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Interview mit Rechtsanwalt Reime über Thorsten Koch DeFi und rechtliche Risiken

Tumisu (CC0), Pixabay
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Interviewer: Herr Reime, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Thorsten Koch ist ein prominenter Verfechter von Decentralized Finance (DeFi) und vertritt die Meinung, dass DeFi dem traditionellen Bankensystem überlegen ist. Was halten Sie als Anwalt von solchen Aussagen, insbesondere im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen?

Rechtsanwalt Reime: Vielen Dank für die Einladung. DeFi hat in der Tat einige interessante Aspekte, besonders was Dezentralisierung und Transparenz betrifft. Allerdings sollte man die rechtlichen Risiken nicht unterschätzen. DeFi-Transaktionen sind oft in einer rechtlichen Grauzone, da sie nicht denselben regulatorischen Anforderungen unterliegen wie traditionelle Finanzdienstleistungen. Das führt zu erheblichen Risiken, insbesondere für unerfahrene Anleger.

Interviewer: Koch hebt hervor, dass DeFi durch die Dezentralisierung und den Verzicht auf zentrale Institutionen Vorteile wie mehr Sicherheit und Schutz vor Zensur bietet. Teilen Sie diese Ansicht?

Rechtsanwalt Reime: Dezentralisierung kann in der Tat Schutz vor bestimmten Arten von Kontrolle und Zensur bieten. Aber diese Vorteile kommen mit eigenen Problemen. Beispielsweise gibt es keine zentrale Instanz, an die man sich im Falle eines Betrugs wenden kann. Wenn Sie in eine betrügerische DeFi-Plattform investieren oder gehackt werden, gibt es oft keinen rechtlichen Rückgriff. Zudem sind rechtliche Fragen in Bezug auf die Haftung und die Zuständigkeit oft nicht geklärt, weil die Betreiber anonym sind oder sich in verschiedenen Rechtssystemen aufhalten.

Interviewer: Koch propagiert, dass Menschen ihr Geld nicht bei europäischen Banken aufbewahren sollen und stattdessen „ihre eigene Bank“ im DeFi-System sein sollten. Was ist Ihre Meinung dazu, insbesondere aus einer rechtlichen Perspektive?

Rechtsanwalt Reime: Diese Idee klingt verlockend, ist aber extrem riskant. Banken in Europa sind durch zahlreiche Gesetze und Regularien stark überwacht, was den Schutz der Anleger und ihrer Gelder gewährleistet. DeFi hingegen ist weitgehend unreguliert. Das bedeutet, dass man ohne den Schutz von Einlagensicherungssystemen oder behördlicher Überwachung agiert. Wer in DeFi „seine eigene Bank“ sein will, sollte sich der enormen Verantwortung und der Risiken bewusst sein. Der Verlust von Geldern durch Hacks oder Fehlfunktionen von Smart Contracts ist keine Seltenheit.

Interviewer: Ein zentraler Punkt von Kochs Argumentation ist die höhere Rendite, die DeFi angeblich bietet. Er spricht von Renditen von bis zu 10 % pro Monat. Wie bewerten Sie diese Aussagen?

Rechtsanwalt Reime: Solche hohen Renditen sollten jeden Anleger misstrauisch machen. Wo es hohe Renditen gibt, gibt es auch hohe Risiken. Viele DeFi-Projekte haben sich in der Vergangenheit als Ponzi-Schemata oder betrügerische Unternehmen entpuppt, die nur darauf abzielen, Gelder von unerfahrenen Investoren einzusammeln. Hohe Renditen sind oft nur kurzfristig erzielbar und beruhen nicht selten auf spekulativen und unsicheren Projekten. Anleger sollten sich daher genau überlegen, ob sie bereit sind, ein so hohes Risiko einzugehen.

Interviewer: Ein weiteres Argument von Koch ist, dass DeFi in der Zukunft das traditionelle Bankensystem vollständig ersetzen könnte. Wie sehen Sie die Zukunft von DeFi im Vergleich zum zentralen Bankensystem?

Rechtsanwalt Reime: Ich denke, dass DeFi in bestimmten Nischen sicherlich Potenzial hat, aber das traditionelle Bankensystem vollständig zu ersetzen, halte ich für unrealistisch. Banken erfüllen wichtige gesellschaftliche und regulatorische Funktionen, die DeFi in seiner jetzigen Form nicht leisten kann. Zum Beispiel unterliegen Banken strengen Vorschriften zur Geldwäschebekämpfung und Einlagensicherung, während DeFi-Plattformen hier oft noch völlig unreguliert sind. Eine Koexistenz ist denkbar, aber die vollständige Ablösung des traditionellen Bankensystems ist unwahrscheinlich.

Interviewer: Was wären aus Ihrer Sicht die größten rechtlichen Hürden, die überwunden werden müssten, damit DeFi eine breitere Akzeptanz findet?

Rechtsanwalt Reime: Eine der größten Herausforderungen ist die Regulierung. Aktuell gibt es wenig bis keine rechtlichen Standards für DeFi-Projekte, was Betrug und Missbrauch Tür und Tor öffnet. Außerdem müssten Fragen zur Zuständigkeit, zum Anlegerschutz und zur Haftung im Falle von Verlusten geklärt werden. Ohne eine klarere rechtliche Struktur werden viele institutionelle Investoren und auch private Anleger zögern, in DeFi zu investieren.

Interviewer: Herr Reime, vielen Dank für Ihre aufschlussreichen Antworten. Es scheint, dass DeFi durchaus interessante Möglichkeiten bietet, aber auch erhebliche rechtliche und finanzielle Risiken birgt.

Rechtsanwalt Reime: Es war mir eine Freude. Anleger sollten immer genau abwägen und sich umfassend informieren, bevor sie in neue Technologien wie DeFi investieren.


Dieses Interview beleuchtet die rechtlichen und finanziellen Risiken, die im Zusammenhang mit DeFi stehen, und gibt eine kritische Perspektive auf die Aussagen von Thorsten Koch.

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