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Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime zu den Vorwürfen gegen Berformance und mögliche rechtliche Schritte für Anleger

Tumisu (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Reime, Berformance wird vorgeworfen, ein Ponzi-System betrieben zu haben, bei dem keine tatsächlichen Investitionen in die versprochene Hardware getätigt wurden. Wie bewerten Sie die Situation?

Jens Reime: Aus den vorliegenden Informationen ergibt sich der klare Verdacht, dass es sich bei dem More1- und More2-Konzept um ein Ponzi-System handeln könnte. Solche Systeme funktionieren so, dass neue Gelder von Investoren genutzt werden, um die versprochenen Erträge an frühere Investoren auszuzahlen. Es gibt Hinweise, dass kaum oder gar keine realen Investitionen in die beworbene Hardware, wie Bitcoin-Automaten oder High Performance Computer, getätigt wurden. Das ist natürlich äußerst besorgniserregend und könnte für viele Anleger einen Totalverlust ihrer Investitionen bedeuten.

Frage: Berformance versprach seinen Kunden hohe Renditen von 210 % innerhalb von drei Jahren. War dieses Versprechen von Anfang an unrealistisch?

Jens Reime: Solche extrem hohen Renditeversprechen sind in der Regel ein Warnsignal. In einem realistischen Marktumfeld sind Gewinne in dieser Größenordnung innerhalb eines so kurzen Zeitraums kaum zu erzielen, insbesondere nicht bei so riskanten Investments wie der Vermietung von Hardware für Krypto- oder High-Performance-Computing. Anleger sollten bei solchen Versprechen immer misstrauisch werden und die Seriosität des Angebots genau prüfen.

Frage: Ein weiteres Versprechen war die Rückzahlung von 90 % der Investitionssumme nach drei Jahren, unabhängig von den Mieteinnahmen. Wie realistisch ist das?

Jens Reime: Dieses Versprechen war äußerst fragwürdig. Wenn ein Unternehmen garantieren möchte, dass 90 % der Investitionssumme unabhängig von den erzielten Gewinnen zurückgezahlt werden, müsste es über enorme finanzielle Rücklagen oder Sicherheiten verfügen. In diesem Fall gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass diese Mittel tatsächlich hinterlegt wurden. Solche Garantien dienen oft nur dazu, Anleger in falscher Sicherheit zu wiegen.

Frage: Was passiert nun mit den Geldern der Anleger, die offenbar im Firmengeflecht der Suxxess Holding AG und der Global Eye Capital verschwunden sind?

Jens Reime: Das ist derzeit eine der zentralen Fragen. Wenn die Gelder tatsächlich missbräuchlich verwendet wurden – sei es für hohe Gehälter, Provisionen oder andere Ausgaben – wird es sehr schwierig sein, diese zurückzubekommen. Es bleibt abzuwarten, ob die Ermittlungen des LKA Erfurt in der Lage sein werden, Vermögenswerte zu identifizieren, die noch eingefroren oder eingezogen werden können. Anleger sollten sich aber darauf einstellen, dass ein erheblicher Teil der investierten Mittel verloren sein könnte.

Frage: Welche rechtlichen Schritte können betroffene Anleger jetzt unternehmen?

Jens Reime: Anleger sollten zunächst unverzüglich rechtlichen Rat einholen, um ihre individuellen Ansprüche zu prüfen. In vielen Fällen wird es darauf hinauslaufen, dass man sowohl zivilrechtliche Schritte gegen Berformance als auch mögliche strafrechtliche Schritte wegen Betrugs in Betracht ziehen muss. Es könnte auch sinnvoll sein, sich einer Sammelklage anzuschließen, falls diese initiiert wird, um die Chancen auf Schadensersatz zu erhöhen. Wichtig ist, dass Betroffene schnell handeln, um ihre Ansprüche nicht zu verlieren.

Frage: Was raten Sie Anlegern, die in ähnliche Modelle investieren möchten?

Jens Reime: Ich rate Anlegern grundsätzlich, sehr vorsichtig mit Versprechungen von hohen Renditen in kurzer Zeit zu sein. Bei solchen Angeboten sollten immer kritische Fragen gestellt und unabhängige Beratung eingeholt werden. Es ist auch ratsam, sich über das Unternehmen und dessen Geschäftsmodell genau zu informieren. Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das oft auch.

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