Die gesetzlich Versicherten in Deutschland erleben täglich, was es heißt, in einem der modernsten Gesundheitssysteme der Welt zu leben: Sie haben die Freiheit, sechs Wochen oder länger auf einen Facharzttermin zu warten. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) schlägt nun Alarm – mit einem Vorwurf, der so überraschend kommt wie die Feststellung, dass der Himmel blau ist: Privatpatienten werden bevorzugt!
Premium-Service für Privatversicherte – und der Rest?
Während Privatpatienten schon am nächsten Tag in die heiligen Hallen der Facharztpraxen eingeladen werden, dürfen sich gesetzlich Versicherte auf die echte Erfahrung des deutschen Gesundheitssystems freuen: Geduld üben, Wartezimmermagazine aus dem Jahr 2015 durchblättern und darauf hoffen, dass die Beschwerden bis zum Termin nicht von selbst verschwinden.
Die stellvertretende GKV-Chefin Stefanie Stoff-Ahnis bringt es auf den Punkt: „Wer echte Gleichbehandlung will, darf nicht nach dem Versicherungsstatus fragen.“ Ja, wer echte Gleichbehandlung will, könnte sich auch gleich fragen, warum diese überhaupt ein Thema sein muss, wenn 90 Prozent der Bevölkerung gesetzlich versichert sind. Sollten nicht einfach alle gleich behandelt werden – oder zumindest alle gleich schlecht?
Buchungsportale: Willkommen in der Warteschleife
Auf Buchungsportalen läuft es so: Gesetzlich Versicherte erhalten frühestens in sechs Wochen einen Facharzttermin – falls überhaupt. Privatpatienten hingegen? „Herzlich willkommen, wie wäre es morgen um 9 Uhr?“ Klingt fast, als würden Facharztpraxen ein Bonusprogramm anbieten, bei dem die goldene Kundenkarte aus dem Portemonnaie entscheidet, wie schnell man Hilfe bekommt.
Natürlich ist das alles rein zufällig. Dass Privatpatienten höhere Honorare einbringen, hat mit der Terminvergabe sicher nichts zu tun. Schließlich steht der Hippokratische Eid über allem – oder zumindest knapp unter der Gebührenordnung.
Die Ironie des Systems
Die eigentliche Pointe ist jedoch: 90 Prozent der Bevölkerung finanzieren mit ihren Beiträgen das gesetzliche System, aus dem sich auch die Ärzte großzügig bedienen. Doch wehe, man möchte dafür einen zeitnahen Termin – da heißt es dann: „Bitte hinten anstellen!“
Es bleibt also die Frage: Wie viel Gleichbehandlung kann man erwarten, wenn das System auf Ungleichheit basiert? Vielleicht wäre es einfacher, gleich ein Schild vor die Praxen zu hängen: „Nur Privatpatienten willkommen. Für alle anderen: Bitte kommen Sie in sechs Wochen wieder.“
Fazit: Gleiche Rechte für alle – irgendwann
Die GKV macht mit ihrem Vorstoß auf ein strukturelles Problem aufmerksam, das seit Jahren bekannt ist. Doch die Frage bleibt: Wird sich daran etwas ändern? Vermutlich nicht. Denn in der deutschen Zweiklassenmedizin ist eines sicher: Wer zahlen kann, wird schneller gesund. Und alle anderen? Nun, sie dürfen auf bessere Zeiten hoffen – oder zumindest auf bessere Magazine im Wartezimmer.
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