Beim Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert geht es zu wie in einer Netflix-Serie – nur mit weniger Glamour, aber dafür mit mehr Razzien. Nachdem erst vor ein paar Wochen 165 Polizisten den Firmensitz durchsuchten und zwei Ex-Vorstände wegen Korruptionsvorwürfen kurzzeitig in U-Haft landeten, wurde jetzt schon wieder ein „Tatort Bayern“ eröffnet. Die beiden Ex-Manager sind zwar wieder auf freiem Fuß, aber es scheint, als hätte die Staatsanwaltschaft noch ein paar Asse im Ärmel – und diese Karten werden gerade genüsslich ausgespielt.
Betrugsverdacht: Wohnmobil mit „Diätplan“?
Der neueste Vorwurf: Mogeleien beim zulässigen Gesamtgewicht von Wohnmobilen. Klingt erstmal wie eine Lappalie, ist aber für Wohnmobilkunden ungefähr so dramatisch wie ein Reifenplatzer auf der Autobahn. Denn wer die magische 3,5-Tonnen-Grenze überschreitet, darf seinen fahrbaren Traum von Freiheit nicht mehr mit dem Standard-Pkw-Führerschein bewegen. Dazu kommen drohende Mautgebühren, die den Campingurlaub schnell in einen finanziellen Albtraum verwandeln könnten.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart vermutet, dass Knaus Tabbert bei den Gewichtsangaben ein bisschen „getrickst“ haben könnte. Ein bisschen weniger Ehrlichkeit hier, ein bisschen Papierschönheit da – schon passt das Wohnzimmer auf Rädern wieder unter die magische Grenze. Kunden konnten sich also über ein leichtgewichtiges Wohnmobil freuen, das sich dank allerlei Komfort-Extras dennoch anfühlt wie ein Panzer. Clever, aber eben nicht legal.
Neuerliche Razzia: Jetzt wird wieder durchsucht
Am Mittwoch rückten die Ermittler erneut an – dieses Mal bewaffnet mit Durchsuchungsbeschlüssen und wenig Geduld. Ein „Objekt in Bayern“ war das Ziel. Ob es der Hauptsitz im niederbayerischen Jandelsbrunn oder ein anderes Gebäude aus dem weit verzweigten Imperium von Knaus Tabbert war, bleibt geheim. Nur so viel: Auch der Luxus-Wohnmobilhersteller Morelo im oberfränkischen Schlüsselfeld gehört zur Gruppe. Und Luxus ist ja bekanntlich nicht leicht, weder auf der Waage noch im Leben.
Knaus Tabbert selbst gibt sich derweil betont kooperativ – man habe der Staatsanwaltschaft „vollumfängliche Unterstützung“ zugesagt und führe sogar eine unabhängige interne Untersuchung durch. Offenbar ist es bei Knaus Tabbert jetzt hip, so zu tun, als sei man selbst der größte Fan von Aufklärung.
Bestechungsgelder? Ex-Manager melden sich zu Wort
Zur Erinnerung: Die ganze Show begann Ende November, als zwei mittlerweile gefeuerte Vorstände und ein Investmentunternehmer aus dem Saarland beschuldigt wurden, Zahlungen von Zulieferern kassiert zu haben. Im Gegenzug sollen die Lieferanten bevorzugt worden sein – was vermutlich der Wohnmobilversion von „Vitamin B“ entspricht.
Nach ihrem kurzen Aufenthalt in der U-Haft meldeten sich die beiden Ex-Manager zu Wort und machten Angaben, die von der Staatsanwaltschaft als „hilfreich, aber nicht entlastend“ eingestuft wurden. Details? Fehlanzeige. Hier bleibt die Staatsanwaltschaft ähnlich verschwiegen wie ein Wohnmobilfahrer, der aus Versehen die 3,5-Tonnen-Grenze überschritten hat.
Ermittlungen mit internationalem Flair
Die Ermittlungen machen auch geografisch ordentlich Eindruck: Von Niedersachsen über Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz bis hin zur Schweiz wurden Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. Dabei fiel den Ermittlern offenbar eine ganze Schatztruhe an Beweismitteln in die Hände: unzählige elektronische Daten, Papiere und was man sonst noch so braucht, um einen Bestseller im Genre „Industriekrimi“ zu schreiben.
Insgesamt gibt es fünf Verdächtige und mindestens vier involvierte Firmen. Die Namen sind dem Bayerischen Rundfunk bekannt, werden aber – zum Leidwesen aller Klatschfans – (noch) nicht öffentlich gemacht. Man will die Spannung schließlich halten, oder?
Fazit: Camping-Urlaub mit Hindernissen
Für Knaus Tabbert scheint 2024 das Jahr der Dauer-Razzien zu sein. Während Wohnmobilkunden von einem sorgenfreien Urlaub träumen, muss der Hersteller sich mit Staatsanwälten, Gewichtsproblemen und internen Ermittlungen herumschlagen. Das nächste Mal, wenn Sie also ein Wohnmobil kaufen und sich fragen, warum das Modell so unglaublich leicht ist – vielleicht liegt es ja daran, dass das wahre Gewicht irgendwo zwischen den Zahlen versteckt wurde.
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