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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel: Einfach erklärt – Inflation, Deflation und die Zinsbeschlüsse der EZB

Tumisu (CC0), Pixabay
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Interviewer: Herr Högel, können Sie uns kurz erklären, was Inflation und Deflation sind?

Maurice Högel: Sehr gerne! Inflation bedeutet, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen im Laufe der Zeit steigen. Das führt dazu, dass man für das gleiche Geld weniger kaufen kann, also verliert das Geld an Kaufkraft. Zum Beispiel, wenn der Preis für ein Brot von 2 Euro auf 2,50 Euro steigt, dann ist das ein Zeichen für Inflation.

Deflation ist das Gegenteil: Die Preise sinken. Das klingt erst einmal gut, weil man für das gleiche Geld mehr kaufen kann. Aber wenn Preise über längere Zeit fallen, kann das problematisch sein, weil Menschen und Unternehmen weniger ausgeben, was die Wirtschaft verlangsamen kann.

Interviewer: Wie hängen diese beiden Phänomene mit den Zinsbeschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen?

Maurice Högel: Die EZB hat den Auftrag, die Preisstabilität im Euroraum zu sichern. Um das zu erreichen, passt sie die Zinsen an. Wenn die Inflation zu hoch ist, also die Preise zu schnell steigen, versucht die EZB, das durch höhere Zinsen zu bremsen.

Höhere Zinsen bedeuten, dass es teurer wird, sich Geld zu leihen, zum Beispiel für Kredite. Das führt dazu, dass weniger investiert und konsumiert wird, was den Preisanstieg verlangsamen kann.

Umgekehrt, wenn die Wirtschaft schwach ist und es sogar Deflationsgefahr gibt, senkt die EZB die Zinsen. Niedrige Zinsen machen es günstiger, Geld zu leihen, und das soll den Konsum und die Investitionen ankurbeln, damit die Preise nicht weiter fallen.

Interviewer: Was passiert, wenn die EZB die Zinsen erhöht?

Maurice Högel: Wenn die EZB die Zinsen erhöht, wird es teurer, Kredite aufzunehmen. Das betrifft sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen. Zum Beispiel steigen dann die Zinsen für Immobilienkredite. Menschen und Firmen überlegen sich dann zweimal, ob sie einen Kredit aufnehmen und Geld ausgeben wollen. Dadurch kühlt sich die Wirtschaft etwas ab, was hilft, die Inflation zu bremsen, weil weniger Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen besteht.

Interviewer: Und wenn die EZB die Zinsen senkt, was passiert dann?

Maurice Högel: Sinkende Zinsen machen es billiger, sich Geld zu leihen. Unternehmen können leichter Kredite aufnehmen, um zu investieren, und Privatpersonen können günstigere Kredite bekommen, zum Beispiel für ein Auto oder eine neue Wohnung. Das führt zu mehr Konsum und Investitionen, was die Wirtschaft ankurbelt. Allerdings kann das auch dazu führen, dass die Preise wieder steigen, weil die Nachfrage nach Gütern zunimmt.

Interviewer: Also, wenn die Inflation zu hoch ist, steigen die Zinsen, und bei Deflation sinken sie?

Maurice Högel: Genau! Die EZB passt die Zinsen an, um ein Gleichgewicht zu finden: Sie will verhindern, dass die Inflation zu stark wird, aber auch vermeiden, dass die Preise zu stark fallen und die Wirtschaft in die Deflation rutscht.

Interviewer: Vielen Dank für diese verständlichen Erklärungen, Herr Högel!

Maurice Högel: Sehr gerne!

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