Frage: Herr Bremer, heute findet das Zoom-Meeting der DEGAG zum Thema Anlegerausschuss statt. Was erwarten Sie persönlich von diesem Meeting?
Thomas Bremer: Ich denke, die Erwartungen vieler Teilnehmer – mich eingeschlossen – lassen sich auf einen Punkt bringen: Wir wollen endlich klare Fakten zur wirtschaftlichen Lage der DEGAG und ihrer Gesellschaften. Es gibt so viele widersprüchliche Aussagen, Gerüchte und Spekulationen, dass es dringend notwendig ist, dass Bernd Klein, als zentrale Figur des Unternehmens, ein deutliches und ehrliches Statement abgibt. Nur so können wir eine Diskussion auf Basis von Tatsachen führen und nicht länger im Dunkeln tappen.
Frage: Was ist Ihre Einschätzung zur aktuellen Lage der DEGAG?
Thomas Bremer: Meine Einschätzung ist leider wenig optimistisch. Meiner Meinung nach steuern einige Gesellschaften der DEGAG direkt auf eine Insolvenz zu, wenn sie nicht schon materiell insolvent sind. Die Anzeichen sind eindeutig: Liquiditätsprobleme, keine transparente Kommunikation und eine Geschäftsführung, die bisher wenig unternommen hat, um diese Krise glaubwürdig zu bewältigen. Für die Anleger könnte dies einen Totalverlust bedeuten, und das ist ein Szenario, auf das wir uns vorbereiten müssen.
Frage: Glauben Sie, dass der Anlegerausschuss bereits ein Hinweis auf ein bevorstehendes Insolvenzverfahren ist?
Thomas Bremer: Absolut. Ich sehe den Anlegerausschuss als Vorboten eines Gläubigerausschusses, der in einem möglichen Insolvenzverfahren eine zentrale Rolle spielen wird. Warum sonst sollte man jetzt einen solchen Ausschuss ins Leben rufen? Es wirkt, als ob man sich bereits auf das Unvermeidliche vorbereitet. Sollte es tatsächlich zur Insolvenz kommen, wird es entscheidend sein, dass die Anlegergemeinschaft ein starkes Gegengewicht bildet – gegenüber dem Insolvenzverwalter und anderen Gläubigern.
Frage: Wie wichtig ist die Rolle einer Interessengemeinschaft der Anleger in dieser Situation?
Thomas Bremer: Die Rolle ist entscheidend. Wenn es zu einem Insolvenzverfahren kommt, brauchen wir eine organisierte und schlagkräftige Interessengemeinschaft der Anleger. Nur so können wir sicherstellen, dass wir nicht völlig unter die Räder kommen und erfahren, was wirklich zu dieser Krise geführt hat. Es geht nicht nur darum, Schadensbegrenzung zu betreiben, sondern auch darum, die Hintergründe aufzudecken. Warum ist das Unternehmen in diese Schieflage geraten? Gab es Managementfehler oder gar Pflichtverletzungen? All das muss ans Licht kommen.
Frage: Gibt es denn noch eine Chance auf eine Restrukturierung der DEGAG?
Thomas Bremer: Ich will nicht ausschließen, dass es noch eine Chance auf eine Restrukturierung gibt, aber dafür braucht es klare und entschlossene Maßnahmen seitens der Geschäftsführung. Transparenz und Kommunikation wären der erste Schritt. Doch seien wir ehrlich: Bisher sehen wir davon wenig bis gar nichts. Wenn Bernd Klein heute keine glaubwürdigen Lösungen präsentiert, dann werden die Anleger das Vertrauen endgültig verlieren – sofern das nicht schon längst geschehen ist.
Frage: Was müsste Ihrer Meinung nach heute passieren, damit die Anleger wieder Hoffnung schöpfen können?
Thomas Bremer: Es braucht vor allem eins: Ehrlichkeit. Bernd Klein muss offen darlegen, wie es um die DEGAG wirklich steht, auch wenn das bedeutet, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Nur mit einer klaren Kommunikation können wir beurteilen, welche Schritte sinnvoll sind – sei es eine Restrukturierung oder die Vorbereitung auf ein Insolvenzverfahren. Das heutige Meeting könnte ein Wendepunkt sein – entweder in Richtung einer Lösung oder als erster Schritt in den Umgang mit der Insolvenz.
Frage: Wie sehen Sie die Zukunft der DEGAG?
Thomas Bremer: Das hängt ganz davon ab, was heute und in den nächsten Wochen passiert. Ohne Transparenz und ohne klare Maßnahmen sehe ich leider schwarz für die DEGAG und ihre Gesellschaften. Die Anleger sollten sich jetzt darauf vorbereiten, ihre Interessen entschlossen zu vertreten. Es wird nicht leicht, aber mit einer starken Gemeinschaft können wir zumindest versuchen, den Schaden zu begrenzen und Antworten zu bekommen.
Frage: Vielen Dank, Herr Bremer, für Ihre Einschätzungen.
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