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Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel zur BaFin-Warnung über trustinvx.com und zum Thema Identitätsdiebstahl

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Högel, die BaFin hat vor der Website trustinvx.com gewarnt. Können Sie uns erklären, was es mit dieser Warnung auf sich hat?

Maurice Högel: Die BaFin warnt davor, dass auf der Website trustinvx.com Finanz- und Wertpapierdienstleistungen angeboten werden, obwohl die Betreiber keine Erlaubnis der BaFin haben. Noch problematischer ist, dass trustinvx fälschlicherweise behauptet, mit der HanseMerkur Trust AG aus Hamburg und der HanseMerkur Trust Swiss AG aus Zürich verbunden zu sein. Diese Behauptung ist nachweislich falsch, und es handelt sich hier um einen klassischen Fall von Identitätsmissbrauch. Das bedeutet, dass der gute Name und die Reputation etablierter Unternehmen missbraucht werden, um potenzielle Anleger zu täuschen.

Frage: Was bedeutet Identitätsmissbrauch genau, und wie funktioniert das?

Maurice Högel: Beim Identitätsmissbrauch werden der Name, das Logo oder andere geschützte Kennzeichen eines etablierten Unternehmens ohne deren Zustimmung verwendet, um Anleger zu täuschen. In diesem Fall gibt trustinvx fälschlicherweise vor, mit der HanseMerkur Trust AG und ihrer Tochtergesellschaft in der Schweiz verbunden zu sein. Anleger denken dadurch, sie investieren bei einem vertrauenswürdigen, regulierten Unternehmen. In Wirklichkeit fließt das Geld jedoch an ein unreguliertes Unternehmen, das oft keinerlei realen Finanzdienstleistungen anbietet und am Ende schlicht verschwindet – mitsamt dem Geld der Anleger.

Frage: Was sollten Anleger tun, die bereits Geld an trustinvx.com überwiesen haben?

Maurice Högel: Wenn Anleger bereits Geld überwiesen haben, sollten sie schnellstmöglich handeln. Zunächst sollten sie ihre Bank kontaktieren und versuchen, die Überweisung zurückzuholen – vor allem bei grenzüberschreitenden Zahlungen ist hier Eile geboten. Zudem empfehle ich, eine Strafanzeige bei der Polizei oder dem zuständigen Landeskriminalamt zu erstatten. Es ist auch wichtig, die BaFin über den Fall zu informieren, damit sie weitere Maßnahmen ergreifen kann. Anleger sollten alle Belege, E-Mails und Korrespondenzen mit trustinvx sichern und den Behörden zur Verfügung stellen. Das erleichtert die Ermittlungen und erhöht die Chance, zumindest einen Teil des Geldes zurückzuerlangen.

Frage: Gibt es Möglichkeiten, solche Betrugsmaschen frühzeitig zu erkennen?

Maurice Högel: Ja, es gibt einige Warnsignale, auf die Anleger achten können. Zunächst sollte man immer prüfen, ob das Unternehmen bei der BaFin oder einer anderen Finanzaufsichtsbehörde registriert ist. Das geht ganz einfach über die Unternehmensdatenbank der BaFin. Wenn eine Plattform mit außergewöhnlich hohen Renditen wirbt oder drängt, schnell zu investieren, ist Vorsicht geboten. Ein fehlendes Impressum, widersprüchliche Angaben zum Geschäftssitz oder der Missbrauch bekannter Namen, wie hier die HanseMerkur Trust AG, sind ebenfalls klare Warnsignale.

Frage: Warum sind solche Betrugsmaschen trotz der Arbeit von Behörden wie der BaFin weiterhin so häufig?

Maurice Högel: Die Digitalisierung hat es Betrügern einfacher gemacht, professionell aussehende Websites zu erstellen und Anleger weltweit anzusprechen. Betrüger agieren oft international, was die Verfolgung erschwert. Zudem sind viele Anleger nicht ausreichend sensibilisiert und vertrauen auf bekannte Namen, ohne diese zu überprüfen. Die BaFin und andere Behörden leisten gute Arbeit, um solche Fälle aufzudecken, aber die Betrüger sind oft einen Schritt voraus und wechseln schnell Domains oder gründen neue Plattformen. Deshalb ist es so wichtig, dass Anleger selbst wachsam sind.

Frage: Welche Schritte können Anleger unternehmen, um sich vor solchen Betrugsmaschen zu schützen?

Maurice Högel: Der beste Schutz ist, gründlich zu recherchieren und skeptisch zu bleiben. Anleger sollten immer prüfen, ob ein Unternehmen eine gültige Lizenz besitzt und tatsächlich von einer Finanzaufsichtsbehörde wie der BaFin oder der FCA beaufsichtigt wird. Wenn ein Unternehmen bekannte Namen oder Logos verwendet, sollte man diese Angaben verifizieren – zum Beispiel direkt bei den genannten Unternehmen nachfragen, ob eine Verbindung besteht. Zudem sollte man sich niemals unter Druck setzen lassen, schnell zu investieren, und Angebote mit unrealistisch hohen Renditeversprechen grundsätzlich meiden.

Auch der Verbraucherschutzpodcast der BaFin, wie in der Warnung erwähnt, bietet nützliche Informationen, wie man sich vor solchen Betrügereien schützen kann.

Frage: Was sollten Anleger tun, wenn sie unsicher sind, ob ein Angebot seriös ist?

Maurice Högel: Wenn Zweifel bestehen, sollte man nicht investieren. Nehmen Sie sich die Zeit, das Angebot zu prüfen oder holen Sie sich Unterstützung von einem unabhängigen Finanzexperten oder Anwalt. Überprüfen Sie Warnmeldungen auf den Websites von Behörden wie der BaFin oder der Financial Conduct Authority (FCA). Ein seriöses Unternehmen hat nichts zu verbergen und wird immer transparent sein. Wenn etwas nicht stimmig wirkt oder Sie das Gefühl haben, gedrängt zu werden, ist es besser, Abstand zu nehmen.

Frage: Vielen Dank, Herr Högel, für Ihre Erläuterungen und wertvollen Ratschläge!

Maurice Högel: Sehr gerne. Es ist wichtig, dass Anleger über diese Risiken informiert sind und lernen, Warnsignale zu erkennen. Nur so können sie sich vor Betrug schützen.

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