Sachsen steht vor einem echten Polit-Spektakel. Am 18. Dezember soll Michael Kretschmer (CDU) sich zur Wiederwahl als Ministerpräsident stellen – aber wie sicher ist das Ganze? Mit einer Minderheitsregierung aus CDU und SPD fehlt ihm die absolute Mehrheit, und die politische Bühne verspricht Drama, Intrigen und jede Menge Überraschungen.
Die Ausgangslage: Ein Ritt auf der Rasierklinge
Nach zähen Verhandlungen und einem Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD stehen die Zeichen auf eine Minderheitsregierung – ein Wagnis, das in der Geschichte Sachsens selten ist. Aber ohne die nötigen Stimmen aus anderen Fraktionen könnte es für Kretschmer ein steiniger Weg zurück ins Amt werden.
Mit nur 51 von 61 benötigten Stimmen haben CDU und SPD keine eigene Mehrheit. Jetzt müssen Stimmen aus der Opposition her – ein delikates Unterfangen, denn während einige Parteien Kretschmer aus taktischen Gründen unterstützen könnten, setzen andere auf Blockade.
Die Show beginnt: Wahlgänge und geheime Abstimmungen
Am Mittwoch um 10 Uhr eröffnet Landtagspräsident Alexander Dierks (CDU) die Sitzung. Dann wird es spannend: Wer stellt sich zur Wahl, wer bleibt sitzen und wie viele Wahlgänge braucht es, bis jemand den Chefsessel im Kabinett bekommt?
In Sachsen läuft das Ganze geheim ab – zumindest auf dem Papier. Aber in einer politischen Landschaft, in der Leaks fast zur Tradition gehören, wird mancher wohl trotzdem genau hinschauen, wer am Ende wem die Daumen drückt.
Kretschmer: Ein Ministerpräsident auf Bewährung?
Ob Michael Kretschmer im ersten Wahlgang eine Mehrheit schafft, ist mehr als fraglich. Die Grünen sind beleidigt, weil sie ihm den Wahlkampfton übel nehmen, und die Linke will nur dann Stimmen liefern, wenn die AfD ausgeschlossen bleibt. Die AfD hingegen sieht sich als Königsmacher, wenn Kretschmer bereit wäre, auf eine Koalition mit der SPD zu verzichten – was dieser jedoch vehement ablehnt.
Auch in der eigenen CDU-Fraktion rumort es. Einige Abgeordnete liebäugeln mit einer Alleinregierung. Kretschmer mag der Spitzenkandidat sein, aber sicher kann er sich in diesen turbulenten Zeiten nicht einmal der eigenen Reihen sein.
Andere Kandidaten: Ein bunter Cast für den Wahltag
Natürlich gibt es auch Alternativen – zumindest auf dem Papier:
AfD-Chef Jörg Urban will antreten, aber kaum jemand glaubt, dass er ernsthaft Chancen hat.
Matthias Berger, Ex-Bürgermeister von Grimma, träumt von einem Schweizer Modell, in dem alle Parteien mitmachen. Ob das Realität wird, bleibt fraglich – selbst die AfD lehnt ihn ab.
Es scheint, als wären die Mitbewerber eher Statisten in einem Drama, das Kretschmer oder einen potenziellen Ersatzmann aus der CDU-Fraktion zum Hauptdarsteller machen soll.
Was passiert, wenn niemand gewählt wird?
Sollte der Landtag keinen Ministerpräsidenten wählen, geht das Spiel in die Verlängerung. Bis zum 3. Februar bleibt Zeit, eine Einigung zu finden. Danach drohen Neuwahlen – ein Albtraum für die CDU, die fürchtet, dabei ihren Status als stärkste Kraft zu verlieren.
Fazit: Politik als Hochseilakt
Die Ministerpräsidentenwahl in Sachsen verspricht mehr Spannung als so mancher Tatort. Mit der richtigen Portion politischer Taktik und vielleicht einer Prise Glück könnte Kretschmer erneut ins Amt gewählt werden – oder das politische Schachbrett wird komplett neu gemischt.
Bis dahin bleibt eines sicher: Wer in diesen Tagen sächsische Politik verfolgt, bekommt nicht nur Drama, sondern auch eine Lektion in politischer Rhetorik und Verhandlungsführung geboten.
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