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Interview: Rechtsanwältin Kerstin Bontschev und Rechtsanwalt Jens Reime zur DEGAG-Zoom-Konferenz

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Frage: Frau Bontschev, Herr Reime, Sie beide haben gestern an der Zoom-Konferenz der DEGAG teilgenommen, bei der der neue Anlegerbeirat im Fokus stand. Wie war Ihr Eindruck von der Veranstaltung?

Kerstin Bontschev:
Die Konferenz war überraschend konstruktiv und zielgerichtet. Es war spürbar, dass die Teilnehmer – trotz der verständlichen Sorgen und Emotionen – den Wunsch hatten, gemeinsam Lösungen zu finden. Besonders hervorzuheben ist die Initiative von Bernd Klein, mit dem Anlegerbeirat eine Plattform zu schaffen, die eine restrukturierende Zukunft für die Gesellschaft ermöglichen könnte.

Jens Reime:
Dem kann ich mich nur anschließen. Es war eine sachliche Diskussion, und man hatte den Eindruck, dass alle Beteiligten daran interessiert sind, das Beste aus der aktuellen Situation herauszuholen. Natürlich gab es kritische Stimmen, was auch wichtig ist. Aber der Fokus lag klar darauf, wie man gemeinsam eine Grundlage schaffen kann, um die Gesellschaft zu stabilisieren.

Frage: Es gab auch Kritik an der bisherigen Kommunikation und den Entscheidungen der DEGAG. Wie wurde damit umgegangen?

Kerstin Bontschev:
Die Kritik war berechtigt, aber sie wurde auf eine konstruktive Weise geäußert. Es war keine Schuldzuweisung, sondern vielmehr der Versuch, die vergangenen Fehler zu analysieren und daraus zu lernen. Das hat der Diskussion eine sehr produktive Richtung gegeben.

Jens Reime:
Richtig. Die Teilnehmer haben sich darauf verständigt, nach vorne zu blicken. Es gibt wenig Nutzen darin, sich ausschließlich mit vergangenen Entscheidungen zu beschäftigen. Der Fokus muss darauf liegen, wie man Anlegergelder bestmöglich schützt und die Zukunft der DEGAG gestaltet.

Frage: Bernd Klein hat betont, dass sowohl eine Rettung als auch eine Insolvenz der DEGAG möglich sind. Wie bewerten Sie diese Offenheit?

Jens Reime:
Ich halte diese Offenheit für notwendig und ehrlich. Die Anleger haben ein Recht darauf, zu wissen, dass beide Szenarien auf dem Tisch liegen. Diese Transparenz schafft Vertrauen – auch wenn die Optionen für viele sicher beunruhigend sind.

Kerstin Bontschev:
Das sehe ich genauso. Es zeigt, dass Bernd Klein und das Team der Realität ins Auge sehen. Eine Restrukturierung ist eine enorme Herausforderung, und eine Insolvenz ist leider nicht ausgeschlossen. Doch die Einrichtung des Beirats ist ein wichtiger Schritt, um eine Rettung überhaupt möglich zu machen.

Frage: Welche Rolle spielt die Vertraulichkeitserklärung, die von den zukünftigen Beiratsmitgliedern unterzeichnet werden soll?

Kerstin Bontschev:
Die Vertraulichkeitserklärung ist ein zentraler Punkt. Es geht darum, dass alle Beiratsmitglieder sensible Informationen schützen, die für die Arbeit erforderlich sind. Ohne diese Grundlage wäre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kaum möglich.

Jens Reime:
Absolut. Es ist essenziell, dass im Beirat offene und ehrliche Gespräche stattfinden können, ohne die Sorge, dass Inhalte nach außen dringen. Dies ist insbesondere in einer so schwierigen Phase wie der jetzigen unerlässlich.

Frage: Wie geht es nun weiter?

Jens Reime:
Die nächsten Schritte sind die Auswahl der Beiratsmitglieder und die Klärung der genauen Aufgaben und Ziele des Beirats. Sobald der Beirat etabliert ist, kann die eigentliche Arbeit beginnen – mit dem Ziel, die Gesellschaft zu stabilisieren und Anlegergelder zu sichern.

Kerstin Bontschev:
Es wird entscheidend sein, wie gut die Zusammenarbeit im Beirat funktioniert. Wir haben gestern eine gute Grundlage geschaffen, aber nun müssen konkrete Maßnahmen folgen. Es bleibt abzuwarten, welche Lösungswege in den kommenden Wochen gefunden werden können.

Frage: Gibt es eine Botschaft, die Sie den Anlegern mitgeben möchten?

Kerstin Bontschev:
Bleiben Sie geduldig und informieren Sie sich. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Jens Reime:
Ich kann nur hinzufügen: Vertrauen Sie darauf, dass der Beirat das Ziel verfolgt, so viel wie möglich für die Anleger zu retten. Es ist ein harter Weg, aber es gibt noch Optionen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bontschev und Herr Reime.

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