Die Bilanz und der Jahresabschluss der Bürgerwind Gronau Epe GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 geben einen detaillierten Einblick in die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft. Als potenzieller Anleger ist es wichtig, diese Informationen kritisch zu betrachten, um das Risiko und die Chancen einer möglichen Investition einzuschätzen. Hier sind die wichtigsten Punkte aus der Bilanz kritisch analysiert:
1. Vermögenslage: Hoher Anteil an Sachanlagen
- Sachanlagen: Das Anlagevermögen der Gesellschaft beträgt 11.325.429 EUR (gegenüber 11.332.521,65 EUR im Vorjahr), was fast die gesamte Bilanzsumme ausmacht.
- Technische Anlagen und Maschinen: Ein Großteil dieses Anlagevermögens entfällt auf technische Anlagen und Maschinen (vor allem Windenergieanlagen), die mit 11.112.858 EUR bewertet werden. Der Restwert für Grundstücke und Bauten beträgt 212.571 EUR.
Kritische Betrachtung: Die Bilanz zeigt, dass die Bürgerwind Gronau Epe GmbH & Co. KG stark auf ihre Sachanlagen angewiesen ist, insbesondere auf die Windenergieanlagen. Diese hohe Konzentration auf Sachanlagen ist typisch für Unternehmen in der Energiebranche, birgt aber auch Risiken. Sollte es zu technischen Problemen, unerwarteten Ausfallzeiten oder niedrigeren Erträgen aus Windkraft kommen, könnte dies die Vermögenswerte und das operative Geschäft beeinträchtigen.
2. Umlaufvermögen und Liquidität
- Umlaufvermögen: Das Umlaufvermögen ist von 3.029.927,57 EUR im Jahr 2022 auf 1.277.677,96 EUR im Jahr 2023 gesunken.
- Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände: Diese sind deutlich gesunken, von 2.060.879,98 EUR auf 753.447,01 EUR. Dies könnte auf eine Verbesserung bei der Einziehung von Forderungen hinweisen, sollte jedoch weiter beobachtet werden, um sicherzustellen, dass es nicht zu Liquiditätsengpässen kommt.
- Kassenbestand: Der Kassenbestand hat sich ebenfalls deutlich verringert, von 969.047,59 EUR auf 524.230,95 EUR, was auf eine möglicherweise angespannte Liquiditätslage hinweist.
Kritische Betrachtung: Der Rückgang des Umlaufvermögens und insbesondere des Kassenbestands deutet darauf hin, dass die Gesellschaft in den letzten Jahren erhebliche finanzielle Mittel ausgegeben hat. Die Liquidität könnte knapp werden, insbesondere angesichts der hohen Verbindlichkeiten. Es bleibt unklar, ob diese Mittel in neue Investitionen geflossen sind oder ob sie zur Deckung von laufenden Betriebskosten und Verbindlichkeiten verwendet wurden.
3. Hohe Verschuldung
- Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten: Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betragen 7.696.802,43 EUR und machen damit den Großteil der gesamten Verbindlichkeiten in Höhe von 8.426.654,93 EUR aus. Diese Verbindlichkeiten sind gegenüber dem Vorjahr (8.384.071,29 EUR) leicht gestiegen.
- Langfristige Verbindlichkeiten: Ein erheblicher Teil der Verbindlichkeiten hat eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren (5.388.342,60 EUR).
- Sonstige Verbindlichkeiten: Die sonstigen Verbindlichkeiten sind von 1.912.511,63 EUR im Vorjahr auf 483.520,60 EUR gesunken. Dies deutet darauf hin, dass kurzfristige Verpflichtungen deutlich reduziert wurden, was positiv zu werten ist.
Kritische Betrachtung: Die Gesellschaft ist stark fremdfinanziert, was ein gewisses Risiko darstellt, insbesondere wenn es zu unerwarteten Rückschlägen im operativen Geschäft kommt (z.B. geringere Windkraftproduktion oder technische Probleme mit den Windenergieanlagen). Die Fähigkeit der Gesellschaft, ihren Schuldendienst langfristig zu leisten, ist von zentraler Bedeutung. Positiv ist jedoch, dass die Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren der Gesellschaft Zeit geben, die Schulden langfristig zu tilgen.
4. Solides Eigenkapital, aber Fremdkapital dominiert
- Eigenkapital: Das Eigenkapital beträgt 3.500.000 EUR und ist vollständig eingezahlt. Im Vorjahr betrug es noch 3.146.000 EUR, was auf eine Kapitalerhöhung hindeutet.
Kritische Betrachtung: Obwohl das Eigenkapital erhöht wurde, machen die Verbindlichkeiten einen viel größeren Anteil an der Bilanzsumme aus (8,4 Mio. EUR Verbindlichkeiten gegenüber 3,5 Mio. EUR Eigenkapital). Das bedeutet, dass die Gesellschaft immer noch stark auf Fremdkapital angewiesen ist, was potenziell das Risiko einer Überschuldung mit sich bringt.
5. Ertragslage: Gute Umsätze und Jahresüberschuss
- Umsatzerlöse: Die Umsatzerlöse aus der Einspeisung von Strom haben sich von 2.074.913,93 EUR im Jahr 2022 auf 3.011.355,47 EUR im Jahr 2023 erhöht, was auf eine gestiegene Stromproduktion und höhere Einspeisevergütungen hinweist.
- Sonstige betriebliche Erträge: Diese sind allerdings von 1.515.420 EUR auf 717.631,03 EUR gesunken. Im Jahr 2022 waren diese vor allem auf Schadensersatzansprüche gegen den Hersteller zurückzuführen, die im Jahr 2023 nicht in gleicher Höhe anfielen.
- Abschreibungen: Die Abschreibungen haben sich von 81.086,95 EUR im Jahr 2022 auf 410.982,64 EUR deutlich erhöht, was auf die nun voll in Betrieb genommenen Windenergieanlagen zurückzuführen ist.
- Jahresüberschuss: Trotz höherer Abschreibungen und sonstiger betrieblicher Aufwendungen konnte die Gesellschaft einen Jahresüberschuss von 2.208.462,43 EUR erzielen, was zwar etwas niedriger ist als im Vorjahr (2.437.204,65 EUR), aber dennoch ein starkes Ergebnis darstellt.
Kritische Betrachtung: Die Ertragslage der Gesellschaft ist solide, mit guten Umsätzen und einem respektablen Jahresüberschuss. Allerdings könnte der Rückgang der sonstigen betrieblichen Erträge im nächsten Jahr zu geringeren Erträgen führen, wenn keine weiteren Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden können. Auch die hohen Abschreibungen könnten die zukünftigen Gewinne schmälern.
6. Rückstellungen und mögliche Risiken
- Rückstellungen: Die Rückstellungen für Steuern betragen 673.195 EUR, und es bestehen sonstige Rückstellungen in Höhe von 59.559 EUR.
Kritische Betrachtung: Die Rückstellungen erscheinen angemessen, um zukünftige steuerliche und betriebliche Risiken abzudecken. Allerdings sollten die langfristigen Wartungsverträge und die damit verbundenen Verpflichtungen (3,4 Mio. EUR) im Auge behalten werden, da diese ebenfalls das künftige Ergebnis belasten könnten.
Fazit aus Anlegersicht
Die Bürgerwind Gronau Epe GmbH & Co. KG weist eine solide finanzielle Basis auf, insbesondere durch das gute Eigenkapital und die stabilen Ertragszahlen. Dennoch gibt es einige kritische Punkte, die potenzielle Anleger beachten sollten:
- Hohe Verschuldung: Das Unternehmen ist stark fremdfinanziert, was das Risiko erhöht, insbesondere wenn es zu unerwarteten Rückschlägen kommt.
- Starker Rückgang des Umlaufvermögens: Die gesunkene Liquidität könnte auf finanzielle Engpässe hinweisen, die das Unternehmen in Zukunft unter Druck setzen könnten.
- Hohe Abhängigkeit von Windenergieanlagen: Da der Großteil des Vermögens in Sachanlagen (insbesondere Windenergieanlagen) gebunden ist, hängt der Erfolg des Unternehmens stark von der technischen Verfügbarkeit und der Ertragskraft dieser Anlagen ab.
- Solide Ertragslage, aber rückläufige sonstige Erträge: Trotz guter Umsätze könnte der Rückgang der sonstigen betrieblichen Erträge in Zukunft zu geringeren Jahresüberschüssen führen.
Empfehlung: Das Unternehmen bietet für risikobereite Anleger, die auf erneuerbare Energien setzen, interessante Chancen. Die gute Eigenkapitalbasis und die stabilen Erträge sind positive Aspekte. Allerdings sollten Anleger die hohen Fremdkapitalverbindlichkeiten und die Liquiditätsentwicklung im Auge behalten.
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