1. Vermögenslage
Die Bilanz der Heli Austria GmbH zum 31. Mai 2022 zeigt eine Bilanzsumme von 41,7 Millionen Euro, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (38,7 Millionen Euro) darstellt. Die Vermögensstruktur besteht aus einem signifikanten Anlagevermögen von 18,6 Millionen Euro (Vorjahr: 14,2 Millionen Euro) und einem Umlaufvermögen von 19,5 Millionen Euro, das sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert hat.
- Anlagevermögen: Besonders stark gewachsen sind die Sachanlagen, insbesondere Anlagen in Bau und Betriebs- und Geschäftsausstattung, was auf hohe Investitionen hinweist. Diese Investitionen könnten für die zukünftige Geschäftstätigkeit positiv sein, erfordern jedoch eine nachhaltige Refinanzierung.
- Umlaufvermögen: Die Vorräte haben sich von 6,7 Millionen Euro auf 8,7 Millionen Euro erhöht. Dies deutet auf mögliche Kapitalbindung in noch nicht verkauften Helikopterteilen hin, was bei weiterem Absatzrisiko problematisch sein könnte.
2. Eigenkapital und Finanzierungsstruktur
Die Eigenkapitalsituation der Heli Austria GmbH ist aus Anlegersicht äußerst kritisch:
- Das Unternehmen weist ein negatives Eigenkapital von -1,07 Millionen Euro auf (Vorjahr: 3 Millionen Euro positives Eigenkapital). Dies bedeutet, dass die Verbindlichkeiten die Vermögenswerte übersteigen, was eine prekäre finanzielle Lage signalisiert.
- Der Bilanzverlust von 3,6 Millionen Euro zeigt, dass das Unternehmen in den letzten Jahren keine Gewinne erwirtschaftet hat, sondern kontinuierlich Verluste anhäuft.
- Nachrangige Darlehen und Substanzgenussrechte über 2,55 Millionen Euro wirken als Puffer, verhindern jedoch nicht das negative Eigenkapital. Diese Instrumente werden zwar nicht sofort fällig, dennoch bleibt die finanzielle Situation angespannt.
3. Verschuldung
Die Verbindlichkeiten sind mit 38,4 Millionen Euro sehr hoch und haben im Vergleich zum Vorjahr (30,9 Millionen Euro) deutlich zugenommen. Ein großer Teil der Verbindlichkeiten (29,4 Millionen Euro) hat eine Laufzeit von mehr als einem Jahr, was auf eine langfristige Verschuldung hinweist.
- Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten belaufen sich auf 14,1 Millionen Euro, was eine erhebliche Belastung darstellt, insbesondere angesichts der Zinssituation und der eingeschränkten finanziellen Flexibilität.
- Die hohen Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen (8 Millionen Euro) deuten darauf hin, dass innerhalb der Unternehmensgruppe finanzielle Unterstützung notwendig war. Dies könnte jedoch auch das Gesamtrisiko innerhalb der Gruppe erhöhen, wenn finanzielle Engpässe auftreten.
4. Ertragslage
Die Ertragslage der Heli Austria GmbH ist besorgniserregend. Das Ergebnis vor Steuern zeigt einen Verlust von -4,09 Millionen Euro, der sich im Vergleich zum Vorjahr (-2,79 Millionen Euro) weiter verschlechtert hat.
- Der Rohertrag ist zwar von 19,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 22,6 Millionen Euro gestiegen, jedoch konnten diese Einnahmen die gestiegenen Kosten nicht decken.
- Personalaufwendungen sind um etwa 1 Million Euro gestiegen und betragen nun 4,7 Millionen Euro. Dies könnte auf höhere Löhne oder eine Personalaufstockung hinweisen, was jedoch angesichts der Verluste eine zusätzliche Belastung darstellt.
- Abschreibungen in Höhe von 1,8 Millionen Euro belasten ebenfalls das Ergebnis. Die Investitionen in neue Anlagen und Helikopter bedeuten hohe laufende Abschreibungen, die das operative Ergebnis belasten.
5. Liquidität und Geldfluss
Positiv zu bewerten ist der Netto-Geldfluss aus der laufenden Geschäftstätigkeit, der 7,08 Millionen Euro beträgt und sich im Vergleich zum Vorjahr (2,69 Millionen Euro) stark verbessert hat. Dies ist auf die Anpassung der Verbindlichkeiten und einen positiven Cashflow aus dem operativen Geschäft zurückzuführen.
Allerdings ist der Netto-Geldfluss aus der Investitionstätigkeit negativ mit -6,58 Millionen Euro, was auf hohe Investitionsausgaben hinweist, die derzeit nicht durch den operativen Cashflow gedeckt werden können.
6. Restrukturierung und Risiken
Das Unternehmen hat eine Restrukturierungsvereinbarung mit den Finanzierungspartnern getroffen, die bis Oktober 2024 läuft. Diese Vereinbarung soll die Liquidität des Unternehmens sichern und die Tilgung der Kredite und Leasingverträge den finanziellen Möglichkeiten anpassen.
Allerdings bestehen erhebliche Risiken hinsichtlich der Fortführung des Unternehmens:
- Sollten die Planungsprämissen nicht eintreten, könnte es zu Liquiditätsengpässen kommen.
- Die Planungsannahmen gehen von einer Stabilisierung des Marktes nach der COVID-19-Pandemie aus. Sollte dies nicht eintreffen, könnte das Unternehmen vor weiteren finanziellen Problemen stehen.
7. Fazit aus Anlegersicht
Aus Anlegersicht stellt die Heli Austria GmbH derzeit ein hoch riskantes Investment dar. Das negative Eigenkapital, die anhaltenden Verluste und die hohe Verschuldung sind klare Indikatoren für eine sehr angespannte finanzielle Lage.
Dennoch gibt es einige positive Aspekte, wie die Restrukturierungsvereinbarung mit den Gläubigern, die kurzfristig für Stabilität sorgen könnte, und den verbesserten Cashflow aus der operativen Tätigkeit.
Für potenzielle Investoren ist jedoch Vorsicht geboten. Eine Investition könnte sich nur dann lohnen, wenn die geplante Restrukturierung erfolgreich verläuft und es zu einer nachhaltigen Stabilisierung der Ertrags- und Finanzlage kommt.
Kommentar hinterlassen