Interviewer: Herr Reime, in letzter Zeit sehen wir vermehrt Angebote wie den „Kostenlosen Online-Workshop“ von Philipp J. Müller, der damit wirbt, Anlegern beizubringen, wie sie sicher und strategisch an der Börse investieren können. Wie bewerten Sie solche Angebote aus Sicht des Verbraucherschutzes?
Rechtsanwalt Jens Reime: Solche Angebote sind durchaus häufig und richten sich an eine Zielgruppe, die nach finanzieller Unabhängigkeit und sicheren Investitionen sucht. Das Hauptproblem bei solchen Angeboten ist jedoch, dass sie mit sehr hohen Erwartungen und Versprechungen werben. Aussagen wie „sicheres Einkommen an der Börse“ oder „überdurchschnittliche Rendite mit 2-3 Stunden Arbeit pro Woche“ wecken oft unrealistische Hoffnungen bei den Teilnehmern. Auch wenn der Workshop „kostenlos“ ist, zielt das Geschäftsmodell meist darauf ab, die Teilnehmer später in teure Coachings oder Programme zu führen. Hier sollten Verbraucher sehr vorsichtig sein.
Interviewer: Der Workshop wird von einem Profi-Investor wie Philipp J. Müller geleitet, der mit 30 Jahren Erfahrung und 20.000 Mitgliedern seiner Akademie wirbt. Gibt das den Teilnehmern Sicherheit?
Rechtsanwalt Jens Reime: Es ist sicherlich ein Vorteil, dass Philipp J. Müller Erfahrung am Markt hat, aber das allein bietet keine Garantie für den Erfolg der Teilnehmer. Die Tatsache, dass er seit 30 Jahren investiert und viele Mitglieder hat, spricht zwar für seine Expertise, aber das bedeutet nicht, dass jeder, der an seinen Workshops teilnimmt, dieselben Erfolge erzielen wird. Es ist wichtig zu betonen, dass die Börse immer mit Risiken verbunden ist, und es gibt keine Strategie, die absolute Sicherheit oder ständige Gewinne garantieren kann. Anleger sollten sich bewusst sein, dass Erfolge, die jemand wie Philipp J. Müller erreicht hat, nicht einfach repliziert werden können.
Interviewer: In der Beschreibung des Workshops wird behauptet, man könne „ein regelmäßiges und sicheres Einkommen“ an der Börse generieren, „unabhängig von den Schwankungen des Markts“. Wie bewerten Sie solche Versprechen?
Rechtsanwalt Jens Reime: Solche Versprechen sind sehr problematisch. Kein seriöser Finanzexperte kann garantieren, dass Einkünfte unabhängig von den Marktbedingungen erzielt werden. Die Börse ist von Natur aus volatil, und selbst die besten Strategien können in Krisenzeiten oder bei plötzlichen Marktereignissen versagen. Verbraucher sollten solche Aussagen immer hinterfragen und sich darüber im Klaren sein, dass jede Investition Risiken birgt. Ein regelmäßiges Einkommen durch die Börse zu generieren, erfordert nicht nur Erfahrung, sondern auch eine tiefgehende Marktkenntnis und ständige Aufmerksamkeit.
Interviewer: Auf der Website wird oft auf „tausendfach bewährte Investmentstrategien“ verwiesen. Wie sollten Anleger solche Aussagen interpretieren?
Rechtsanwalt Jens Reime: Aussagen wie „tausendfach bewährte Strategien“ oder „Investoren Quadranten Formel“ klingen beeindruckend, sind aber oft nicht mehr als Marketing-Strategien. Sie suggerieren, dass es eine Geheimformel für den Erfolg gibt, was in der Realität nicht der Fall ist. Jede Anlagestrategie muss individuell auf die jeweilige Marktsituation und das Risikoprofil des Anlegers abgestimmt werden. Solche Formulierungen sollten daher kritisch hinterfragt werden, insbesondere wenn keine konkreten Belege für die Wirksamkeit dieser Methoden vorliegen.
Interviewer: Philipp J. Müller betont mehrfach, dass es sich um „kein Schnell-reich-werden-Programm“ handelt. Gleichzeitig wird suggeriert, dass hohe Renditen möglich sind. Ist das nicht ein Widerspruch?
Rechtsanwalt Jens Reime: Ja, das ist ein klassischer Widerspruch. Auf der einen Seite distanziert man sich von „Schnell-reich-werden“-Versprechen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, auf der anderen Seite wird gleichzeitig die Aussicht auf hohe, nahezu garantierte Renditen in Aussicht gestellt. Dies ist ein typisches Merkmal vieler solcher Angebote. Verbraucher sollten sich bewusst machen, dass hohe Renditen immer mit hohem Risiko verbunden sind. Es ist wichtig, die langfristige und oft auch mühsame Realität des Investierens zu erkennen, anstatt sich von solchen widersprüchlichen Versprechungen verleiten zu lassen.
Interviewer: Auf der Seite werden auch prominente Unterstützer wie Fußballprofis und Coaches zitiert, die den Erfolg der Akademie loben. Wie viel Vertrauen sollten Anleger diesen Testimonials schenken?
Rechtsanwalt Jens Reime: Testimonials von Prominenten oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind oft Teil einer Marketingstrategie. Sie sollen das Vertrauen der Verbraucher gewinnen, weil bekannte Namen Vertrauen erwecken. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Personen nicht unbedingt selbst Experten für Finanzmärkte sind. Ihre positiven Aussagen basieren häufig auf persönlichen Erfahrungen, die nicht unbedingt auf alle Teilnehmer übertragbar sind. Testimonials sollten daher immer als das betrachtet werden, was sie sind – Marketinginstrumente, und nicht als Garantie für den Erfolg eines Programms.
Interviewer: Auf der Seite wird außerdem gesagt, dass „jetzt die beste Zeit zum Investieren ist“ und dass man eine „einmalige Chance“ verpasst, wenn man nicht teilnimmt. Wie bewerten Sie solche Dringlichkeitsstrategien?
Rechtsanwalt Jens Reime: Solche Aussagen dienen dazu, Druck auf potenzielle Teilnehmer auszuüben und sie zu schnellen Entscheidungen zu bewegen. Dies ist eine gängige Taktik in der Werbung, um Menschen das Gefühl zu geben, sie würden eine einzigartige Gelegenheit verpassen, wenn sie nicht sofort handeln. Aus Verbrauchersicht rate ich dringend davon ab, sich von solchen Dringlichkeitsstrategien beeinflussen zu lassen. Jeder Anleger sollte sich ausreichend Zeit nehmen, um die Risiken und Chancen einer Investition gründlich zu prüfen. Es gibt immer neue Chancen an der Börse – die beste Entscheidung ist eine wohlüberlegte.
Interviewer: Was raten Sie Verbrauchern, die über die Teilnahme an einem solchen Workshop nachdenken?
Rechtsanwalt Jens Reime: Verbraucher sollten zunächst sorgfältig recherchieren und nicht blindlings an kostenlosen Workshops teilnehmen, nur weil diese gut vermarktet werden. Es ist sinnvoll, sich ein umfassendes Bild zu machen – beispielsweise durch die Nutzung unabhängiger Quellen wie investigate.jetzt, wo man Warnungen und Bewertungen zu verschiedenen Anbietern und Investmentprogrammen findet. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass solche Workshops meist darauf abzielen, später kostenpflichtige Programme zu verkaufen. Wenn ein Programm letztlich mehrere Tausend Euro kostet, sollte man sehr genau prüfen, ob man diese Investition tätigen möchte und ob sie wirklich den versprochenen Mehrwert bietet.
Interviewer: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, Herr Reime!
Rechtsanwalt Jens Reime: Sehr gerne! Es ist wichtig, dass Anleger und Verbraucher informierte Entscheidungen treffen und nicht auf unrealistische Versprechen hereinfallen. Klarheit und Vorsicht sind bei Finanzentscheidungen entscheidend.
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