Die BaFin hat kürzlich vor der Website robofund.net gewarnt, die unter der Bezeichnung „RoboFund“ angeblich Finanz- und Wertpapierdienstleistungen anbietet – allerdings ohne die dafür erforderliche Erlaubnis. Hinter der Seite steht laut den Bedingungen und Konditionen die Amundi Management Ltd. mit Sitz auf St. Lucia. Die Finanzaufsicht rät Anlegern dringend, von Angeboten auf der Website Abstand zu nehmen. Rechtsanwalt Maurice Högel, Experte für Kapitalmarktrecht, erklärt im Interview, was Anleger jetzt tun sollten und wie sie sich in Zukunft schützen können.
Herr Högel, die BaFin hat vor robofund.net gewarnt, nachdem zuvor bereits die Website swissmontwealth.com ins Visier geraten war. Was bedeutet das für Anleger, die eventuell bereits investiert haben?
Högel: Zunächst einmal ist die Warnung der BaFin ein deutliches Signal, dass hier etwas nicht stimmt. Wer bereits Gelder über robofund.net oder vergleichbare Plattformen wie swissmontwealth.com investiert hat, sollte dringend aktiv werden. Anleger müssen sich bewusst machen, dass Plattformen ohne BaFin-Erlaubnis in Deutschland illegal handeln. Das Risiko ist hoch, dass es sich hier um Betrug handelt. Betroffene sollten sofort Kontakt mit einem Anwalt aufnehmen, um ihre Ansprüche zu prüfen und möglicherweise Schadensbegrenzung zu betreiben. Gleichzeitig ist es wichtig, den Fall bei der Polizei und bei der BaFin zu melden.
Welche Schritte empfehlen Sie konkret für betroffene Anleger?
Högel: Betroffene sollten in folgenden Schritten vorgehen:
- Dokumentation sichern: Sammeln Sie alle Belege, die mit der Anlage zu tun haben – dazu gehören E-Mails, Kontoauszüge, Überweisungsbestätigungen und Kommunikationsprotokolle mit der Plattform.
- Konten sperren: Falls Zahlungen über Kreditkarten oder Online-Zahlungsdienste wie PayPal erfolgt sind, sollten die betroffenen Konten vorsichtshalber gesperrt und Rückbuchungen geprüft werden. Viele Zahlungsdienstleister bieten Schutzmechanismen für Betrugsfälle.
- Rechtsberatung einholen: Ein Anwalt, der auf Kapitalmarktrecht spezialisiert ist, kann klären, ob Ansprüche auf Rückerstattung geltend gemacht werden können. Gerade bei internationalen Fällen wie hier – mit einem Sitz auf St. Lucia – ist rechtliches Fachwissen entscheidend.
- Meldung an Behörden: Informieren Sie die BaFin und reichen Sie eine Strafanzeige bei der Polizei ein. Auch das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter sollten über den Fall informiert werden. Je mehr Fälle bekannt werden, desto besser können die Behörden gegen solche Betreiber vorgehen.
Die BaFin spricht von einem strukturellen Zusammenhang zwischen robofund.net und swissmontwealth.com. Wie erkennen Anleger solche dubiosen Plattformen?
Högel: Es gibt einige Warnzeichen, auf die Anleger achten sollten:
- Fehlende BaFin-Zulassung: Bevor Sie bei einem Anbieter investieren, sollten Sie immer prüfen, ob dieser bei der BaFin registriert ist. Die Unternehmensdatenbank der BaFin ist öffentlich zugänglich und leicht zu nutzen.
- Unrealistische Versprechen: Plattformen wie robofund.net werben oft mit hohen und schnellen Renditen, was ein klares Warnsignal ist. Seriöse Anbieter werden nie garantierte Gewinne versprechen.
- Mangelhafte Transparenz: Seien Sie skeptisch, wenn die Website wenig Informationen über das Unternehmen, den Standort oder die handelnden Personen bietet. Auch Schreibfehler oder unprofessionelles Design sind Hinweise auf Betrugsversuche.
- Aggressive Werbung: Viele betrügerische Plattformen setzen auf aufdringliche Werbekampagnen, etwa über soziale Medien, oder kontaktieren Anleger direkt per Telefon oder E-Mail.
Was sollten Verbraucher tun, um sich generell vor solchen Betrugsmaschen zu schützen?
Högel: Der wichtigste Schutz ist Wissen. Bevor Sie investieren, sollten Sie gründlich recherchieren. Nutzen Sie Quellen wie die BaFin-Website, um die Seriosität eines Anbieters zu prüfen. Zudem ist es sinnvoll, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen – gerade wenn Sie unter Druck gesetzt werden oder etwas „nur für kurze Zeit verfügbar“ sein soll.
Außerdem empfehle ich Verbrauchern, sich regelmäßig über Betrugsmaschen am Finanzmarkt zu informieren. Die BaFin hat beispielsweise ihren Podcast „Vorsicht, Betrug“, der sehr hilfreiche Tipps bietet. Je besser Sie vorbereitet sind, desto geringer ist das Risiko, auf dubiose Anbieter hereinzufallen.
Zum Abschluss: Welche Chancen haben Anleger, ihr investiertes Geld bei Plattformen wie robofund.net zurückzubekommen?
Högel: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere davon, wie frühzeitig der Betrug erkannt wurde und wie die Gelder überwiesen wurden. Bei Zahlungen über Kreditkarten oder bestimmte Zahlungsdienstleister gibt es manchmal die Möglichkeit, Transaktionen zurückzubuchen. Allerdings sind die Erfolgschancen bei internationalen Fällen oft begrenzt, da die Betreiber häufig in schwer zugänglichen Ländern agieren. Dennoch lohnt es sich, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen und die Behörden zu informieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Högel.
Högel: Sehr gerne. Und mein Appell an alle Anleger: Seien Sie vorsichtig und skeptisch, gerade bei Online-Angeboten. Ein genauer Blick kann viel Ärger ersparen.
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