Karriere AG aus Potsdam will Menschheitsproblem gelöst haben – geniale Ergebnisse durch Börsenhandelssysteme in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Anzeige) angepriesen – Vorstand Klein begeistert
FAZ-Anzeige 23.10.2019 Angebot der Karriere AG
Herr Dipl.-Kfm. James Klein ist seit Jahrzehnten am Kapitalmarkt unterwegs und hat auch schon so manchen Rückschlag hinnehmen müssen. Zurzeit fungiert er als Vorstand der Karriere AG und Aufsichtsratsvorsitzender der AVG Altersvorsorgegenossenschaft eingetragene Genossenschaft in Liquidation. Beide Gesellschaften sind seit Jahren vertraglich und personell verbunden. Die AVG eG i.L. hatte viel Ärger mit der Finanzaufsicht und auch ihren eigenen Genossen (neuerdings nach dem Genossenschaftsgesetz Mitglieder genannt). 20 Mio Euro soll von den 800 Genossen eingesammelt worden sein.
Seit einiger Zeit ermittelt nach Strafanzeigen die Staatsanwaltschaft Potsdam, und viele Mitglieder der Genossenschaft warten auf Rückzahlungen ihrer Zahlungen, welche diese an die AVG eG gegeben haben.
Schlechte Stimmung bei der AVG – sowohl bei den Chefs als auch den Genossen
Viel Feind, viel Ehr. Nach der Durchsuchung durch die Staatsanwaltschaft im Juni 2019 und durch das Strafverfahren sieht sich Herr Klein falschen Verdächtigungen ausgesetzt. Die BaFin als Aufsicht hatte bei dem cleveren Geschäftsmann schon mal herumgemeckert und Veränderungen bei der Altersvorsorgegenossenschaft verlangt.
Dem Ärger wollte man durch die Selbstauflösung der Genossenschaft durch die Generalversammlung vom 24.08.2018 entgehen. Ex-Vorstand Lechtenfeld, Aufsichtsratschef Klein und der berühmte Privatier Zenke („verdeckter Vertriebler“) sind inzwischen keine guten Freunde mehr.
Andreas Lechtenfeld (ehemaliger Vorstand der AVG eG) eher ein Typ harmloser Techniker mit DDR-Biografie scheint dem Zauberer Klein nicht gewachsen zu sein. Jedenfalls gilt Klein als kreativ: Atlantis Hotel- und Freizeitanlagen e.G. aus Rödermark ist da ein Stichwort. Einer der größten Skandale in den 90er Jahren (aber das ist lange her).
Jetzt die Wende? Klein veröffentlicht Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Nun tritt Herr Klein mit einer neuen sensationellen Entwicklung an die Öffentlichkeit und bietet an, dass sich Vermögensverwaltungen, Stiftungen oder andere Reiche an seinem Börsensystem beteiligen. Sein Argument: Der Deutsche Aktienindex verändert sich einfach nicht.
Laut seiner Aussage steht er Ende März 2015 genau auf demselben Niveau wie heute. Hätte sich der DAX analog zu seinem System entwickelt, würde er heute bei ca. 44.000 Punkten stehen. Hätte man, anstelle 2015 100.000 Euro in den Dax zu investieren, in das System James Kleins investiert, könnte man sich heute darüber freuen, dass aus diesen 330.000 € geworden wären. So lesen wir jedenfalls seine Darstellung.
Eine sehr überzeugende Rechnung. Belege, um diese Berechnungen zu stützen, hat Herr Klein der Redaktion noch nicht vorlegen können. Zum weiteren Beweis der Genialität der Erfindung legte er heute der Redaktion von diebewertung.de dieses Schaubild vor:
AVGH9 Fonds Vgl. 072019 Performance laut Klein vom 30.10.2019
Macht die Finanzaufsicht alles kaputt? AVG Genossen Opfer?
In der Zeitungsannonce beklagte sich Herr Klein, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht es den Anlegern der Altersvorsorgegenossenschaft nicht gestattet, sich an diesem genialen Erfolg zu beteiligen. Die Anleger haben das System zwar mit ihrem Kapital aufgebaut, konnten jedoch nicht vom Erfolg profitieren. Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, entwickelte er eine neue Idee. Das erarbeitete System soll in einen Fonds einfließen oder anderweitig vermarktet werden. Zurzeit läuft das System sozusagen im Hintergrund und hat niemanden, an den es die Gewinne in „Millionenhöhe“ auszahlen kann. Um diesen Zustand zu ändern, bietet die Karriere AG nun in der Annonce öffentlich an, dass Dritte (Banken, Versicherungen oder sonstige interessierte Anleger) dem System (über verschiedene Gesellschaften) ein Darlehen geben. Mit diesem Geld wird das System dann handeln und die Erträge brüderlich zwischen dem Investor und der AVG eG aufgeteilt. So sollen die Genossen doch noch ihr Stück vom Kuchen abbekommen. Ob Investoren darauf anspringen, bleibt fraglich.
Außerdem nutzt Herr Klein die Anzeige, um sich zu beschweren. Man sei ungerecht mit ihnen umgegangen und jegliche Kritik unberechtigt. Nachfragen werden mit der Aussage „Unser System ist nicht patentierfähig und muss deshalb streng geheim bleiben“ abgeschmettert.
AVG Genossenschaft – Anlegerskandal?
Der von Herrn Klein geäußerten Bitte, die Altersvorsorgegenossenschaft nicht in die Nähe eines Anlageskandals zu rücken, können wir trotz dieser Annonce in der FAZ nicht nachkommen. Zum einen ermittelt weiterhin die Staatsanwaltschaft, zum anderen sind eine Fülle von Beschwerden bei der Redaktion aufgelaufen. Ohne dass die Mitglieder der Genossenschaft die gezahlten Leistungen zumindest zu Teilen zurückerhalten haben, weitere Investoren anzuwerben, löst keine positiven Gefühle aus.
Auch die Umstände rund um die Liquidation der Gesellschaft lassen nichts Gutes erahnen. Die Anzeige vom 23. Oktober 2019 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ war zwar möglicherweise sehr teuer, hindert aber nichts daran, dass derartige fantastische Behauptungen erst einmal überprüft werden müssen.
Überprüfung der Gelddruckmaschine nicht möglich?
Dieser Überprüfung stellt sich das System Karriere AG/AVG eG i.L.ja gerade nicht. Die AVG eG deutet an, ein altes Menschheitsproblem gelöst zu haben, sichere Wetten auf die Zukunft. Allerdings sind Zeitreisen, die Tatsache, über Wasser zu gehen, oder aber klare Zukunftsprognosen nach einhelliger Ansicht wohl kaum zu erreichen. Zudem gilt der Grundsatz: Niemand schlägt das System. Wer nicht transparent ist, hat etwas zu verbergen. Und die alte Theorie: Niemand ruft einen anderen mit einer Schaufel herbei, wenn er Gold gefunden hat – schon gar nicht mit einer riesigen Anzeige in der „FAZ“.
Anregung der Redaktion
Die geniale Geldvermehrungsmaschine produziert Börsenhandelsgewinne. Wir regen an, nachträglich die Börsen-Trades zu veröffentlichen, um zumindest in einem ersten Schritt Transparenz zu schaffen.
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