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Kann man als Kleinanleger durch Trading reich werden? Ein umfangreicher Bericht

Tumisu (CC0), Pixabay
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In einer Zeit, in der traditionelle Anlagemethoden wie Sparbücher oder festverzinsliche Wertpapiere kaum noch Renditen abwerfen, wenden sich immer mehr Menschen Trading zu, insbesondere dem sogenannten Daytrading. Zahlreiche Anbieter versprechen schnelle und große Gewinne, oft mit nur geringem Einsatz. Plattformen werben mit Testimonials von Menschen, die scheinbar über Nacht ein Vermögen gemacht haben. Für Kleinanleger, die nach alternativen Einkommensquellen suchen, klingt das verlockend – aber wie realistisch ist es wirklich, mit Trading reich zu werden? Dieser Bericht beleuchtet die Chancen, Risiken und Fallstricke, die mit Trading verbunden sind, insbesondere für unerfahrene Kleinanleger.

Was ist Trading?

Trading bezeichnet den Kauf und Verkauf von Finanzinstrumenten wie Aktien, Währungen, Rohstoffen oder Derivaten, um von kurzfristigen Preisschwankungen zu profitieren. Es gibt verschiedene Formen des Tradings, die sich hinsichtlich der Haltedauer und der Strategie unterscheiden:

  • Daytrading: Hier werden Positionen innerhalb eines Tages geöffnet und geschlossen, sodass keine Position über Nacht gehalten wird. Das Ziel ist es, von den kleinsten Kursschwankungen zu profitieren.
  • Swing Trading: Positionen werden über mehrere Tage oder Wochen gehalten, um größere Marktbewegungen zu nutzen.
  • Scalping: Diese extreme Form des Daytradings basiert auf sehr schnellen Transaktionen, bei denen Trader versuchen, von minimalen Kursschwankungen zu profitieren.

Daytrading ist besonders beliebt, da es schnelle Gewinne verspricht. Doch dieser Reiz ist auch mit erheblichen Risiken verbunden.

Die Realität des Tradings: Chancen und Risiken

Während Trading theoretisch hohe Gewinne verspricht, zeigt die Praxis eine andere Realität – besonders für Kleinanleger. Es gibt einige entscheidende Gründe, warum der Weg zum Reichtum durch Trading nicht so einfach ist, wie viele Anbieter es darstellen.

1. Hohe Risiken und Volatilität

Finanzmärkte sind extrem volatil, das bedeutet, die Preise von Aktien, Währungen und Rohstoffen schwanken in teils unvorhersehbaren Mustern. Diese Volatilität ist es, die Daytrader nutzen wollen, um schnelle Gewinne zu erzielen. Doch die gleiche Volatilität führt auch zu erheblichen Risiken.

Kleinanleger, die sich nicht intensiv mit der Funktionsweise der Märkte auseinandergesetzt haben, neigen dazu, Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Das kann dazu führen, dass sie ihre Positionen zu früh oder zu spät verkaufen und damit große Verluste erleiden. Tatsächlich zeigen Studien, dass etwa 80-90 % der Daytrader langfristig Geld verlieren. Es gehört also nicht nur ein gewisses Maß an Können und Marktverständnis dazu, sondern auch eine große Portion Glück.

2. Hebelwirkung und Margin-Trading

Viele Trading-Plattformen bieten das sogenannte Hebel- oder Margin-Trading an. Das bedeutet, dass ein Trader mit einem vergleichsweise kleinen Betrag große Positionen im Markt handeln kann, weil er sich Geld „leiht“, um seine Positionen zu vergrößern. Diese Hebelwirkung kann theoretisch die Gewinne vervielfachen – aber eben auch die Verluste.

Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ein Trader setzt 1.000 Euro ein und handelt mit einem Hebel von 10:1. Das bedeutet, er handelt effektiv mit 10.000 Euro. Wenn der Markt um 1 % steigt, macht er einen Gewinn von 100 Euro – auf Basis seiner 1.000 Euro Einsatz entspricht das einem Gewinn von 10 %. Aber: Wenn der Markt um 1 % fällt, verliert er ebenfalls 100 Euro, was 10 % seines Kapitals entspricht. Da die Märkte sehr schnell schwanken können, führt diese Art des Tradings oft zu enormen Verlusten, insbesondere wenn der Kleinanleger nicht schnell genug reagieren kann.

3. Emotionale Belastung

Einer der größten Unterschiede zwischen erfahrenen Tradern und Anfängern ist die Fähigkeit, mit den psychologischen Belastungen des Marktes umzugehen. Trader müssen oft innerhalb von Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen, und das unter großem Druck. Emotionen wie Gier, Angst und Hoffnung spielen eine riesige Rolle und können dazu führen, dass Menschen unüberlegte Entscheidungen treffen.

Ein häufiger Fehler bei unerfahrenen Tradern ist der sogenannte „Verlust-Aversion-Effekt“. Dies bedeutet, dass sie Verluste nicht realisieren wollen und Positionen viel zu lange halten, in der Hoffnung, dass der Markt sich doch noch zu ihren Gunsten entwickelt. Dadurch werden oft noch größere Verluste eingefahren.

4. Hohe Gebühren und versteckte Kosten

Viele Menschen übersehen die Kosten, die mit Trading verbunden sind. Jede Transaktion, die durchgeführt wird, zieht Gebühren nach sich – sei es in Form von Spreads (die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis), Kommissionen oder anderen Plattformgebühren. Auch wenn diese auf den ersten Blick gering erscheinen, summieren sie sich bei einem aktiven Daytrader schnell zu erheblichen Beträgen.

Kleinanleger, die häufig traden, können durch diese Gebühren einen Großteil ihrer potenziellen Gewinne verlieren, bevor sie überhaupt nennenswerte Gewinne erzielen. Trading-Plattformen profitieren genau von diesen hohen Transaktionszahlen und fördern daher aktives Trading, ohne immer auf die Risiken hinzuweisen.

Wie realistisch ist es, als Kleinanleger reich zu werden?

Während es durchaus möglich ist, durch Trading Geld zu verdienen, ist es extrem unwahrscheinlich, als Kleinanleger ohne fundierte Kenntnisse und Erfahrung reich zu werden. Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Die überwiegende Mehrheit der Daytrader verliert Geld. Warum ist das so?

  1. Wettbewerb mit Profis: Die meisten Finanzmärkte werden von institutionellen Investoren dominiert – also Hedgefonds, Investmentbanken und professionellen Tradern, die auf Algorithmen, ausgefeilte Software und jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen. Diese Profis haben nicht nur bessere Informationen, sondern handeln oft schneller und effizienter als Kleinanleger.
  2. Lernen erfordert Zeit: Trading ist eine Fähigkeit, die man nicht in „5 Minuten“ oder durch ein paar Webinare lernt. Es braucht Jahre der Erfahrung, viele Rückschläge und oft auch den Verlust von Kapital, um die Märkte zu verstehen. Es ist also unrealistisch zu glauben, dass man ohne Vorbereitung oder nur mit dem Konsum von Online-Kursen schnell zum erfolgreichen Trader wird.
  3. Kurzfristige Gewinne sind selten nachhaltig: Selbst wenn es Kleinanlegern gelingt, kurzfristige Gewinne zu erzielen, sind diese oft nicht nachhaltig. Märkte sind unvorhersehbar, und was in einem Monat funktioniert, kann im nächsten völlig schiefgehen. Der Markt verändert sich ständig, und Strategien müssen regelmäßig angepasst werden.

Fazit: Vorsicht vor überzogenen Versprechungen

Die Versprechen vieler Trading-Anbieter, dass man „schnell reich werden“ könne, sind irreführend. Trading ist eine hochspekulative Tätigkeit, bei der man ebenso schnell Geld verlieren kann, wie man es theoretisch gewinnen könnte. Für Kleinanleger, die ohne ausreichende Kenntnisse und Vorbereitung in den Markt eintreten, ist es extrem unwahrscheinlich, durch Trading langfristig Vermögen aufzubauen.

Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und die Risiken klar zu verstehen, bevor man sich auf den Trading-Markt einlässt. Viele Anbieter konzentrieren sich darauf, den Traum von schnellem Reichtum zu verkaufen, verschweigen aber die komplexe und unsichere Realität des Tradings. Wer sich dennoch für Trading interessiert, sollte dies mit äußerster Vorsicht tun, sich umfassend weiterbilden und nur Kapital einsetzen, das er bereit ist zu verlieren. Denn wie der alte Börsenspruch sagt: „Gewinne sind möglich, Verluste sind wahrscheinlich.“

Wichtige Tipps für Kleinanleger:

  1. Bildung und Vorbereitung: Informieren Sie sich ausführlich über die Märkte und Trading-Strategien. Bücher, seriöse Online-Ressourcen und Schulungen können helfen.
  2. Risikomanagement: Setzen Sie niemals mehr Geld ein, als Sie bereit sind zu verlieren, und nutzen Sie Stop-Loss-Orders, um Verluste zu begrenzen.
  3. Kleiner Hebel: Vermeiden Sie es, mit großen Hebeln zu handeln, da dies das Verlustrisiko stark erhöht.
  4. Realistische Erwartungen: Erwarten Sie keine sofortigen oder garantierten Gewinne. Trading erfordert Geduld, Erfahrung und einen kühlen Kopf.
  5. Langfristig denken: Wenn Sie an der Börse investieren wollen, ist es oft ratsamer, auf langfristige Strategien wie Buy-and-Hold zu setzen, anstatt zu versuchen, den Markt kurzfristig zu schlagen.

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