Rucksack gepackt, Wanderstiefel geschnürt und ab gen Osten: Der hessische Outdoor-Ausstatter Jack Wolfskin wurde für 290 Millionen Dollar an den chinesischen Sportartikelkonzern Anta Sports verkauft. Nach Jahren im Besitz des US-Golfgiganten Topgolf Callaway Brands (ja, genau – Golf und Wandern, perfekte Kombi!), hat sich der Wolf nun ein neues Revier in Fernost gesucht.
Die Amerikaner hatten 2018 noch rund 418 Millionen Euro für den deutschen Outdoor-Klassiker hingeblättert. Jetzt geben sie das Unternehmen weiter – ganz sportlich – mit dem Hinweis, man wolle sich „aufs Kerngeschäft konzentrieren“. Offenbar passt wetterfeste Funktionskleidung nicht mehr zum perfekten Golfschwung bei 25 Grad und Sonnenschein.
Ab jetzt: Outdoor auf Kantonesisch
Anta Sports – bisher bekannt durch Marken wie Salomon, Wilson, Atomic und die stylischen Skandinavier von Peak Performance – will mit dem neuen Wolf im Stall jetzt ganz groß im Outdoor-Segment mitmischen. Und das nicht irgendwo, sondern weltweit. Denn wo früher noch der Wanderfreund aus dem Schwarzwald auf den Brocken kraxelte, soll nun auch der chinesische Influencer das Selfie am Bergsee in Jack-Wolfskin-Jacke posten.
325 Millionen Euro Umsatz – zwei Drittel davon bei Matschwetter
Jack Wolfskin rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz von 325 Millionen Euro und einem operativen Gewinn von zwölf Millionen Euro. Wie gewohnt macht der Wolf den Großteil seiner Beute im zweiten Halbjahr – wenn der Herbstregen einsetzt, der Wald ruft und der Deutsche seine Liebe zur Gore-Tex-Jacke neu entdeckt.
Mit rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Jack Wolfskin kein kleiner Fisch. Und mit der berühmten Bärentatze im Logo auch kein ganz stiller.
Vom Finanzinvestor zur Wanderjacke auf Weltreise
Die Geschichte des Unternehmens liest sich wie eine Reise durch den Kapitalismus-Dschungel: Gegründet in den 1980ern, teuer verkauft an Blackstone, dann weitergereicht an eine Gruppe Hedgefonds – und 2018 von einem Golfkonzern adoptiert. Jetzt also China.
Vielleicht wandert der Wolf bald weiter, wer weiß. Aber bis dahin heißt es: „Ni hao“ auf dem Jakobsweg – oder zumindest im Taunus.
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