Frage: Herr Högel, die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt vor dubiosen Online-Diensten, die Nachsendeaufträge oder Rundfunkbeitragsänderungen zu überteuerten Preisen anbieten. Wie häufig kommen solche Beschwerden vor?
Maurice Högel: Leider täglich. Uns erreichen regelmäßig mehrere Beschwerden zu diesen Seiten. Besonders problematisch ist, dass die Internetauftritte wie post-nachsenden.de oder dein-rundfunkbeitrag.de auf den ersten Blick aussehen wie offizielle Angebote der Deutschen Post oder des Rundfunkbeitragsservice. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen den Unterschied erst, wenn sie bereits gezahlt haben.
Frage: Woran erkennt man, dass es sich um Drittanbieter handelt – und nicht um offizielle Stellen?
Högel: Der erste Hinweis ist oft die URL – also die Internetadresse. Offizielle Websites wie die der Deutschen Post oder der ARD ZDF Beitragsservice enden in der Regel auf .de und tragen klar erkennbare Namen. Die problematischen Seiten sehen zwar täuschend ähnlich aus, verstecken aber wichtige Informationen wie das Impressum oft im Kleingedruckten. Dort steht dann: Anbieter ist ein Unternehmen mit Sitz in Dubai – in diesem Fall die Digitaler Post Service FZCO. Das sollte stutzig machen.
Frage: Was genau machen diese Anbieter mit den Daten?
Högel: Sie geben die Daten einfach an die offiziellen Stellen weiter – was man auch selbst kostenlos oder zum Normalpreis erledigen könnte. Es wird also kein echter Mehrwert geboten. Trotzdem zahlen Betroffene teilweise das Doppelte oder mehr – etwa 69 Euro für einen Nachsendeauftrag, der bei der Deutschen Post rund 30 Euro kostet. Beim Rundfunkbeitrag sind es knapp 40 Euro für etwas, das auf der offiziellen Seite kostenlos ist.
Frage: Ist diese Art von Geschäft überhaupt legal?
Högel: Die Angebote bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone. Es ist nicht verboten, Dienstleistungen zu vermitteln – aber wenn der Internetauftritt gezielt so gestaltet ist, dass Verbraucher ihn mit offiziellen Stellen verwechseln, dann liegt aus unserer Sicht eine Irreführung vor. Rechtlich dagegen vorzugehen ist aber schwierig, vor allem, wenn der Anbieter seinen Sitz außerhalb der EU hat.
Frage: Was raten Sie Verbraucherinnen und Verbrauchern?
Högel: Am wichtigsten ist: Immer die URL und das Impressum prüfen, bevor persönliche Daten eingegeben oder Zahlungen getätigt werden. Und: Online-Anzeigen in Suchmaschinen kritisch betrachten – viele dieser Seiten schalten gezielt Werbung und erscheinen so ganz oben in den Suchergebnissen. Wer unsicher ist, sollte sich direkt an die Verbraucherzentrale wenden – wir helfen kostenlos und unabhängig.
Frage: Gibt es Hoffnung auf rechtliche Konsequenzen?
Högel: Der Verbraucherzentrale Bundesverband führt bereits eine Sammelklage gegen einen früheren Anbieter mit ähnlichem Geschäftsmodell. Die damaligen Seiten wurden zwar abgeschaltet, aber das Geschäftsmodell lebt in neuer Form weiter – eben jetzt mit Sitz in Dubai. Das zeigt leider: Solche Konstrukte sind schwer dauerhaft zu stoppen. Umso wichtiger ist Aufklärung.
Fazit: Vorsicht bei scheinbar offiziellen Online-Diensten – besonders bei einfachen Verwaltungsdienstleistungen. Wer genau hinschaut und sich nicht unter Druck setzen lässt, kann viel Geld und Ärger sparen.
Kommentar hinterlassen