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Interview zum Thema: Fehlerbekanntmachung bei Gateway Real Estate AG

talhakhalil007 (CC0), Pixabay
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Interviewer: Frau Müller, als Expertin für Finanzrecht und Bilanzierung, wie bewerten Sie die Fehlerbekanntmachung der BaFin bezüglich des verkürzten Abschlusses der Gateway Real Estate AG zum 30. Juni 2023?

Frau Müller: Die Fehlerbekanntmachung ist eine ernste Angelegenheit. Die BaFin hat festgestellt, dass die Bewertung einer als Finanzinvestition gehaltenen Immobilie fehlerhaft war. Besonders problematisch ist, dass erwartete Zuwendungen der öffentlichen Hand in die Bewertung einbezogen wurden, obwohl diese für Marktteilnehmer zum Bilanzstichtag nicht erkennbar waren. Das verstößt klar gegen die einschlägigen Rechnungslegungsvorschriften der IFRS, wie IAS 40 und IFRS 13. Es handelt sich hierbei nicht nur um einen formellen Verstoß, sondern um eine falsche Darstellung der Vermögenswerte des Unternehmens, was die Entscheidungsgrundlage für Anleger beeinflusst haben könnte.

Interviewer: Können Sie uns die technischen Hintergründe erläutern? Warum ist die Einbeziehung der Zuwendungen problematisch?

Frau Müller: Laut den International Financial Reporting Standards (IFRS) ist bei der Bewertung von Immobilien, die als Finanzinvestitionen gehalten werden, der sogenannte „beizulegende Zeitwert“ maßgeblich. Dieser Zeitwert soll die Annahmen widerspiegeln, die ein typischer Marktteilnehmer zum Bewertungszeitpunkt machen würde. Da zum Bilanzstichtag keine belastbaren Umstände vorlagen, die den Erhalt der Zuwendungen rechtfertigen würden, war deren Einbeziehung in die Bewertung ein klarer Fehler. Solche falschen Annahmen führen dazu, dass der Bilanzwert der Immobilie überhöht dargestellt wird.

Darüber hinaus hätte ein wesentlicher Fehler aus früheren Perioden gemäß IAS 8.42 durch eine rückwirkende Anpassung der Vergleichsbeträge korrigiert werden müssen, was nicht erfolgt ist.

Interviewer: Welche Konsequenzen könnte dies für die Gateway Real Estate AG haben?

Frau Müller: Die Konsequenzen könnten weitreichend sein. Erstens leidet die Glaubwürdigkeit des Unternehmens unter solchen Fehlern, was sich negativ auf den Aktienkurs auswirken kann. Zweitens könnten Investoren rechtliche Schritte einleiten, insbesondere wenn sie der Ansicht sind, dass sie durch die falsche Darstellung der Vermögenswerte finanziell geschädigt wurden. Drittens könnte es zu aufsichtsrechtlichen Sanktionen kommen, wenn die BaFin hier eine schwerwiegende Verletzung der Publizitäts- oder Bilanzierungspflichten sieht.

Interviewer: Welche Möglichkeiten haben die Aktionäre jetzt?

Frau Müller: Aktionäre haben mehrere Optionen:

  1. Informationen einholen:
    Aktionäre sollten die vollständige Stellungnahme des Unternehmens sowie die weiteren Schritte abwarten. Die Gateway Real Estate AG wird möglicherweise eine Korrekturmeldung oder eine aktualisierte Bilanz veröffentlichen.
  2. Rechtsprüfung:
    Betroffene Aktionäre könnten prüfen lassen, ob sie durch die falsche Bilanzierung finanziellen Schaden erlitten haben. Falls der Aktienkurs durch diese Fehler signifikant beeinträchtigt wurde, könnten Schadensersatzansprüche gegen das Unternehmen geltend gemacht werden.
  3. Sammelklagen:
    In Deutschland gibt es die Möglichkeit, sich einer Musterfeststellungsklage oder anderen Formen von Sammelklagen anzuschließen, falls mehrere Investoren betroffen sind.
  4. Engagement bei Hauptversammlungen:
    Aktionäre können auf der nächsten Hauptversammlung Aufklärung über die Umstände verlangen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Dazu gehört auch die Überprüfung der Rolle des Managements und der Prüfer.
  5. Langfristige Überlegungen:
    Aktionäre sollten auch bewerten, ob sie weiterhin Vertrauen in die Unternehmensführung und die zukünftige Entwicklung der Gateway Real Estate AG haben.

Interviewer: Gibt es Präzedenzfälle, die ähnliche Probleme aufgezeigt haben?

Frau Müller: Ja, ähnliche Fälle sind in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten, etwa bei Immobilienunternehmen oder Banken. Oft führen solche Fehler zu intensiverer Prüfung durch Regulierungsbehörden und einem Vertrauensverlust am Kapitalmarkt. Für Unternehmen ist es in der Regel schwer, sich von solchen Vorfällen schnell zu erholen, insbesondere wenn Anleger Schadensersatzansprüche geltend machen.

Interviewer: Frau Müller, vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Frau Müller: Gern geschehen. Ich denke, es bleibt spannend, wie Gateway Real Estate AG und die BaFin weiter mit diesem Fall umgehen werden. Aktionäre sollten die Entwicklungen genau beobachten.

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