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Kritik an LA Times: Eigentümer plant KI-gestützten „Bias-Meter“ und löst Widerstand in der Redaktion aus

jolimaison (CC0), Pixabay
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Der milliardenschwere Besitzer der Los Angeles Times, Patrick Soon-Shiong, plant, einen KI-gestützten „Bias-Meter“ (Voreingenommenheits-Messgerät) in den Nachrichtenartikeln der Zeitung einzuführen. Das Tool soll Leserinnen und Lesern ermöglichen, potenzielle Einseitigkeiten in Artikeln zu erkennen und alternative Perspektiven auf ein Thema zu erhalten. Die Ankündigung sorgt jedoch für massive Kritik innerhalb der Redaktion und führte bereits zu Rücktritten.

Was ist der „Bias-Meter“?

Laut Soon-Shiong soll der „Bias-Meter“, der auf einer von ihm seit 2010 entwickelten KI-Technologie basiert, bereits im Januar 2025 eingeführt werden. Das Tool analysiert die Quellen und Inhalte eines Artikels und weist auf mögliche Einseitigkeiten hin. Mit einem Klick sollen Leser alternative Sichtweisen angezeigt bekommen.

„Wir müssen vermeiden, dass Leser in ihrer eigenen Bestätigungsblase stecken bleiben“, sagte Soon-Shiong in einem Podcast. Er kritisierte, dass große Medienhäuser wie die LA Times nicht klar zwischen Nachricht und Meinung trennen würden. „Das könnte den Niedergang der Mainstream-Medien beschleunigen“, warnte er.

Rücktritte und Widerstand im Newsroom

Soon-Shiongs Pläne haben in der Redaktion der Zeitung für Empörung gesorgt. Die LA Times Guild, die Gewerkschaft der Mitarbeitenden, reagierte mit einer scharfen Stellungnahme: „Unsere Mitglieder arbeiten nach strengen ethischen Richtlinien, die Fairness, Genauigkeit und die Suche nach allen Seiten eines Themas vorschreiben. Der Vorwurf von Einseitigkeit ist unbegründet und respektlos.“

Die Spannungen eskalierten, als der Kolumnist Harry Litman am Donnerstag seinen Rücktritt bekannt gab. In einer emotionalen Erklärung warf er Soon-Shiong vor, die Zeitung in eine pro-Trump-Richtung zu drängen. „Angesichts der existenziellen Bedrohung, die ein zweites Trump-Präsidentenamt für die Demokratie darstellt, ist dieser Kurs gefährlich und widerlich“, schrieb Litman.

Bereits zuvor hatte die stellvertretende Leiterin der Meinungsredaktion, Kerry Cavanaugh, ihre Kündigung eingereicht. Soon-Shiong hatte die Redaktion angewiesen, alle Überschriften von Meinungstexten vor der Veröffentlichung zu überprüfen, was intern als Eingriff in die redaktionelle Unabhängigkeit gewertet wurde.

„Balance“ als Ziel – oder Zensur?

Soon-Shiong hat angekündigt, die Meinungsredaktion der Zeitung umzugestalten und mehr konservative und zentristische Stimmen einzubringen. Er argumentierte, dass das aktuelle Meinungsteam zu links ausgerichtet sei: „Es ist in Ordnung, wenn jemand eher links tendiert, aber wir brauchen auch jemanden, der eher rechts oder in der Mitte steht.“

Die Kritik an seiner Vorgehensweise erreichte ihren Höhepunkt, als er kurz vor der Präsidentschaftswahl einen bereits vorbereiteten Wahlaufruf für Kamala Harris blockierte. Diese Entscheidung führte zu Protesten innerhalb der Redaktion, einem Rückgang von Abonnements und dem Rücktritt mehrerer Mitglieder des Editorial Boards. Nur noch drei von ursprünglich acht Mitgliedern des Meinungsbeirats sind übrig.

„Demokratie in Gefahr“

Soon-Shiong verteidigt seine Maßnahmen als notwendigen Schritt, um Ausgewogenheit und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Kritiker wie Litman sehen darin jedoch eine Kapitulation vor Druck von außen: „Trump hat klar gemacht, dass er Medien angreifen wird, die sich ihm widersetzen. Statt sich diesem Angriff auf die Demokratie entgegenzustellen, hat Soon-Shiong die Zeitung den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.“

Die Einführung des „Bias-Meters“ und die Umstrukturierungen bei der LA Times werfen Fragen über die Rolle der Medien in einer polarisierten Gesellschaft auf. Während Soon-Shiong betont, er wolle die Zeitung diverser und fairer machen, werfen Kritiker ihm vor, die Unabhängigkeit der Redaktion zu gefährden. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob diese kontroversen Maßnahmen die Zeitung stärken – oder weiter spalten.

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