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Startseite Allgemeines Interview mit Thomas Bremer: „Wohnen darf kein Luxusgut sein“
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Interview mit Thomas Bremer: „Wohnen darf kein Luxusgut sein“

Tumisu (CC0), Pixabay
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Ein sozialkritisches Gespräch über Spaniens Wohnungsnot, Tourismus und eine tiefgreifende Schieflage im System


Redaktion: Herr Bremer, zehntausende Menschen haben in Spanien gegen Wohnungsnot demonstriert – ein deutliches Signal. Was macht die Lage Ihrer Meinung nach so explosiv?

Thomas Bremer: Weil es nicht mehr nur eine soziale Schieflage ist, sondern eine existenzielle Bedrohung für breite Bevölkerungsschichten. Wenn Menschen über 50 Prozent ihres Einkommens für Miete ausgeben müssen, reden wir über moderne Verdrängung. Die Städte gehören nicht mehr den Menschen, die sie am Laufen halten – Krankenschwestern, Kellner, Lehrer – sondern jenen, die sie sich „leisten“ können. Und das ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis politischer Fehlentscheidungen.

Redaktion: Die Demonstrationen richteten sich unter anderem gegen Spekulation, Airbnbs und Luxusimmobilien. Wie sehr trägt der Massentourismus zur Krise bei?

Bremer: Der Tourismus ist wie ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kurbelt er die Wirtschaft an, andererseits frisst er sich in die Wohnquartiere wie ein Krebsgeschwür. Aus Wohnungen werden Ferienapartments, aus Nachbarschaften Hotspots. Städte wie Palma oder Barcelona werden zu Themenparks für Wohlhabende – und die Einheimischen zahlen den Preis: mit Lärm, mit teuren Mieten, mit sozialer Ausgrenzung. Das hat mit „lebendiger Stadt“ nichts mehr zu tun. Das ist Gentrifizierung im Urlaubsmodus.

Redaktion: Ministerpräsident Sanchez plant als Gegenmaßnahme u. a. eine drastische Steuer auf Immobilienkäufe durch Nicht-EU-Bürger. Ein Schritt in die richtige Richtung?

Bremer: Symbolisch: ja. Strukturell: noch nicht ausreichend. Die Steuer sendet die richtige Botschaft – nämlich, dass Wohnraum keine Kapitalanlage für globale Eliten sein darf, während die lokale Bevölkerung in prekäre Verhältnisse gedrängt wird. Aber wir reden hier über 27.000 Käufe jährlich bei 26 Millionen Wohnungen – das ist ein kleiner Tropfen auf einen verdammt heißen Stein. Entscheidend wäre: Zweckentfremdung konsequent unterbinden, Leerstand aktiv bekämpfen, sozialen Wohnbau massiv fördern. Und zwar nicht in zehn Jahren, sondern jetzt.

Redaktion: Die Protestierenden rufen teils zu drastischen Mitteln auf: Mietboykott, Besetzung leer stehender Ferienwohnungen. Verstehen Sie diesen zivilen Ungehorsam?

Bremer: Wenn das System versagt, suchen sich Menschen andere Wege. Und wenn Mieten unbezahlbar sind, aber tausende Wohnungen leerstehen, weil sie auf Rendite warten – dann ist der Protest nicht nur verständlich, sondern notwendig. Natürlich sollte alles im Rahmen bleiben, aber auch: Wann haben wir aufgehört, über das Recht auf Wohnen als Grundrecht zu sprechen? Wir haben uns so sehr an Marktlogik gewöhnt, dass Menschlichkeit wie Radikalität klingt.

Redaktion: Was müsste Ihrer Meinung nach europäisch passieren, damit Wohnen wieder leistbar wird?

Bremer: Erstens: Wohnen muss in allen EU-Staaten als soziale Pflichtaufgabe definiert werden, nicht als Spekulationsobjekt. Zweitens: Wir brauchen einen europäischen Fonds für sozialen Wohnungsbau – so wie wir auch Banken retten können. Drittens: EU-weite Regeln gegen Zweckentfremdung und Steuerschlupflöcher im Immobiliensektor. Und nicht zuletzt: Mut. Mut zur Prioritätensetzung. Wir reden hier nicht über Luxus, sondern über Würde. Kein Mensch sollte Angst haben müssen, sein Zuhause zu verlieren.

Redaktion: Spanien scheint ein Brennglas für ein europäisches Problem zu sein.

Bremer: Absolut. Was heute auf Mallorca passiert, passiert morgen in Marseille, Lissabon, Berlin oder Wien. Es ist dieselbe Geschichte: Investoren sehen Wohnraum als Goldgrube, Regierungen schauen zu oder verzetteln sich in Symbolpolitik, während die Menschen das Vertrauen verlieren. Wenn wir jetzt nicht handeln, droht eine Gesellschaft, in der Herkunft über Heimat entscheidet – und das wäre ein sozialpolitisches Armageddon.

Redaktion: Ein deutliches Schlusswort. Vielen Dank, Herr Bremer, für das Gespräch.

Thomas Bremer: Ich danke Ihnen – und hoffe, dass aus Protest bald politische Konsequenz wird.

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