Herbert Kickl hat sich wieder gemeldet, und diesmal geht’s um nichts Geringeres als das Kanzleramt. Nach seinem Gespräch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Freitag trat der FPÖ-Chef am Samstag vor die Presse und verkündete ganz selbstbewusst: „Wir werden die nächste Regierung anführen – mit mir als Bundeskanzler.“ Ähnlich wie Kevin im Film „Kevin – Allein zu Haus“ scheint er jedoch ziemlich allein in diesem Vorhaben zu sein. Denn eines bleibt nach wie vor ein Rätsel: Mit wem will er eigentlich regieren?
Seit der Wahl vor sechs Tagen wirkt es so, als ob alle anderen Parteien so tun, als wären sie auf Urlaub gefahren und hätten die Haustür zugeschlossen. Wer den blauen Weihnachtsbaum also mit Kickl schmücken will, bleibt offen – vielleicht hat er die Hoffnung, dass noch ein paar Regierungswillige durch den Kamin rutschen.
Eine „Koalition der Verlierer“ – oder: Die Party ohne Gastgeber
Kickl verwies auf den Wahlsieg der FPÖ und erklärte stolz, das Ergebnis sei ein klarer Auftrag für „fünf gute Jahre“ unter seiner Führung. Wer ihn dabei stören will, ist in seinen Augen ein Spielverderber. Er wirft den anderen Parteien vor, sich trotz ihrer Verluste selbst zu feiern, statt den Wählerwillen ernst zu nehmen. „Koalition der Verlierer“ nannte er das – als wären sie bei einem Kindergeburtstag, bei dem keiner den Kuchen essen will, aber trotzdem alle Geschenke mit nach Hause nehmen.
FPÖ als Werkzeug – nur fehlt der Handwerker?
Die FPÖ, so Kickl weiter, sei eine „frische patriotische Kraft“, die das Land aus der Misere holen werde – von der Rezession bis hin zur „Kaskade der Gewalt“. Auch das Gesundheits- und Pflegesystem will er mit einem „Werkzeug des Volkes“ reparieren. Leider scheint es, als ob ihm der Rest der Parteienlandschaft den Schraubenschlüssel nicht reichen möchte. Vielleicht auch, weil sie Angst haben, dass der Werkzeugkasten eher einem Vorschlaghammer gleicht.
Van der Bellen: Der Türsteher der Demokratie
Was Van der Bellen zu alldem sagte, bleibt im Dunkeln. Kickl verriet nichts, außer, dass es ein „atmosphärisch angenehmes“ Gespräch gewesen sei. Man könnte sich vorstellen, dass der Bundespräsident mit der Geduld eines Türstehers vor einem exklusiven Club die Situation abwartet, bevor er entscheidet, wen er reinlässt. Sicher ist aber, dass er die „Grundpfeiler der Demokratie“ respektiert wissen will – und da wird die Liste für Kickl möglicherweise schon ziemlich kurz.
Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
In der nächsten Woche führt Van der Bellen die Gespräche weiter – zuerst mit ÖVP-Chef Karl Nehammer und SPÖ-Chef Andreas Babler, dann mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chef Werner Kogler. Währenddessen hat sich bereits ein inoffizielles Kaffeekränzchen zwischen Nehammer und Babler angekündigt. Ob die beiden sich heimlich beraten, wie man am besten um den blauen Elefanten im Raum herumtanzt? Man weiß es nicht. Sicher ist jedoch: Der Kanzlerthron bleibt vorerst leer – und Herbert Kickl wartet weiterhin auf eine Einladung zur Party.
Fazit: Kickl allein im Kanzleramt?
Ob Herbert Kickl am Ende den Regierungsschlüssel in die Hand bekommt, bleibt spannend. Momentan sieht es eher so aus, als würde er sich wie Kevin allein zu Hause fühlen – nur ohne die Diebe, die sein Haus übernehmen wollen. Und während die anderen Parteien ihre Kaffeetassen klappern lassen, bleibt Kickl mit ausgestreckter Hand zurück. Ob ihm am Ende der Bundespräsident eine zweite Chance gibt oder ob er doch den Vorschlaghammer ansetzen muss? Wir werden es sehen.
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