Im Korruptionsprozess um Partys mit minderjährigen Frauen will das Büro des italienischen Ministerpräsidenten Schadenersatz vom einstigen Regierungschef Silvio Berlusconi haben. Berlusconi habe durch sein Verhalten Italien in „weltweiten Misskredit“ gebracht, so die Anwältin Gabriella Vanadia.
Vanadia vertritt das Präsidium des Ministerrats in Rom als Nebenklägerin und forderte vom Gericht in Mailand eine Verurteilung des 85-Jährigen und von 27 anderen Angeklagten zu Schadenersatz in Höhe von 10,5 Millionen Euro.
Dem langjährigen Politiker und Unternehmer wird Korruption und Zeugenbestechung vorgeworfen. In früheren Prozessen rund um die Partys war er wegen Amtsmissbrauch und Förderung von Prostitution Minderjähriger aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft in Mailand forderte in ihrem Plädoyer am Mittwoch eine Haftstrafe von sechs Jahren für den Ex-Regierungschef.
Berlusconi beteuert seine Unschuld, sein Anwalt ist von einem Freispruch überzeugt. Ein Urteil wird im Herbst erwartet. Vertreter seiner Partei Forza Italia und auch die Chefs der Rechtsparteien Lega und Fratelli d’Italia bekundeten ihre Solidarität mit Berlusconi.
Laut Beobachtern dürfte der Antrag des Ministerratspräsidiums Berlusconi am meisten treffen. Zum einen war dieses in seinen vier Amtszeiten zwischen 1994 und 2011 jeweils sein Büro. Außerdem versuchte der Forza-Italia-Chef zuletzt, sich als wackerer und zuverlässiger Unterstützer von Ministerpräsident Mario Draghi zu positionieren. Anwältin Vanadia machte aber deutlich, dass Berlusconis Eskapaden, ob nun strafrechtlich geahndet oder nicht, Italien in Verruf gebracht haben.
Kommentar hinterlassen