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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel: Gefahren und Missverständnisse bei Nachrangdarlehen

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Högel, Nachrangdarlehen werden oft als attraktive Bürgerbeteiligung bei nachhaltigen Projekten beworben. Wie beurteilen Sie diese Anlageform?

Maurice Högel: Nachrangdarlehen können durchaus sinnvoll sein, um Projekte wie Windkraftanlagen oder Solaranlagen zu finanzieren. Aber sie bergen erhebliche Risiken, die vielen Anlegern nicht bewusst sind. Im schlimmsten Fall kann das investierte Geld komplett verloren gehen, da Nachrangdarlehen im Insolvenzfall des Projektbetreibers nachrangig bedient werden – sprich: erst nach allen anderen Gläubigern, falls überhaupt noch etwas übrig ist.

Frage: Welche Missverständnisse gibt es bei dieser Anlageform?

Högel: Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass Nachrangdarlehen besonders sicher seien, weil sie von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geprüft und genehmigt würden. Das ist schlicht falsch. Die BaFin prüft die formale Einhaltung von rechtlichen Vorgaben, insbesondere ob der Verkaufsprospekt korrekt und vollständig ist. Sie genehmigt oder bewertet jedoch nicht die wirtschaftliche Tragfähigkeit oder Sicherheit des Projekts. Dieser Unterschied zwischen „Prüfung“ und „Genehmigung“ ist klein, aber entscheidend.

Frage: In einer Stellungnahme zu einem Windparkprojekt wurde behauptet, dass die BaFin Nachrangdarlehen genehmige. Wie bewerten Sie diese Aussage?

Högel: Das ist eine unglückliche und irreführende Formulierung. Die BaFin gestattet den Vertrieb, wenn die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, aber sie übernimmt keine Verantwortung für die Sicherheit oder Rentabilität der Anlage. Es ist wichtig, dass Bürgermeister und andere Verantwortliche hier genau und transparent kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden.

Frage: Was sollten Anleger beachten, wenn sie über ein Nachrangdarlehen nachdenken?

Högel: Zunächst einmal sollten sie sich bewusst sein, dass Nachrangdarlehen hochriskante Anlagen sind. Ein Totalausfall des eingesetzten Kapitals ist möglich. Daher sollten solche Investments nur einen kleinen Teil des Vermögens ausmachen, wenn überhaupt. Anleger sollten den Verkaufsprospekt sorgfältig lesen und sich unabhängig beraten lassen. Auch die Frage, ob das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist, sollte kritisch hinterfragt werden.

Frage: Warum werden Nachrangdarlehen dennoch so oft eingesetzt?

Högel: Sie sind für Projektentwickler eine vergleichsweise einfache und schnelle Möglichkeit, Kapital zu beschaffen, ohne sofort Anteile am Unternehmen abzugeben oder umfangreiche Bankkredite aufzunehmen. Zudem werden sie häufig als Bürgerbeteiligung verkauft, was emotional positiv wirkt und die Akzeptanz von Projekten in der Region erhöhen kann.

Frage: Wie könnten Kommunen oder Projektbetreiber hier für mehr Transparenz sorgen?

Högel: Indem sie klar kommunizieren, welche Risiken mit Nachrangdarlehen verbunden sind, und keine irreführenden Aussagen treffen, wie etwa die Erwähnung einer BaFin-Genehmigung. Zusätzlich könnten sie unabhängige Experten hinzuziehen, um Anleger umfassend aufzuklären. Mehr Transparenz führt zu einer informierten Entscheidung und erhöht letztlich das Vertrauen in das Projekt.

Frage: Was würden Sie Kleinanlegern abschließend raten?

Högel: Seien Sie skeptisch bei übertrieben positiven Versprechen und hinterfragen Sie jede Anlageform kritisch. Holen Sie sich unabhängige Beratung und investieren Sie nur Geld, dessen Verlust Sie notfalls verschmerzen können. Nachhaltigkeit ist wichtig, aber sie sollte nicht auf Kosten Ihrer finanziellen Sicherheit gehen.

https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/burgermeister-und-projekttrager-sind-von-hummelsebene-uberzeugt#

 

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