreibungsdeckel nicht anzuwenden?
Antwort: Die BaFin möchte damit den Spielraum für pfandbriefrechtliche Bewertungen erweitern. Sie hebt den Deckel auf, um sicherzustellen, dass realistische Werte berücksichtigt werden können, insbesondere wenn bauliche Veränderungen den Immobilienwert nachhaltig erhöhen. Das trägt dazu bei, die Stabilität und Flexibilität des Hypothekenmarktes zu wahren.
Frage: Welche Bedeutung hat diese Entscheidung für Kreditinstitute?
Antwort: Für Banken bedeutet dies, dass sie in bestimmten Fällen flexibler agieren können, etwa bei der Prolongation oder Erhöhung von Krediten. Allerdings müssen sie die Vorgaben der BaFin streng einhalten, da es sonst zu regulatorischen Problemen kommen könnte.
Frage: Was sollten Verbraucher oder Investoren in diesem Zusammenhang beachten?
Antwort: Verbraucher sollten sicherstellen, dass ihre Immobilienbewertungen transparent und nachvollziehbar sind. Investoren, insbesondere in Hypothekenpfandbriefe, können von der erweiterten Regelung profitieren, da sie die Grundlage für eine sicherere und fundierte Kreditvergabe schafft.
Frage: Vielen Dank für die Erläuterungen, Herr Blazk. Gibt es abschließend noch etwas, das Sie hinzufügen möchten?
Antwort: Ja, ich finde es wichtig, dass solche komplexen Themen stärker kommuniziert werden. Das schafft Transparenz und fördert das Vertrauen in den Finanzsektor. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich diese Änderungen in der Praxis auswirken werden.
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