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Interview mit Thomas Bremer: „Der Vertrieb der DEGAG enttäuscht durch Passivität und Eigennutz“

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Thomas Bremer, Experte und kritischer Beobachter der Finanz- und Immobilienbranche, hat in einem Interview scharfe Kritik am Verhalten des Vertriebs der DEGAG Deutsche Grundstücks Holding AG geübt. Angesichts der finanziellen Schieflage des Unternehmens hätte Bremer eine klare Positionierung und Unterstützung der Anleger seitens der Vertriebspartner erwartet. Doch stattdessen erlebe man Schweigen und Eigenschutz, so Bremer.

Der Vertrieb und seine Verantwortung: Pflicht zur Unterstützung statt Passivität

„Erwartet hätten wir eigentlich, dass sich der Vertrieb der DEGAG auf die Seite der Interessengemeinschaft stellt“, erklärt Bremer. Für ihn ist es nicht akzeptabel, dass Vertriebspartner zwar hohe Provisionen für die Vermittlung von DEGAG-Genussrechten kassiert haben, aber nun keine Verantwortung übernehmen. „Der Vertrieb hat nicht nur das Recht, Provisionen zu kassieren, sondern auch die Pflicht, so viel Kapital wie möglich seiner Kunden zu retten und jedes Engagement von Dritten aktiv zu unterstützen.“

Bremer bemängelt insbesondere, dass bisher keine Reaktion oder Stellungnahme der angeschriebenen Vertriebspartner eingegangen ist. „Die fehlenden Antworten kann man auch als das ‚Schweigen der Lämmer‘ bezeichnen“, betont er. Niemand aus der Vertriebslandschaft habe sich auf Presseanfragen geäußert. „Das Schweigen dient möglicherweise dazu, sich selbst zu schützen – immerhin drohen zahlreichen Vertriebspartnern Klagen ihrer eigenen Kunden.“
Presseanfrage an Vertriebspartner der DEGAG

Im Rahmen seiner Recherchen hatte Thomas Bremer eine Presseanfrage an mehrere bekannte Vertriebspartner der DEGAG gesendet, darunter GVS Investments, BIT Treuhand AG, Fondskompetenz.de und KCI Investment. Ziel der Anfrage war es, mehr Transparenz über die Vermittlungsprozesse und die aktuelle Situation bei der DEGAG zu schaffen.

Die zentralen Fragen richteten sich unter anderem auf:

Die Prüfung der Nachhaltigkeit der vermittelten Investments: Wurde diese regelmäßig geprüft, und wie wurde das Totalverlustrisiko dargestellt?
Die Kenntnis der finanziellen Schieflage der DEGAG: Seit wann war diese bekannt?
Offene Provisionsforderungen: Gibt es Forderungen, und wurden diese bereits fällig gestellt?
Beratungsprotokolle: Wurden ordnungsgemäße Protokolle geführt, und wurde das Totalverlustrisiko klar dokumentiert?
Eine mutmaßliche Interessengemeinschaft der Vertriebspartner: Welche Ziele verfolgt diese Gemeinschaft, und könnte es sich dabei primär um einen Versuch handeln, sich selbst zu schützen?

Die Presseanfrage blieb bislang unbeantwortet. „Das Schweigen der Vertriebspartner ist laut und vielsagend“, kommentiert Bremer.

Die Gründung einer Interessengemeinschaft im Vertrieb – ein Akt des Eigenschutzes?

Nach den jüngsten Informationen soll es im Vertrieb der DEGAG eine eigene Interessengemeinschaft geben. Bremer sieht dies äußerst kritisch. „Jedem Anleger kann ich nur den Rat geben: Lassen Sie die Finger davon! Das ist nichts anderes als eine Selbstschutz- und Selbsthilfevereinigung des Vertriebs.“

Statt sich für die Rettung von Anlegerkapital einzusetzen, scheinen einige Vertriebspartner vor allem daran interessiert zu sein, ihre eigenen finanziellen Interessen zu sichern. Laut Bremer versuchen viele Vertriebspartner, ihre offenen Provisionsforderungen gegen die DEGAG durchzusetzen. „Daran erkennt man, wie sehr der Vertrieb tatsächlich an die Anleger denkt – nämlich kaum“, so Bremer sarkastisch.

Beraterhaftung: Was die Zukunft bringen könnte

Neben der Gründung einer Interessengemeinschaft und dem Eigeninteresse des Vertriebs sieht Bremer auch eine andere Entwicklung auf die Beteiligten zukommen: Klagen. „Uns liegen mittlerweile Informationen über einige potenzielle Beraterhaftungsfälle vor“, erklärt er. Anleger könnten Vertriebspartner für fehlerhafte oder unzureichende Beratung zur Verantwortung ziehen, insbesondere dann, wenn sie nicht ordnungsgemäß über die Risiken, wie das Totalverlustrisiko, informiert wurden.

Ob jedoch ein Berater im Fall eines gerichtlichen Urteils die zugesprochenen Beträge tatsächlich bezahlen könne, sei fraglich. „Die Zukunft wird zeigen, wie solvent diese Vermittler noch sind“, sagt Bremer.

Fazit: Eine enttäuschende Haltung des Vertriebs

Für Thomas Bremer zeigt das Verhalten des DEGAG-Vertriebs eines ganz deutlich: Eine konsequente Unterstützung der Anleger ist nicht zu erwarten. Stattdessen scheinen sich die Vertriebspartner vor allem auf den Eigenschutz und die Sicherung ihrer Provisionen zu konzentrieren. „Das Vertrauen in den Vertrieb ist schwer erschüttert. Anleger sollten sich gut überlegen, wie sie vorgehen – am besten mit professioneller Unterstützung.“

Das Schweigen der Vertriebspartner und die passiven Reaktionen sind für Bremer sinnbildlich für ein Grundproblem der Branche: Verantwortung wird oft erst dann übernommen, wenn Gerichte und Klagen die Akteure dazu zwingen. Bis dahin bleibt für viele Anleger die Hoffnung, dass sie zumindest einen Teil ihres Kapitals zurückerhalten können.

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