Redakteur: Herr Högel, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mit uns über die Werbeaussagen von Solar Direktinvest zu sprechen. Die Firma wirbt mit Photovoltaik-Investments als „sicherer Geldanlage“ und hebt dabei hohe Renditen und ein geringes Risiko hervor. Wie bewerten Sie diese Aussagen?
Maurice Högel: Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben. Die Werbebotschaften von Solar Direktinvest klingen zunächst sehr attraktiv, besonders für Menschen, die in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten nach stabilen Investitionen suchen. Dennoch gibt es einige Punkte, die kritisch hinterfragt werden sollten. Insbesondere die Darstellung, dass ein Solar-Investment „ohne Risiko“ sei und gleichzeitig Renditen von bis zu 10 % pro Jahr verspricht, ist meiner Meinung nach irreführend.
Redakteur: Warum halten Sie diese Aussage für problematisch?
Maurice Högel: Keine Geldanlage ist vollständig risikofrei, auch nicht Photovoltaik-Investments. Zwar können Solarprojekte durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine gewisse Grundsicherheit bieten, da Einspeisevergütungen für 20 Jahre garantiert werden. Allerdings gibt es dennoch Risiken, die hier stark heruntergespielt werden. Zum Beispiel können sich politische Rahmenbedingungen ändern, die Lebensdauer der Technik kann geringer ausfallen als erwartet, und unerwartete Reparaturkosten können die Rendite erheblich mindern. Es ist auch unklar, wie der Betreiber mit möglichen Zahlungsausfällen von Stromabnehmern oder Versicherungsproblemen umgehen würde. Diese Risiken werden in der Werbung kaum erwähnt, was Verbraucher in die Irre führen könnte.
Redakteur: Die Werbung betont außerdem, dass Photovoltaikanlagen eine „langfristige und sichere Geldanlage“ darstellen. Stimmen Sie dem zu?
Maurice Högel: Photovoltaikanlagen können in der Tat eine langfristige Anlageform sein, aber „sicher“ ist auch hier ein dehnbarer Begriff. Investoren müssen bedenken, dass die Rendite stark von Faktoren wie Standort, Sonneneinstrahlung, Wartungskosten und der tatsächlichen Einspeisevergütung abhängt. Außerdem ist „langfristig“ nicht für jeden Investor geeignet. Wenn jemand sein Geld kurzfristig benötigt oder flexibel bleiben möchte, ist ein Solar-Investment möglicherweise keine gute Wahl. Die Werbung geht auf diese Einschränkungen nicht ein und lässt es so wirken, als sei das Investment ideal für jeden – was schlicht nicht stimmt.
Redakteur: Solar Direktinvest wirbt auch mit dem Begriff „ohne Risiko“ und verweist dabei auf Versicherungen, die etwaige Schäden abdecken sollen. Ist das ein valider Punkt?
Maurice Högel: Versicherungen können sicherlich einige Risiken mindern, aber sie eliminieren diese nicht vollständig. Versicherungen decken zum Beispiel keine Markt- oder Systemrisiken ab. Wenn der Strompreis sinkt oder sich die staatliche Förderung ändert, hilft Ihnen keine Versicherung. Auch werden in der Praxis nicht immer alle Schäden reibungslos reguliert. Der Begriff „ohne Risiko“ ist daher nicht nur irreführend, sondern in diesem Zusammenhang auch juristisch angreifbar, da er den Eindruck erweckt, es gäbe keinerlei Unsicherheiten – was nicht der Realität entspricht.
Redakteur: Die Werbung hebt hervor, dass eine Rendite von bis zu 10 % pro Jahr möglich sei. Wie realistisch ist diese Zahl?
Maurice Högel: Die genannte Rendite mag in Ausnahmefällen möglich sein, zum Beispiel bei optimalen Bedingungen wie einem besonders guten Standort, niedrigen Betriebskosten und einer hohen Einspeisevergütung. Aber für den Durchschnittsinvestor ist eine solche Rendite eher unrealistisch. Zudem wird in der Werbung nicht klar differenziert, dass es sich um „bis zu“-Renditen handelt. Viele Anleger könnten daraus schließen, dass diese 10 % die Norm sind, was definitiv nicht der Fall ist. Es wäre wünschenswert, wenn Solar Direktinvest hier transparenter wäre und realistischere Szenarien aufzeigen würde.
Redakteur: Was sollten Verbraucher beachten, wenn sie sich für ein Investment bei Solar Direktinvest interessieren?
Maurice Högel: Verbraucher sollten sich zunächst umfassend über die Risiken und Bedingungen informieren. Dazu gehört, dass sie die Verträge und Prospekte im Detail prüfen und bei Unsicherheiten einen Fachanwalt oder einen unabhängigen Finanzberater hinzuziehen. Besonders wichtig ist es, die Renditeversprechen kritisch zu hinterfragen und sicherzustellen, dass man sich der langfristigen Bindung bewusst ist. Außerdem sollten potenzielle Investoren nicht auf Hochglanz-Werbung hereinfallen, sondern immer prüfen, wie solide das Geschäftsmodell des Anbieters tatsächlich ist.
Redakteur: Gibt es rechtliche Schritte, die Sie Verbrauchern empfehlen würden, wenn sie sich von solchen Werbeaussagen getäuscht fühlen?
Maurice Högel: Sollte sich herausstellen, dass ein Anbieter mit überzogenen oder irreführenden Versprechen geworben hat, können Verbraucher rechtliche Schritte einleiten. Es besteht die Möglichkeit, den Anbieter wegen Irreführung oder unlauterer Werbung zu verklagen. In vielen Fällen kann auch die Rückabwicklung eines Vertrags erreicht werden, wenn nachweislich falsche Versprechungen gemacht wurden. Hierfür empfehle ich jedoch immer, sich an eine Verbraucherzentrale oder einen spezialisierten Anwalt zu wenden.
Redakteur: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, Herr Högel. Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Maurice Högel: Gerne. Mein Appell an alle Verbraucher: Lassen Sie sich nicht von wohlklingenden Werbeaussagen blenden. Jede Geldanlage hat ihre Tücken, und es ist Ihre Verantwortung, diese zu erkennen, bevor Sie Ihr Geld investieren. Photovoltaik kann eine gute Option sein, aber sie ist keineswegs so „sicher“ oder „risikolos“, wie es manche Werbeanzeigen suggerieren. Prüfen Sie alles sorgfältig und lassen Sie sich im Zweifelsfall beraten.
Redakteur: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Högel!
Maurice Högel: Danke Ihnen. Ich freue mich, wenn ich Verbrauchern helfen konnte, eine informierte Entscheidung zu treffen.
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