Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime: „Was Anleger jetzt tun können – und warum Eigenrecherche unerlässlich ist“

Published On: Freitag, 27.09.2024By

Im Lichte der jüngsten BaFin-Warnung vor der Bbetterbank und ihrer Website bbetterbank.de sprechen wir mit Rechtsanwalt Jens Reime, einem Experten für Kapitalmarktrecht, über die Möglichkeiten, die betroffene Anleger jetzt haben und welche Vorsichtsmaßnahmen bei künftigen Investitionen notwendig sind.


Frage: Herr Reime, die BaFin hat kürzlich eine Warnung vor der Website bbetterbank.de veröffentlicht, auf der ohne Erlaubnis Bankdienstleistungen wie Spar- und Girokonten, Kredite und Investments angeboten werden. Was sollten Anleger, die bereits in Kontakt mit der Bbetterbank stehen oder investiert haben, nun tun?

Reime: Zunächst einmal sollten Anleger, die bereits Gelder auf Konten dieser vermeintlichen Bank eingezahlt oder Verträge abgeschlossen haben, sofort handeln. Das Wichtigste ist, jegliche Kommunikation mit der Bbetterbank umgehend einzustellen und zu prüfen, ob sie noch Zugriff auf ihre Gelder haben. Falls möglich, sollten sie eine Rücküberweisung veranlassen. Es ist auch ratsam, sich umgehend an die Strafverfolgungsbehörden zu wenden und den Vorfall zu melden. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier betrügerische Absichten vorliegen, ist aufgrund der fehlenden BaFin-Erlaubnis und des falschen Anscheins, den das Unternehmen erweckt, sehr hoch. Gleichzeitig sollten betroffene Anleger einen spezialisierten Anwalt konsultieren, um rechtliche Schritte einzuleiten.


Frage: Welche rechtlichen Schritte stehen Anlegern in solchen Fällen offen?

Reime: Es gibt verschiedene rechtliche Möglichkeiten, die Anleger verfolgen können. Zunächst einmal ist es wichtig, die Erstattung des investierten Kapitals zu fordern. Das kann durch direkte zivilrechtliche Schritte wie Schadenersatzklagen oder Rückforderungsansprüche erfolgen. Darüber hinaus können Anleger Strafanzeige erstatten, um die Behörden in die Lage zu versetzen, den Fall strafrechtlich zu verfolgen. In Fällen von Anlagebetrug ist es auch ratsam, sich mit anderen Betroffenen zu vernetzen, um eine Sammelklage oder ähnliche Maßnahmen zu prüfen.


Frage: Wie können sich Anleger in Zukunft besser schützen, um nicht Opfer solcher unseriösen Angebote zu werden?

Reime: Der Schlüssel ist und bleibt eine gründliche Eigenrecherche. Anleger sollten niemals ausschließlich auf die Darstellung einer Website oder eines Unternehmens vertrauen, sondern unabhängige Quellen heranziehen, um die Seriosität zu prüfen. Eine der besten Möglichkeiten, das zu tun, ist die Nutzung von BaFin-Datenbanken oder Plattformen wie investigate.jetzt, die speziell dafür entwickelt wurden, dubiose Finanzdienstleister aufzudecken. Hier können Anleger prüfen, ob das Unternehmen die nötigen Lizenzen besitzt und ob es negative Berichte oder Warnungen gibt.


Frage: Welche Anzeichen sollten Anleger besonders wachsam werden lassen, wenn sie auf der Suche nach Finanzprodukten oder Investments sind?

Reime: Es gibt einige Warnsignale, auf die Anleger achten sollten. Übertriebene Renditeversprechen, die deutlich über dem Marktniveau liegen, sind ein klares Anzeichen für potenziell betrügerische Absichten. Auch der Mangel an Transparenz über die Unternehmensstruktur, fehlende Impressum-Angaben oder unscharfe rechtliche Informationen sollten immer kritisch hinterfragt werden. Ein weiteres rotes Tuch ist, wenn Unternehmen mit einer BaFin-Aufsicht werben, die in Wirklichkeit gar nicht existiert – wie im Fall der Bbetterbank. Hier sollte sofort die Seriosität des Angebots geprüft werden.


Frage: Viele Anleger verlassen sich auf das Vertrauen in Banken und Finanzdienstleister. Welche konkreten Schritte sollte jeder vor einer Investition unternehmen, um sicherzugehen, dass er keinen Betrügern auf den Leim geht?

Reime: Jeder Anleger sollte eine detaillierte Überprüfung des Finanzdienstleisters vornehmen. Hier sind einige Schritte, die ich empfehle:

  1. BaFin-Lizenz prüfen: Auf der BaFin-Website kann jeder nachsehen, ob das Unternehmen über die notwendige Erlaubnis verfügt. Wenn das Unternehmen dort nicht gelistet ist, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen.
  2. Bewertungen und Erfahrungsberichte durchlesen: Plattformen wie investigate.jetzt bieten tiefgehende Recherchen und Erfahrungsberichte zu Finanzdienstleistern.
  3. Impressum und Kontaktinformationen auf der Unternehmenswebsite genau prüfen: Fehlen klare Angaben zum Sitz des Unternehmens oder scheint die Adresse nicht stimmig, ist Vorsicht geboten.
  4. Bei überdurchschnittlichen Renditen: Die alte Regel gilt immer noch – wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.

Frage: Was können Anleger tun, wenn sie erst nachträglich feststellen, dass sie in ein dubioses oder unseriöses Angebot investiert haben?

Reime: In einem solchen Fall ist es entscheidend, so schnell wie möglich zu handeln. Wie bereits erwähnt, sollte der Kontakt sofort abgebrochen und versucht werden, die Gelder zurückzuholen. Außerdem ist es wichtig, professionellen Rat einzuholen. Ich rate betroffenen Anlegern, sich direkt an spezialisierte Anwälte zu wenden, die Erfahrung in der Rückforderung von Anlagegeldern haben. In vielen Fällen ist es auch sinnvoll, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu informieren, damit weitere Ermittlungen eingeleitet werden können.


Frage: Abschließend, Herr Reime: Wie hoch schätzen Sie die Chancen ein, dass betroffene Anleger ihr Geld zurückerhalten?

Reime: Das hängt von mehreren Faktoren ab. In Fällen von Anlagebetrug besteht grundsätzlich immer das Risiko, dass die Betrüger ihre Spuren verwischen, bevor die Behörden oder betroffene Anleger reagieren können. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen Anleger zumindest einen Teil ihres Geldes zurückerhalten, insbesondere wenn schnell gehandelt wird und rechtliche Schritte eingeleitet werden. Je früher man aktiv wird, desto besser stehen die Chancen.


Frage: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reime. Gibt es abschließend noch etwas, das Sie den Anlegern mit auf den Weg geben möchten?

Reime: Bleiben Sie wachsam und verlassen Sie sich nicht allein auf Versprechen von Finanzdienstleistern. Eigenrecherche ist das A und O, insbesondere in der heutigen digitalen Welt, wo Betrüger immer professioneller auftreten. Plattformen wie investigate.jetzt können hier eine wertvolle Hilfe sein.

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