Nun ist es offiziell: Der große Rettungsplan für die Signa Prime Selection, das Herzstück des gescheiterten Immobilienimperiums von René Benko, ist endgültig zusammengebrochen. Die Finanzprokuratur hatte bereits Ende Juli beim Oberlandesgericht Wien beantragt, das Projekt zu kippen – und jetzt hat auch der Oberste Gerichtshof bestätigt: Dieser „Sanierungsplan“ hatte so viel Substanz wie ein Kartenhaus im Wind. Die Republik, vertreten durch die Finanzprokuratur, wird sich wohl auch gedacht haben, dass ein bisschen Transparenz bei Österreichs größter Wirtschaftspleite nicht schaden könnte. Wie umsichtig!
Ab sofort wird das „Vermögen“ der Signa Prime – sprich, das Sammelsurium an Immobilien, das Benko so eifrig zusammengetragen hat – im Rahmen eines Konkursverfahrens vom Masseverwalter versilbert. Und das „beste“ daran: Die Gläubiger hatten dem Sanierungsplan tatsächlich zugestimmt! Man ging offenbar davon aus, dass Signa Prime ja „ausreichend Liquidität“ hätte, um das Ganze noch zu retten. Schließlich waren bereits zwei Tranchen des Massekredits in Höhe von jeweils 25 Millionen Euro abgerufen. Ein Tropfen auf den heißen Stein bei mehr als 12,2 Milliarden Euro angemeldeter Insolvenzforderungen, von denen über 5,9 Milliarden Euro anerkannt wurden. Aber hey, was sind schon ein paar Milliarden unter Freunden?
Republik sieht den „Erfolg“ des Sanierungsplans skeptisch
Man könnte fast denken, die Republik hätte Zweifel an der Umsetzbarkeit dieses Treuhandkunststücks gehabt. Finanzprokuratur-Präsident Wolfgang Peschorn sah jedenfalls keinen Sinn darin, weiter zuzuschauen, wie ein nicht existierender Plan auf wundersame Weise funktionieren sollte. „Offensichtlich nicht möglich“, lautete das Urteil des OLG Wien – eine herrlich diplomatische Umschreibung für „Das wird nichts.“
Die Signa Prime gab sich kämpferisch und zog bis zum Obersten Gerichtshof, in der Hoffnung, doch noch irgendwie das Ruder herumreißen zu können. Doch auch das Höchstgericht winkte ab und beschloss, dass es Zeit ist, die Eigenverwaltung zu beenden und den Konkurs offiziell einzuleiten. Das Handelsgericht Wien teilte diese Entscheidung am Donnerstag mit, und Insolvenzverwalter Norbert Abel dürfte sich wohl schon auf eine neue „Herausforderung“ freuen.
Selfridges-Verkauf: Ein Lichtblick?
Da hilft es wenig, dass das Insolvenzgericht Anfang Oktober dem Verkauf der Signa-Anteile an der britischen Luxuswarenhauskette Selfridges an den saudischen Public Investment Fund (PIF) zugestimmt hat. Ein Deal, der mit „intensiven Verhandlungen“ beworben wurde und bei dem der saudische Staatsfonds immerhin 40 Prozent an Selfridges erwarb. Aber ob das ausreicht, um die Signa Prime aus der finanziellen Misere zu retten? Fraglich.
Der Sanierungsverwalter sprach damals noch von einem „bestmöglichen Ergebnis für die Gläubiger“ angesichts der „Komplexität der Strukturen“. Ein charmantes Lob für eine der größten Pleiten des Landes – und für eine Struktur, die wohl nur Benko und seine Berater als stabil betrachteten.
Fazit: Transparenz, bitte!
Die Republik erhofft sich nun durch das Konkursverfahren mehr Transparenz und eine gründliche Aufarbeitung dieses Finanzdebakels. Man darf gespannt sein, welche Überraschungen die nächsten Monate bringen werden. Aber eines ist sicher: Der Konkurs von Signa Prime wird in die Geschichte der österreichischen Wirtschaft als Musterbeispiel für „Alter Wein in neuen Schläuchen“ eingehen.
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