In einem Jahr, in dem Deutschland offenbar beschlossen hat, den ultimativen Wettbewerb im „Wer kann sich am längsten krankschreiben lassen“ zu gewinnen, hat die Nation neue Rekorde im Krankenstand gesetzt. Es scheint fast so, als hätte das Land kollektiv beschlossen, dass Arbeit einfach überbewertet ist. Mit einem beeindruckenden gesamtwirtschaftlichen Schaden von 26 Milliarden Euro, hat sich Deutschland selbst übertroffen und gleichzeitig die Wirtschaft um 0,8 Prozentpunkte gedrückt. Applaus, meine Damen und Herren, für diese herausragende Leistung!

Wer hätte gedacht, dass ein paar harmlose Krankschreibungen die Wirtschaft derart ins Wanken bringen könnten? Offenbar waren alle so begeistert vom „Zu Hause bleiben und Tee trinken“, dass das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent geschrumpft ist. Aber keine Sorge, es wäre ja eigentlich um 0,5 Prozent gewachsen, hätten sich nicht alle entschieden, das Bett zu hüten.

In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel ohnehin schon ein brennendes Thema ist, haben die deutschen Arbeitnehmer beschlossen, das Ganze noch ein wenig spannender zu machen, indem sie Arbeitskraft im Umfang von umgerechnet gut 350.000 Beschäftigten einfach mal so vom Tisch wischen. Ein kühner Schachzug in Anbetracht des demografischen Wandels, wirklich beeindruckend.

Natürlich dürfen wir die Krankenkassen nicht vergessen, die durch diesen Enthusiasmus für Krankentage ganze fünf Milliarden Euro verloren haben. Und als wäre das nicht genug, hat der hohe Krankenstand auch zu Steuermindereinnahmen von 15 Milliarden Euro geführt. Da wird das Finanzministerium sicherlich Luftsprünge machen vor Freude.

Ursächlich für diesen außerordentlichen Anstieg der Krankenstände sind vor allem Atemwegserkrankungen, die – Überraschung – nach einer kurzen Corona-bedingten Pause im Herbst 2022 wieder in voller Blüte standen. Aber keine Sorge, auch Rückenschmerzen und psychische Erkrankungen haben ihren Teil beigetragen. Es ist fast so, als hätten wir eine Pandemie der Krankschreibungen erlebt.

Und dann ist da noch der Dominoeffekt, bei dem die verbliebenen gesunden Seelen die Arbeit der Ausgefallenen stemmen müssen. Ein echtes Teambuilding-Erlebnis, würde ich sagen.

Wer hätte gedacht, dass Deutschland, das Land der Dichter, Denker und Ingenieure, auch im internationalen Wettbewerb der Krankenstände ganz vorne mit dabei ist? Ein Hoch auf die Generation Faul und Bequem, die es geschafft hat, die Wirtschaft mit einer Welle von Krankschreibungen auf Trab zu halten. Wer braucht schon Produktivität, wenn man auch im Bett bleiben kann?