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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel zum Thema Photovoltaikanlagen

Tumisu (CC0), Pixabay
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Interviewer: Herr Högel, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um über die aktuellen Trends und Möglichkeiten von Photovoltaikanlagen zu sprechen. Viele Verbraucher stellen sich die Frage: Kann man mit einer Photovoltaikanlage wirklich Geld verdienen, oder gibt es hier versteckte Risiken, die oft übersehen werden?

Högel: Sehr gerne. Es freut mich, dass dieses Thema derzeit so viel Aufmerksamkeit bekommt. Photovoltaikanlagen haben sicherlich das Potenzial, Einnahmen zu generieren, aber es gibt einige wichtige Punkte, die potenzielle Investoren beachten sollten. Es ist nicht immer so einfach und profitabel, wie es in der Werbung oft dargestellt wird.


Interviewer: Fangen wir gleich mit der größten Frage an: Ist es wirklich so lukrativ, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren, um damit Strom ins Netz einzuspeisen und Geld zu verdienen?

Högel: Nun, das hängt von vielen Faktoren ab. Der Gedanke, dass man überschüssigen Strom ins Netz einspeisen und damit Geld verdienen kann, ist grundsätzlich korrekt. Man erhält eine sogenannte Einspeisevergütung für den überschüssigen Strom, den man nicht selbst verbraucht. Diese Vergütung variiert allerdings stark und liegt derzeit in Österreich, wie in Ihrem Beispiel erwähnt, bei etwa 0,20 € pro Kilowattstunde. Vor einigen Monaten war sie sogar bei über 0,50 €. Diese Schwankungen zeigen, dass der Markt volatil ist. Außerdem muss man bedenken, dass diese Vergütungen in vielen Ländern schrittweise gesenkt werden, was die langfristige Rentabilität stark beeinflussen kann.


Interviewer: Also könnte man sagen, dass die Einnahmen aus einer Photovoltaikanlage stark vom Strommarkt abhängen. Was bedeutet das für kleinere Anlagen, die eher für den Eigenverbrauch gedacht sind?

Högel: Genau. Für viele Verbraucher steht der Eigenverbrauch im Vordergrund. Sie möchten ihre eigenen Stromkosten senken und sehen die Einspeisung als zusätzlichen Bonus. Allerdings lohnt es sich nur dann wirklich, wenn der eigene Stromverbrauch und die Kapazität der Anlage gut aufeinander abgestimmt sind. Die Überschüsse, die ins Netz eingespeist werden, bringen aufgrund der geringen Vergütung oft nicht so viel ein, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Wer auf eine Einspeisevergütung setzt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese über die Jahre weiter sinken könnte, was die Rentabilität mindert.


Interviewer: Sie haben die Volatilität der Einspeisevergütung erwähnt. Sehen Sie das als ein Risiko für private Verbraucher, die in solche Anlagen investieren?

Högel: Absolut. Die Einspeisevergütung ist ein zentraler Punkt, den viele nicht ausreichend berücksichtigen. Sie schwankt und kann stark sinken, was die erwarteten Einnahmen reduziert. Und das bringt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt: die steuerlichen Auswirkungen. Ab einem gewissen Punkt, wenn eine Anlage über eine bestimmte Größe hinausgeht oder zu viel Strom ins Netz eingespeist wird, wird dies als gewerblich eingestuft. Das bedeutet, dass Einkommenssteuer auf die erzielten Einnahmen anfällt. Das wissen viele Verbraucher nicht, wenn sie in solche Anlagen investieren, und es kann die Gesamtrendite erheblich schmälern.


Interviewer: Das bringt mich zu meiner nächsten Frage: Was genau bedeutet es für den Verbraucher, wenn er mit seiner Anlage in den gewerblichen Bereich rutscht? Welche rechtlichen und steuerlichen Konsequenzen hat das?

Högel: Sobald eine Anlage eine bestimmte Kapazitätsgrenze überschreitet – in Österreich spricht man beispielsweise von etwa 25 kWp (Kilowatt-Peak) – und wenn mehr als 12,5 kWp ins Netz eingespeist werden, gilt die Anlage als gewerblich. Das bringt mehrere Verpflichtungen mit sich. Zunächst einmal fallen Einkommenssteuer und möglicherweise auch Gewerbesteuer auf die Einnahmen an. Das bedeutet, dass der Gewinn, den man durch die Einspeisung erzielt, versteuert werden muss. Darüber hinaus gibt es auch administrative Anforderungen: Man muss eine Gewerbeanmeldung vornehmen, steuerliche Aufzeichnungen führen und regelmäßig Steuererklärungen abgeben.


Interviewer: Das klingt nach deutlich mehr Aufwand, als sich viele vielleicht vorstellen. Wie sieht es mit größeren Anlagen aus, etwa bei Unternehmen, die große Dachflächen oder Freiflächen nutzen wollen?

Högel: Bei größeren Anlagen, wie sie zum Beispiel auf Lagerhallen, Shoppingcentern oder großen Freiflächen installiert werden, spricht man tatsächlich von gewerblichen Photovoltaikanlagen. Diese werden häufig als lukratives Finanzinstrument dargestellt, ähnlich wie Immobilien oder Anleihen, da sie eine kontinuierliche Rendite bringen können. Solche Anlagen können tatsächlich sehr profitabel sein – vorausgesetzt, alle rechtlichen, steuerlichen und technischen Voraussetzungen werden erfüllt. Aber auch hier gibt es Fallstricke: Die hohe Anfangsinvestition und mögliche Folgekosten, wie Wartung, Reparaturen und Anpassungen an der Netz-Infrastruktur, müssen sorgfältig kalkuliert werden.


Interviewer: Apropos hohe Investitionen: Eine Anlage kann, wie in Ihrem Beispiel, bis zu 370.000 € kosten. Wie bewerten Sie diese hohen Anfangskosten, und wann lohnt sich eine solche Investition wirklich?

Högel: Die hohen Anfangskosten sind natürlich ein wesentlicher Faktor. Es stimmt, dass sich eine Photovoltaikanlage in etwa 5 bis 7 Jahren amortisieren kann – aber das ist stark von den individuellen Gegebenheiten abhängig. Beispielsweise müssen auch zusätzliche Kosten berücksichtigt werden, die bei der Installation anfallen können, wie Erdarbeiten, Verstärkung der Netzanschlüsse oder der Einbau eines stärkeren Transformators. Diese Kosten können die Amortisationszeit verlängern. Zudem ist zu bedenken, dass eine solche Anlage regelmäßige Wartung benötigt, auch wenn der Aufwand vergleichsweise gering ist. Schließlich besteht immer das Risiko, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern, was die Rentabilität beeinträchtigen könnte.


Interviewer: Das bringt mich zu einem weiteren Thema: Viele Menschen sind sich über steuerliche Optimierungsmöglichkeiten im Klaren, wie zum Beispiel die Gründung einer Holding zur Steuervermeidung. Was sind die rechtlichen Risiken solcher Konstrukte?

Högel: Steuerliche Konstrukte wie die Gründung einer Holding zur Verwaltung der Gewinne aus Photovoltaikanlagen können in bestimmten Fällen sinnvoll sein, sind aber nicht ohne Risiken. Diese Konstruktionen müssen genau den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und erfordern eine professionelle Beratung durch einen Steuerexperten. Es gibt rechtliche Grauzonen, und wer versucht, Steuern zu „optimieren“, könnte sich schnell in einem Konflikt mit den Steuerbehörden wiederfinden. Ein häufiger Fehler ist, dass Verbraucher glauben, sie könnten Einkommenssteuer vollständig umgehen. Das ist nicht der Fall – und Fehlinterpretationen des Steuerrechts können zu Nachzahlungen oder gar zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen.


Interviewer: Zusammenfassend, Herr Högel, würden Sie sagen, dass Photovoltaikanlagen eine solide Investition sind, oder sehen Sie mehr Risiken als Chancen?

Högel: Photovoltaikanlagen können eine gute Investition sein, wenn man sich der Risiken und Herausforderungen bewusst ist. Für private Haushalte ist es meistens eine Möglichkeit, die eigenen Stromkosten zu senken und einen kleinen Überschuss zu erzielen. Für größere Investoren oder Unternehmen kann es eine profitable Einnahmequelle sein, sofern alle rechtlichen und steuerlichen Aspekte sorgfältig beachtet werden. Aber wie bei jeder Investition gilt: Ohne fundierte Planung und Beratung kann eine vermeintlich gute Idee schnell zu unerwarteten Problemen führen. Wer in Photovoltaik investieren möchte, sollte sich im Vorfeld umfassend informieren und gegebenenfalls einen Steuer- oder Rechtsexperten hinzuziehen.


Interviewer: Vielen Dank, Herr Högel, für Ihre ehrlichen und kritischen Einblicke in dieses komplexe Thema.

Högel: Sehr gerne. Ich hoffe, ich konnte ein wenig Licht ins Dunkel bringen und den potenziellen Investoren helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

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