Der internationale Gewerkschaftsverband IndustriAll, mit Sitz in Genf, hat rechtliche Schritte gegen drei große Modeunternehmen eingeleitet. Im Visier stehen das deutsche Unternehmen New Yorker, die britische Firma Next sowie der polnische Konzern LPP, bekannt durch Marken wie Reserved und Mohito. Der Vorwurf: Trotz der politischen und menschenrechtlichen Krise in Myanmar lassen sie weiterhin Kleidung in dem von einer Militärjunta regierten Land produzieren.
Laut IndustriAll verstoßen die Unternehmen gegen die OECD-Richtlinien für verantwortungsvolle Unternehmensführung, die multinationale Konzerne dazu verpflichten, Menschenrechte und Arbeitsrechte in ihren Lieferketten zu achten. „Seit dem Militärputsch 2021 ist eine verantwortungsvolle Geschäftstätigkeit in Myanmar schlichtweg unmöglich“, erklärte der Gewerkschaftsbund. Bislang haben sich die betroffenen Firmen zu den Vorwürfen nicht geäußert.
IndustriAll reichte die Klagen gemeinsam mit den in Myanmar verbotenen Gewerkschaften CTUM und IWFM bei den OECD-Vertretungen in Deutschland, Großbritannien und Polen ein. Die Lage in Myanmar sei alarmierend: Gewerkschaften wurden verboten, ihre Vertreter festgenommen, und die Textilindustrie diene der Militärjunta als wichtige Devisenquelle.
„Die Textilindustrie hilft dem Regime, dringend benötigtes Auslandskapital in eine kollabierende Wirtschaft zu pumpen“, so IndustriAll. Darüber hinaus gebe es zahlreiche Berichte über massive Arbeitsrechtsverletzungen, Zwangsarbeit und dramatisch gesunkene Löhne.
Die Gewerkschaftsvereinigung betonte, dass Marken, die weiterhin in Myanmar produzieren, von einem Klima der Angst und Ausbeutung profitieren. „Es ist unverantwortlich, in einem Land zu bleiben, in dem grundlegende Arbeitsrechte mit Füßen getreten werden“, kritisierte IndustriAll scharf.
Bereits 2022 konnte IndustriAll mit Unternehmen wie H&M, Primark und Lidl eine Vereinbarung zum Rückzug aus Myanmar erreichen. Diese Firmen haben sich entschieden, ihre Geschäftsbeziehungen zu dem krisengeschüttelten Land zu beenden, um keine indirekte Unterstützung für die Militärregierung zu leisten.
Der Fall zeigt, wie schwierig es ist, globale Lieferketten unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten zu überwachen. Während einige Unternehmen Verantwortung übernehmen, halten andere weiterhin an Produktionsstätten in Myanmar fest – trotz massiver Kritik und der prekären politischen Lage. Die Klage von IndustriAll könnte nun ein wegweisender Schritt sein, um auch diese Firmen zum Umdenken zu bewegen.
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