Die vorliegende Bilanz der FaGo eG für das Geschäftsjahr 2023 wirft mehrere Aspekte auf, die aus Anlegersicht einer genauen Prüfung bedürfen. Im Folgenden werden die wesentlichen Punkte kritisch beleuchtet.
1. Eigenkapitalquote und Kapitalstruktur
Das Eigenkapital der Genossenschaft beläuft sich auf 17.738,40 EUR, was einer Eigenkapitalquote von lediglich 15,95 % entspricht. Diese Quote ist vergleichsweise niedrig und deutet darauf hin, dass das Unternehmen stark auf Fremdkapital angewiesen ist.
Die Verbindlichkeiten betragen 85.561,52 EUR, was über 76 % der Bilanzsumme ausmacht. Diese hohe Fremdfinanzierung birgt Risiken, insbesondere in Zeiten steigender Zinsen oder bei Liquiditätsengpässen. Zwar wurde die kurzfristige Schuldenlast im Vergleich zum Vorjahr reduziert, die langfristigen Verbindlichkeiten bleiben jedoch beträchtlich bei 80.497,14 EUR.
2. Erhöhung des Umlaufvermögens
Das Umlaufvermögen ist von 33.201,45 EUR im Jahr 2022 auf 48.855,22 EUR gestiegen. Dieser Anstieg deutet auf eine Verbesserung der kurzfristigen Liquidität hin, bleibt jedoch in Anbetracht der Gesamtverbindlichkeiten relativ gering. Der Bestand an liquiden Mitteln bleibt kritisch, da die Verbindlichkeiten – insbesondere die langfristigen – durch die aktuellen Vermögenswerte nicht vollständig gedeckt sind.
3. Rückstellungen und Vorsicht
Die Rückstellungen sind von 6.102,62 EUR im Vorjahr auf 7.898,10 EUR gestiegen. Dies zeigt, dass das Unternehmen versucht, potenzielle Risiken besser abzudecken. Dennoch ist fraglich, ob diese Rückstellungen angesichts der finanziellen Lage ausreichend sind, um ungewisse Verbindlichkeiten oder drohende Verluste angemessen zu decken.
4. Geschäftsstruktur und Mitgliederentwicklung
Die Mitgliederstruktur der Genossenschaft ist extrem begrenzt. Mit nur drei Mitgliedern am Bilanzstichtag stellt sich die Frage, wie nachhaltig und belastbar die Geschäftsaktivitäten der Genossenschaft tatsächlich sind. Das geringe Mitgliederkapital von 900 EUR ist ein weiterer Indikator für die geringe Risikopufferung der Genossenschaft.
5. Prüfungsverband und Aufsichtsrat
Die FaGo eG wird vom DEGP e.V. geprüft, ein Prüfungsverband, der bereits in anderen Fällen durch unzureichende Prüfungsintensität aufgefallen ist. Zudem besteht kein Aufsichtsrat, was die interne Kontrolle und Aufsicht auf ein Minimum reduziert. Dies erhöht das Risiko von unternehmerischen Fehlentscheidungen, die möglicherweise unbemerkt bleiben.
6. Bewertungsgrundsätze und Transparenz
Die Bilanzierung und Bewertung der Vermögensgegenstände erfolgen gemäß den Vorschriften des HGB und GenG. Dennoch fällt auf, dass keine außerplanmäßigen Abschreibungen vorgenommen wurden und keine Risikovorsorge hinsichtlich möglicher Ausfälle bei Forderungen getroffen wurde. Das könnte darauf hindeuten, dass die Risiken in der Bilanz möglicherweise nicht vollständig abgebildet sind.
7. Fazit und Handlungsempfehlungen
Die finanzielle Lage der FaGo eG ist aus Anlegersicht als kritisch zu bewerten:
- Die niedrige Eigenkapitalquote und hohe Fremdkapitalquote machen die Genossenschaft anfällig für wirtschaftliche Schwankungen.
- Das geringe Mitgliederkapital und die stark eingeschränkte Kontrollstruktur (kein Aufsichtsrat) erhöhen das Risiko für Investoren.
- Liquiditätsreserven und Rückstellungen scheinen nicht ausreichend, um auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können.
Empfehlung:
Potenzielle Anleger sollten eine äußerst vorsichtige Haltung einnehmen. Eine weitere Prüfung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit und eine genaue Betrachtung der zukünftigen Geschäftsentwicklung sind dringend anzuraten. Langfristige Investitionen in eine Genossenschaft mit dieser Kapitalstruktur und Mitgliederdichte sollten gut überlegt sein.
Positiv anmerken wollen wir aber dann auch einmal, das diese Genossenschaft bereits die Bilanz 2023 veröffentlicht hat. Prima.
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