Geldanlagen, bei denen neben Rendite, Sicherheit oder Liquidität auch ökologische und soziale Verträglichkeit eine Rolle spielen, liegen voll im Trend. „Erneuerbarer Energie gehört die Zukunft“, sagt beispielsweise die renommierte Förderbank KfW. Doch das Geschäft mit „grünen Geldanlagen“ birgt auch Risiken, um die der potenzielle Investor wissen sollte. Nur so kann eine Win-win-Situation für Umwelt und Anleger entstehen.
Es ist fünf vor zwölf für einen weltweiten Wechsel in der Klimapolitik: Die Folgen der von den Treibhausemissionen verursachten Erderwärmung drohen in eine globale Katastrophe zu führen. Und wer den Erkenntnissen Klimaforschern nicht traut, sollte zumindest akzeptieren, dass die Vorräte fossiler Energieträger wie Kohle und Öl endlich sind – auch wenn man über den Zeitraum ihrer Verfügbarkeit streiten kann. Keine Zukunft hat die Kernkraft: Neben dem nicht gelösten Problem der Endlagerung des Atommülls hat der Gau im Kraftwerk von Fukushima gezeigt, dass die Risiken dieser Energie nicht zu beherrschen sind.
Kein Wunder, dass der Ausbau regenerativer Energien ganz oben auf der nationalen wie internationalen Agenda steht. Laut „Die Welt“ sind selbst kühle Analysten der amerikanischen Großbanken Citigroup und Goldmann Sachs sowie Experten der Deutschen Bank überzeugt, dass auch ein aktuell niedriger Ölpreis den Siegeszug von Strom aus Wind, Sonne und Wasser oder Erdwärme und Biomasse nicht stoppen wird. (welt online 31.März 2015). Ein Blick auf die Energiequellen hierzulande zeigt, dass der Anteil an Ökostrom rasant wächst: Laut Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ist er auf knapp 33 Prozent in der ersten Jahreshälfte 2015 gewachsen – ein Plus von mehr als fünf Prozent seit Ende 2014.
Die Finanzbranche hat reagiert: Geld in Windparks, Solarunternehmen, Tropenholzplantagen oder Staudammprojekte zu investieren, ist schon lange nicht auf mehr oder weniger gut verdienende Umweltaktivisten beschränkt. Potenzielle Investoren können aus einem breitgefächerten Angebot wählen. Neben Aktien zählen dazu offene oder geschlossene Fonds, Projekt- und Unternehmensanleihen sowie Genussrechte.
Was zeichnet Kapitalanlagen in erneuerbare Energien aus?
Eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik erfordert erhebliche Anstrengungen aller Beteiligten. Dabei kommt Investoren eine entscheidende Rolle zu. Schließlich müssen in den nächsten Jahren Milliardenbeträge in die Hand genommen werden, um erst einmal das Ziel, den Anstieg der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken, realisieren zu können. Der bundesdeutsche Ausstieg aus der Atomenergie nach der Katastrophe von Fukushima hat hierzulande die Erzeugung erneuerbarer Energien noch befördert. Dazu trägt auch das zuletzt 2014 modifizierte „Gesetz zur Einspeisung erneuerbarer Energien“ (EEG) bei: Um den Anteil an nachhaltig produzierter Energie in Deutschland signifikant zu steigern, verspricht das EEG Betreibern von Photovoltaik-, Biogas- und Windenergieanlagen für bis zu 20 Jahren eine Einspeisevergütung. Sie garantiert den Erzeugern regenerativer Energie die Abnahme des Stroms zu einem Mindestpreis. Der Anleger, der sich direkt oder indirekt in solchen Projekten engagiert, erhält so zusätzliche Sicherheit. Der Haken allerdings: Garantiert sind nur feste Abnahme-Preise. „Mangelt es aber an Wind oder Sonne, wird weniger Strom erzeugt und geplante Einnahmen fallen aus“, warnt die Verbraucherzentrale NRW.
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Der Markt an „grünen“ Anlagen ist inzwischen riesig. Welche davon für den Einzelnen in Frage kommen, hängt von seiner persönlichen Risikobereitschaft, vom individuellen Anlagehorizont oder von der Höhe der Investition ab. Und eine zweite Bemerkung sei erlaubt: Auch wenn die aktuellen Rahmenbedingungen für Investitionen in erneuerbare Energien ausgezeichnet scheinen, so wirft nicht jedes Anlageprodukt automatisch hohe Renditen ab. Da lohnt sich die intensive Beschäftigung mit den einzelnen Finanzprodukten. Die konkreten Angebote werden regelmäßig in Magazinen wie „Ökotest“ oder „Finanztest“ vorgestellt. Seit 1999 informiert das Portal „Ecoreporter“ ausführlich über Anbieter, Finanzprodukte und Unternehmen. Auf Messen wie „Grünes Geld“ – die nächste findet am 21. November 2015 im Kölner Gürzenich statt – erläutern Experten und Aussteller, welche Trends und Möglichkeiten es für eine nachhaltige Investition gibt. Die Angebotspalette umfasst mögliche Beteiligungen an Solar- und Windkraftprojekten, grüne Energiefonds oder bis zu Angeboten von Festzinsanlagen bei grünen und ethischen Banken.
Offene Investmentfonds
Die Geldanlage in erneuerbare Energien funktioniert wie jede konventionelle Geldanlage. Mit einem Invest in Fonds beispielsweise aus dem Bereich der Solar- oder Windenergie haben Anleger die Möglichkeit, in Unternehmen und Märkte zu investieren, ohne wie bei der Einzelaktie jedes Unternehmen analysieren und beobachten zu müssen. Die Streuung des Portfolios ermöglicht, in eine Bandbreite nachhaltiger Unternehmen und Märkte zu investieren und gleichzeitig das Anlagerisiko gegenüber einem Investment in einzelne Unternehmen zu senken. Die Wertentwicklung fußt auf der Entwicklung der Branchen – nicht auf dem Kursverlauf einer Einzelaktie. Der Anleger hat hier die Wahl zwischen Fonds, die einen bestimmten Index wiederspiegeln (Exchange Traded Funds – ETFs) und gemanagten Fonds, wo ein Fondsmanager die Anlageentscheidungen im Rahmen der Anlagebedingungen trifft. Für die aktive Managementtätigkeit fallen verschiedene Kosten an – vom Ausgabeaufschlag über Vergütungen bis hin zu Transaktionsgebühren. Hier kann es passieren, dass die Kosten die Rendite letztlich auffressen. Bei den ETFs muss der Anleger außer den Transaktionskosten bei An- und Verkauf von Wertpapieren und sehr niedrigen Verwaltungsgebühren keine weiteren Kosten tragen. Schließlich müssen die Fondsanbieter keine aktiven Anlageentscheidungen treffen. Bei offenen Fonds ist der Verkauf jederzeit möglich.
Geschlossene Investmentfonds und Genussscheine
Bei geschlossenen Öko-Fonds profitiert der Anleger davon, dass er langfristig in einen Sachwert investieren kann und zudem an einem ökologischen Großprojekt auf unternehmerische Weise beteiligt ist. Für seine Beteiligung muss er meist ab 10.000 Euro aufbringen und das Geld für mehrere Jahre festlegen. Daher sollte nur Geld in einen geschlossenen Fonds investiert werden, das während des Anlagezeitraumes nicht benötigt wird. In der Regel investiert der Fonds in den Aufbau von Wind- oder Wasserkraftwerken. Doch eines sollte klar sein: Geschlossene Fonds Erneuerbare Energien sind unternehmerische Beteiligungen. Bei einer Pleite des Fonds droht ein Totalverlust. Wer investieren möchte, sollte deshalb genau hinsehen, bevor er sein Geld anlegt, niemals unter Zeitdruck handeln. Wer ist schon Profi genug, um auf Anhieb Renditeanalysen und Rentabilitätsberechnungen nachvollziehen zu können?
Leider gab es aber schwarze Schafe unter den Fondsinitiatoren, die das Geldverdienen zu sehr „optimiert“ hatten. So kam eine ganze Branche in Verruf. Mit dem Kapitalanlagegesetzbuch versucht seit 2013 der Gesetzgeber Ordnung in den Wildwuchs zu bekommen: Beim Vertrieb geschlossener Fonds muss seitdem sowohl anleger- als auch anlagegerecht beraten werden. Anlagegerecht bedeutet, es muss ein vernünftiges Produkt existieren. Es muss vielfach in punkto Qualität und Plausibilität geprüft sein, die wirtschaftlichen Annahmen müssen nachvollziehbar und realistisch sein. Ein seriöser und professioneller Berater sollte den potenziellen Anleger auf die Risiken hinweisen, die Kalkulation erklären und die „weichen Kosten“ – beispielsweise Verwaltungskosten – der Anlage transparent machen. Ein komplett risikoaverser Anleger ist für geschlossene Fonds nicht geeignet – auch wenn angesichts der politischen Unterstützung die Gewinnaussichten solide erscheinen.
Ähnlich verhält es sich mit den Genussscheinen. Dahinter verbergen sich an der Börse handelbare Wertpapiere, die ein Unternehmen herausgibt. Sie verbriefen ein „Genussrecht“, sprich eine Ausschüttung aus dem Bilanzgewinn des Unternehmens. Im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen hat der Käufer allerdings keinen Einfluss auf die Geschäftsstrategie nehmen. Sie haben eine befristete Laufzeit, an dessen Ende das eingezahlte Kapital zurückfließen sollte. Risiken bilden ausbleibende Zinszahlungen sowie die ausfallende Rückzahlung. Wer erinnert sich in diesem Zusammenhang nicht an das Windkraftunternehmen Prokon, das acht Prozent Zinsen versprochen hatte und 2014 in Insolvenz gehen musste.
Indem der Anleger Umweltaktien kauft, wird er Miteigentümer und beteiligt sich so langfristig an Unternehmen, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Mit dem Absturz der Solarwerte infolge von Insolvenzen bekannter AGs wie Solarworld haben 2012 viele Anleger hierzulande eine Menge Geld verloren. Dennoch besteht auch heutzutage die Chance, an Erfolgsgeschichten zumeist ausländischer Unternehmen zu verdienen. Beispiele dafür sind Hersteller von Windkraftanlagen wie Nordex, Gamesa, Suzlon oder Vestas oder Solarunternehmen wie Canadian Solar, First Solar oder Yingli, deren Aktien sich sehr positiv entwickelt haben. Seit 2006 gibt es den Aktienindex RENIXX World. Er bildet als erster Aktienindex die 30 weltweitführenden börsennotierten Unternehmen der Regenerativen Energiewirtschaft ab. 2014 ließ er mit einem Kursplus von 17,1 Prozent Dow Jones, S&P, Nikkei oder Dax weit hinter sich. Bis Juni 2015 ging es nur aufwärts. Es folgte eine Delle, aber ab September ist der Index wieder im steilen Aufwärtsgang. Weil dies ein sehr volatiler Markt ist, sollten Anleger zumindest auf eine Risikostreuung setzen und eine längere Haltedauer einplanen.Unternehmensanleihen
Mittelständische Unternehmen aus dem Erneuerbare-Energien-Sektor nutzen vielfach die Möglichkeit, eine Unternehmensanleihe alternativ zum normalen Bankkredit zu emittieren. Sie wollen so Liquidität zu günstigeren Konditionen erhalten. Anleihen haben eine festgelegte Verzinsung mit jährlicher Zinszahlung und eine feste Laufzeit, in der Regel zwischen fünf und zehn Jahren. Die Verzinsung bleibt während der Laufzeit gewöhnlich konstant, die Anleihen werden grundsätzlich am Laufzeitende zum Nennwert zurückgezahlt. Das Risiko: Wenn einzelne Unternehmen bereit sind am Kapitalmarkt dem Anleger beispielsweise sieben Prozent Zinsen zu zahlen, dann ist zu befürchten, dass sie für sieben Prozent keine Bankkredite erhalten. Möglicherweise sind sie gar nicht kreditwürdig.Abschließend noch kurz zu den vermeintlich sicheren Häfen für den umweltbewussten Anleger: Wer sein Geld trotz andauernder Niedrigzinsen auf einem Tages- oder Festgeldkonto verwahrt wissen will, für den lohnt sich der Wechsel zu einer Alternativbank – wie beispielsweise der Nürnberger Umwelt Bank AG. Alternativbanken investieren nach festen ethischen und ökologischen Kriterien und versprechen dem Sparer, dass er hier sein Geld konsequent für die Umwelt arbeiten lassen könne.
Fazit
Wer sein Geld in erneuerbare Energien anlegen will, kann aus allen marktüblichen Anlageprodukten wählen. Erneuerbare Energien sind ein ausgewiesener Wachstumsmarkt.
Kommentar hinterlassen