Kritische Analyse der Bilanz der GKF Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH & Co. Objekt Göttingen KG zum Geschäftsjahr 01.10.2021 bis 30.09.2022

1. Überblick und Bewertung der Bilanzstruktur

Die Bilanz der GKF Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH & Co. Objekt Göttingen KG zeigt signifikante Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr, insbesondere im Anlagevermögen und Eigenkapital. Diese Veränderungen sind vor allem auf den Verkauf des Betriebsgrundstücks in Göttingen zurückzuführen. Dieser Verkauf hat weitreichende Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft.

2. Aktiva:

a) Anlagevermögen:

• Das Anlagevermögen beläuft sich zum 30. September 2022 auf 0,00 EUR, was im Vergleich zu den 12,8 Mio. EUR im Vorjahr eine erhebliche Reduktion darstellt.
• Dies liegt am Verkauf des Betriebsgrundstücks in Göttingen im Juni 2022 für 21 Mio. EUR. Der Abgang der Sachanlagen (vor allem Grundstücke) zeigt, dass die Gesellschaft nun kein wesentliches Anlagevermögen mehr besitzt.

b) Umlaufvermögen:

• Das Umlaufvermögen stieg signifikant von 8,9 Mio. EUR im Vorjahr auf 31,2 Mio. EUR.
• Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände machen den größten Teil des Umlaufvermögens aus und stiegen von 8,85 Mio. EUR auf 31,17 Mio. EUR. Diese Zunahme spiegelt wahrscheinlich die Forderung gegenüber der SCP Retail Properties Holdco III S.à r.l. wider, die durch den Verkauf des Betriebsgrundstücks entstand.
• Der Kassenbestand ist mit 9.549 EUR relativ gering und hat sich im Vergleich zum Vorjahr (93.433 EUR) reduziert.

3. Passiva:

a) Eigenkapital:

• Das Eigenkapital ist stark gestiegen, von 14,74 Mio. EUR auf 28,66 Mio. EUR, was einen positiven Hinweis auf die finanzielle Stabilität der Gesellschaft gibt.
• Diese Erhöhung resultiert offensichtlich aus dem Verkauf des Grundstücks und dem damit verbundenen Gewinn, der das Eigenkapital stärkte. Da es keinen Bilanzgewinn gibt, scheint der gesamte Gewinn in den Kapitalanteilen der Kommanditisten enthalten zu sein.

b) Rückstellungen:

• Die Rückstellungen sanken erheblich von 1,44 Mio. EUR auf 751.029 EUR.
• Dieser Rückgang ist vor allem auf die Auflösung von Instandhaltungsrückstellungen (948.893 EUR) im Zusammenhang mit dem Grundstücksverkauf zurückzuführen. Eine andere Rückstellung in Höhe von 300.000 EUR entstand durch eine Vergleichsvereinbarung mit einem Lieferanten, was darauf hinweist, dass es möglicherweise Rechtsstreitigkeiten oder Vertragskonflikte gab.

c) Verbindlichkeiten:

• Die Verbindlichkeiten stiegen von 162.026 EUR auf 1,77 Mio. EUR.
• Der Hauptteil dieser Verbindlichkeiten resultiert aus dem Zahlungsverkehr mit der SCP Holdco III S.à r.l., was auf finanzielle Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Verkaufsgeschäft hinweist.
• Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen stiegen von 36.346 EUR auf 238.379 EUR, was möglicherweise mit dem Verkauf oder verbleibenden Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Immobilie zusammenhängt.

d) Rechnungsabgrenzungsposten:

• Ein auffälliger Punkt ist die vollständige Auflösung der Rechnungsabgrenzungsposten (5,39 Mio. EUR im Vorjahr).
• Diese Auflösung resultierte aus einer Entschädigungszahlung in Höhe von 6,27 Mio. EUR, die im Rahmen einer Umstellung der Mietverträge geleistet wurde. Mit dem Verkauf der Immobilie wurde der verbleibende Betrag im Geschäftsjahr vollständig aufgelöst, was eine einmalige Ertragswirkung auf die Bilanz hatte.

4. Wesentliche Geschäftsvorgänge und deren Auswirkungen:

a) Verkauf des Betriebsgrundstücks:

• Der Verkauf des Grundstücks in Göttingen war der wichtigste Vorgang im Geschäftsjahr. Durch den Verkauf wurden 21 Mio. EUR erlöst, was die Forderungen und das Eigenkapital signifikant erhöhte.
• Obwohl dieser Verkauf zu einem positiven Kapitalzuwachs führte, muss berücksichtigt werden, dass das Unternehmen nun kein operativ nutzbares Anlagevermögen mehr besitzt, was die zukünftige Ertragskraft und operative Geschäftstätigkeit stark beeinflusst.

b) Auflösung des Unternehmens:

• Mit dem Austritt der Komplementärin SCP Retail Properties A GP GmbH und der Übernahme des Vermögens durch die SCP Retail Properties A XX S.à r.l. wurde die Gesellschaft zum 31. Dezember 2022 ohne Liquidation erloschen.
• Dies deutet darauf hin, dass das Geschäft der GKF Göttingen KG zu einem Ende gekommen ist, was die Zukunftsperspektiven der Gesellschaft infrage stellt.

5. Kritische Aspekte und Risikofaktoren:

a) Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen:

• Ein Großteil der Forderungen (ca. 9,97 Mio. EUR) besteht gegenüber der Kommanditistin SCP Retail Properties A XX S.à r.l. in Luxemburg. Diese enge Verflechtung birgt potenzielle Risiken, insbesondere hinsichtlich der Rückzahlungsfähigkeit und der Abhängigkeit von den verbundenen Unternehmen.

b) Fehlende operativen Einnahmenquellen:

• Nach dem Verkauf der Immobilie besitzt das Unternehmen kein Anlagevermögen mehr, das kontinuierliche Einnahmen generieren könnte. Dies stellt die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft infrage, sofern keine neuen Investitionen getätigt werden.

c) Hohes Forderungsvolumen:

• Das hohe Volumen an Forderungen könnte bei Zahlungsausfällen oder Liquiditätsengpässen der Schuldner zu Problemen führen. Die Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen stellen hierbei ein zentrales Risiko dar.

6. Zusammenfassung und Bewertung:

Die Bilanz der GKF Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH & Co. Objekt Göttingen KG zum Geschäftsjahr 2021/2022 zeigt eine deutliche Veränderung durch den Verkauf des Betriebsgrundstücks. Während das Eigenkapital durch den Verkauf gestärkt wurde, fehlen dem Unternehmen nun die operativen Vermögenswerte, um kontinuierliche Einnahmen zu erzielen. Das hohe Volumen an Forderungen, insbesondere gegenüber verbundenen Unternehmen, birgt potenzielle Risiken. Zudem stellt die Auflösung des Unternehmens zum 31. Dezember 2022 das Ende der operativen Tätigkeit dar, was die Zukunftsperspektiven des Unternehmens stark einschränkt.