Die Seenotrettungsorganisationen SOS Humanity, Sea Eye und Mission Lifeline, die im Mittelmeer aktiv sind, haben Klage gegen die Praxis Italiens eingereicht, den privaten Rettungsschiffen Häfen zuzuweisen, die weit entfernt vom Rettungsgebiet liegen. Die Hilfsorganisationen kritisierten gestern, dass dadurch das Leben der geretteten Menschen gefährdet werde, und kündigten an, vor einem Verwaltungsgericht in Rom rechtliche Schritte einzuleiten.
Die privaten Seenotretter beklagen seit Monaten die Behinderung ihrer Arbeit durch die neue Strategie der italienischen Regierung. Die jüngste Verärgerung entstand, als dem Schiff „SOS Humanity 1“, das in fünf Einsätzen insgesamt 199 Personen gerettet hatte, der Hafen von Ortona in der Region Abruzzen in der Adria zugewiesen wurde. Ortona liegt 1.300 Kilometer vom Ort der Rettung entfernt.
„Der Kapitän hat vergeblich um einen näheren Hafen für die stark geschwächten Überlebenden, die fünf Tage auf See verbracht haben – teilweise ohne Nahrung und Wasser – gebeten. Die Praxis, den Rettungsschiffen systematisch weit entfernte Häfen zuzuweisen, stellt ein vermeidbares Risiko für ihre Gesundheit dar“, kritisieren die NGOs. Regierungsstrategie
Die seit Oktober amtierende rechtsgerichtete italienische Regierung hat den Kurs gegenüber NGOs, die im Mittelmeer Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete aus Seenot retten, verschärft. Der Regierung zufolge unterstützen die Hilfsorganisationen mit ihren Einsätzen das Schlepperwesen. Durch eine neue Regelung wurde die Anzahl der Rettungen pro Ausfahrt der NGO-Schiffe begrenzt.
Dies soll die Anzahl der Migrantenankünfte begrenzen. Zusätzlich weisen die italienischen Behörden den NGO-Schiffen Landungshäfen im Norden Italiens zu, die mehrere Tage Fahrtzeit vom Rettungsort entfernt sind. Als Grund wird die Überlastung der Flüchtlingsaufnahmezentren in Süditalien angeführt.
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