In einer kritischen Betrachtung der polizeilichen Kriminalstatistik äußert der renommierte Kriminologie-Experte Tobias Singelnstein, Professor für Strafrecht an der Universität Frankfurt, Vorbehalte bezüglich deren Aussagekraft. In einem Gespräch mit dem MDR betont Singelnstein, dass die Statistik nicht das reale Bild der Kriminalität in Deutschland widerspiegle. Vielmehr spiegele sie die Aktivitäten der Polizei wider, ohne dabei die weiterführenden Ergebnisse von Justiz und Gerichten zu berücksichtigen. Diese Lücke in der Erfassung lässt somit einen wesentlichen Teil des Strafverfolgungsprozesses außer Acht.
Besonders kritisch sieht Singelnstein die Interpretation der Daten bezüglich der Tätverdächtigen ohne deutschen Pass. Er warnt davor, vorschnelle und pauschale Schlüsse zu ziehen, da sich hinter dieser Kategorie eine heterogene Gruppe verbirgt. Nicht nur Geflüchtete, sondern auch Touristen und seit langem in Deutschland lebende Personen fallen unter diese Statistik. Singelnstein mahnt zur Vorsicht bei der Deutung dieser Zahlen und plädiert für einen differenzierteren Blick auf die Thematik, um Fehlinterpretationen und mögliche Stigmatisierungen zu vermeiden.
Kommentar hinterlassen