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Interview mit Rechtsanwalt Sascha Borowski zum Anstieg von Unternehmensinsolvenzen und den Auswirkungen auf deutsche Kreditinstitute

Fotocitizen (CC0), Pixabay
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Interviewer: Guten Tag, Herr Borowski. Wir freuen uns, Sie heute zu den aktuellen Herausforderungen der deutschen Kreditinstitute und der Wirtschaft im Allgemeinen befragen zu dürfen.

Sascha Borowski: Guten Tag. Es ist mir eine Freude, zu diesen wichtigen Themen meine Einsichten zu teilen.

Interviewer: Es wurde berichtet, dass das Risiko von Insolvenzen deutscher Unternehmen gestiegen ist. Können Sie uns erläutern, was dies für die Wirtschaft bedeutet?

Sascha Borowski: Ja, die aktuelle wirtschaftliche Lage, geprägt durch Faktoren wie höhere Zinsen, Inflation und geopolitische Unsicherheiten, hat das Insolvenzrisiko deutscher Unternehmen erhöht. Besonders betroffen sind Branchen wie das Sozial- und Gesundheitswesen sowie das Grundstücks- und Wohnungswesen. Dies führt zu einer Zunahme problematischer Kredite, Schuldverschreibungen und Verbriefungen, die letztendlich die Finanzstabilität der Kreditinstitute belasten können.

Interviewer: Welche spezifischen Risiken sehen Sie für die Kreditinstitute?

Sascha Borowski: Kreditinstitute, insbesondere solche mit geringen Eigenkapitalpuffern oder unzureichender Risikodiversifikation, könnten durch ansteigende Kreditausfälle stark belastet werden. Die NPL-Quoten sind zwar noch vergleichsweise niedrig, zeigen aber eine steigende Tendenz. Dies erfordert eine intensivere Risikovorsorge und eine engmaschige Überwachung des Kreditportfolios.

Interviewer: Was ist mit den Auswirkungen auf Versicherer?

Sascha Borowski: Auch Versicherer sind betroffen, da sie in Private Debt-Fonds investieren, die Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung stellen. Diese Investitionen können zwar zur Diversifizierung des Gesamtportfolios beitragen, stellen jedoch hohe Anforderungen an das Risikomanagement. Besonders in der aktuellen Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit ist dies eine Herausforderung.

Interviewer: Wie reagiert die BaFin auf diese Entwicklungen?

Sascha Borowski: Die BaFin hat bereits reagiert, indem sie Sonderprüfungen und Werthaltigkeitsprüfungen intensiviert und ihre Datenanalyse-Kapazitäten ausbaut. Ziel ist es, Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Die BaFin sensibilisiert auch die Versicherungsbranche für die Anforderungen an das Risikomanagement im Zusammenhang mit Private Debt-Investitionen.

Interviewer: Sehen Sie Handlungsbedarf für die Banken und Versicherer?

Sascha Borowski: Ja, die Institute sollten ihre Risikomanagementstrategien überprüfen und anpassen. Eine erhöhte Risikovorsorge und eine stärkere Diversifikation der Portfolios sind unerlässlich. Zudem sollten sie ihre Kreditvergaberichtlinien an die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen anpassen.

Interviewer: Vielen Dank, Herr Borowski, für Ihre umfassenden Einblicke in diese komplexen Themen.

Sascha Borowski: Es war mir ein Vergnügen. Diese Entwicklungen erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und proaktives Handeln aller Beteiligten.

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