Die Berichte über ukrainische Fortschritte, begleitet von einem unkoordinierten Rückzug russischer Truppen insbesondere in der Region Charkiw, häufen sich. Umso lauter werden Kritik und Unmut an der russischen Kriegsführung in Russland und bei seinen Verbündeten.
Bericht: EU packt wohl keinen Preisdeckel auf russisches Gas
Die Europäische Union nimmt laut einem Bericht des britischen „Guardian“ Abstand davon, russisches Gas mit einem Preisdeckel zu versehen. Pläne für eine Sondergewinnsteuer für Energiekonzerne würden aber vorangetrieben. Die Zeitung beruft sich auf ein durchgesickertes Dokument.
Schule in Losowa zerstört
Nach Angaben des Militärgouverneurs von Charkiw, Oleh Synehubow, ist in der Nacht die Kleinstadt Losowa beschossen worden. Dabei habe es einen „Volltreffer in einer Bildungseinrichtung“ gegeben. Bilder zeigen ein völlig zerstörtes Schulgebäude in der Stadt etwa 150 Kilometer südlich von Charkiw.
Moskauer Patriarch ruft zu Gebeten für Putin auf
Der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill sieht Russland in einer „schicksalhaften Mission“ gegen ausländische Mächte, die das Riesenreich als unabhängigen Staat zerschlagen wollten,
Kiew: Ukraine rückt in Region Charkiw vor
Im Nordosten der Ukraine, in der Region Charkiw, toben noch immer Kämpfe. Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar sieht Fortschritte der ukrainischen Streitkräfte, weil deren Kräfte hochmotiviert seien und die Operation gut geplant sei.
„Das Ziel ist die Befreiung der Region Charkiw und darüber hinaus aller von der Russischen Föderation besetzten Territorien. Die Kämpfe gehen (in der Region Charkiw, Anm.) weiter. Es ist noch zu früh, um zu sagen, dass die Region Charkiw vollständig unter (ukrainischer, Anm.) Kontrolle steht“, sagt Maljar.
10.34 Uhr
Die Stadt Balaklija, die nach tagelangen Kämpfen von ukrainischen Truppen in der Region Charkiw zurückerobert worden ist, trägt die Spuren heftiger Kämpfe. Nördlich des Ortes liegen zivile Autos und Lastwagen verlassen am Straßenrand. Einige gepanzerte Fahrzeuge tragen noch immer den Buchstaben Z, das Symbol der russischen Streitkräfte.
FSB: Russischer Manager wegen Hochverrats festgenommen
Wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf die föderale Sicherheitsbehörde FSB berichten, hat Russland einen hochrangigen Manager eines Luftfahrtunternehmens wegen des Verdachts der Weitergabe geheimer militärischer Informationen an die Ukraine festgenommen.
Der FSB sagt, ein Mann stehe im Verdacht, Fotos von Ausrüstungsgegenständen russischer Kampfflugzeuge gemacht und an einen ukrainischen Staatsbürger geschickt zu haben, der in einer ukrainischen Flugzeugfabrik arbeite, so die Berichte. Laut Reuters hat der FSB ein Verfahren wegen Hochverrats gegen den Verdächtigen eingeleitet.
Scholz: Preisgabe von Ukraine „brächte keinen Frieden“
Der deutsche Kanzler Olaf Scholz sichert der Ukraine anhaltende Hilfe gegen den russischen Angriff zu. „Die Ukraine preiszugeben brächte keinen Frieden, im Gegenteil“, sagt Scholz und zieht eine Parallele zur Berliner Luftbrücke und der damaligen Unterstützung der Weltalliierten.
Bericht: Region Charkiw wieder ohne Strom
Die Region Charkiw ist nach russischem Beschuss wieder ohne Strom. Das meldet der „Kyiv Independent“. Die Stadt und die umliegende Region seien nach dem Ausfall einer Reservestromleitung von der Stromversorgung abgeschnitten.
Die Strominfrastruktur von Charkiw sei nach den russischen Angriffen vom 11. September weiterhin stark belastet, so der Bericht.
Lokalpolitiker fordern Putins Rücktritt
Dutzende Lokalpolitiker in Russland fordern den Rücktritt von Putin. Es kämen weiter neue Unterstützer hinzu, so die Abgeordnete eines St. Petersburger Bezirksrats, Xenia Torstrem. „Wir finden, dass die Handlungen von Präsident W. W. Putin Russlands Zukunft und seinen Bürgern schaden“, heißt es in der von ihr veröffentlichten Petition.
Torstrems Angaben zufolge ist diese bisher von mehr als 40 Lokalpolitikern aus insgesamt 18 Bezirken der Ostsee-Metropole St. Petersburg sowie der Hauptstadt Moskau unterzeichnet worden. Die direkten Auswirkungen solcher Protestaktionen dürften äußerst gering sein, dennoch sind sie nicht ungefährlich. Seit dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geht Russlands Justiz besonders hart gegen Oppositionelle und Andersdenkende vor.
Antoniwka-Brücke über Dnipro für Russen unbrauchbar
Nach Angaben des ukrainischen Militärs ist die Antoniwka-Brücke über den Dnipro in der Nähe des besetzten Cherson für das russische Militär unbrauchbar geworden, berichtet der „Kyiv Independent“. Das ukrainische Einsatzkommando Süd meldet außerdem, dass die ukrainischen Streitkräfte einen Panzer, fünf 152-mm-Haubitzen, darunter eine Msta-B- und eine Msta-S-Haubitze, sowie zwölf Einheiten gepanzerter Fahrzeuge und andere russische Militärausrüstung zerstört haben. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht bestätigen.
Selenskyj vor Gesprächen mit IWF
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird Insidern zufolge im Laufe des Tages mit IWF-Chefin Kristalina Georgiewa über einen neuen Kredit sprechen. Es gehe um ein umfassendes Finanzierungsprogramm, erklären zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Ukraine strebe ein Darlehen von 15 bis 20 Milliarden Dollar an. Es gilt als unwahrscheinlich, dass ein so hoher Betrag die Zustimmung des IWF findet. Das Exekutivdirektorium des IWF hat zuvor auf einer informellen Sitzung erörtert, der Ukraine 1,4 Milliarden Dollar an Soforthilfe anzubieten.
Russen lassen Militärgerät zurück
Während sich die russischen Streitkräfte aus der Region Charkiw zurückziehen, lassen sie Hunderte von Militärfahrzeugen, darunter Panzer und Lastwagen, zurück.
Peking: China bereit zu „strategischer Kooperation“ mit Russland
China will die internationale Ordnung gemeinsam mit Russland nach Angaben eines ranghohen Diplomaten „in eine gerechtere und rationalere Richtung“ führen. Peking sei bereit, die „strategische Kooperation“ mit Moskau fortzusetzen, sagt der Außenbeauftragte der Kommunistischen Partei, Yang Jiechi, laut Ministeriumsangaben bei einem Gespräch mit dem russischen Botschafter in Peking, Andrej Denissow.
Unter der „strategischen Führung“ des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und des russischen Staatschefs Wladimir Putin habe sich die Beziehung zwischen China und Russland „stets in der richtigen Spur“ weiterentwickelt, sagt Yang bei dem Treffen. Denissow wiederum spricht von „fruchtbaren Ergebnissen“ der bilateralen Beziehungen.
London: 1. Panzerarmee „stark geschwächt“
Das britische Verteidigungsministerium erklärt, dass Russland nach dem Rückzug aus der Oblast Charkiw Jahre brauchen könnte, um eine seiner angesehensten Panzereinheiten wieder aufzubauen.
In seinem jüngsten Informationsbriefing erklärt das Verteidigungsministerium, die 1. Panzerarmee der Garde sei stark geschwächt worden, sodass Russlands konventionelle Streitkräfte insgesamt „stark geschwächt“ seien.
AKW Saporischschja wieder besser mit Strom versorgt
Das von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja in der Ukraine ist inzwischen wieder an zwei Reservestromleitungen angeschlossen. So könne eine Leitung das Kühlsystem der abgeschalteten Reaktoren versorgen, die zweite sei in Reserve, teilt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit.
Der sechste und letzte Reaktor sei heruntergefahren worden und benötige nun weniger Strom zur Kühlung. Die Lage bleibe aber prekär, warnt IAEA-Chef Rafael Grossi: „Eine nukleare Schutz- und Sicherheitszone ist dringend erforderlich.“
Ukrainer erreichen Swjatohirsk in Donezk
Fotos zeigen ukrainische Soldaten in Swjatohirsk im Gebiet Donezk. Der Anführer der aus Moskau gesteuerten Separatisten von Donezk, Denis Puschilin, bestätigt Kämpfe um die Stadt, die ein wichtiges orthodoxes Kloster beherbergt. „Swjatohirsk, das sage ich ganz ehrlich, wird derzeit weder von uns noch vom Feind vollständig kontrolliert“, sagt er in einer Videobotschaft.
Puschilin bestätigt auch einen ukrainischen Angriff auf den Flughafen von Donezk. Die Angreifer seien vernichtet worden, sagt er. Überprüfbar sind die Angaben nicht. Auf dem 2014 zerstörten Flughafen ist seit damals die Front zwischen den Separatisten und der ukrainischen Armee verlaufen. Ein Angriff dort wäre das erste Vorrücken der Ukrainer auf Gebiet der „Volksrepublik“ Donezk, seit Russland das Nachbarland am 24. Februar überfallen hat.
Suche nach Kollaborateuren
Die ukrainischen Truppen durchkämmen die zurückeroberten Gebiete im Osten nach Kollaborateuren der russischen Besatzungsmacht. Außerdem würden Minen geräumt, teilt der ukrainische Generalstab mit.
Blinken sieht „bedeutende Fortschritte“
US-Außenminister Antony Blinken bescheinigt den ukrainischen Streitkräften bei ihrer Gegenoffensive „bedeutende Fortschritte“. Sie befinde sich aber noch in der Anfangsphase. Es sei zu früh, um ein genaues Ergebnis der Gegenoffensive vorherzusehen. Russland verfüge weiterhin über „beträchtliche Kräfte“ in der Ukraine sowie Ausrüstung, Waffen und Munition.
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