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Kritische Analyse der Bilanz der Smart Digital Sales and Holding GmbH aus Anlegersicht (Geschäftsjahr 2021)

TungArt7 (CC0), Pixabay
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Die Bilanz der Smart Digital Sales and Holding GmbH für das Geschäftsjahr 2021 zeigt eine stark fremdfinanzierte Struktur mit einem negativen Eigenkapital, was aus der Perspektive eines Anlegers erhebliche Risiken, aber auch Chancen birgt. Nachfolgend erfolgt eine detaillierte Analyse der wesentlichen Positionen der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung sowie der darin enthaltenen Risiken und Potenziale für Investoren.


1. Vermögenslage

Anlagevermögen

  • Das Anlagevermögen beträgt 2,677 Mio. EUR, ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (1,597 Mio. EUR). Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen in langfristige Investitionen, höchstwahrscheinlich Software und immaterielle Vermögenswerte, investiert hat, was für ein digitales Unternehmen durchaus erwartbar ist. Diese Investitionen können zukünftige Einnahmen fördern, erhöhen jedoch auch das Risiko, insbesondere wenn diese Investitionen nicht schnell monetarisiert werden können.
  • Das Unternehmen gibt an, dass im Anlagevermögen stille Reserven in Form von Software bestehen, deren Verkehrswert laut Gutachten bei über 10 Mio. EUR liegt. Dies könnte eine Sicherheit für Investoren darstellen, falls die Werte tatsächlich realisierbar sind. Dennoch ist bei immateriellen Vermögenswerten wie Software Vorsicht geboten, da deren Marktwert schwer einschätzbar und stark schwankend sein kann.

Umlaufvermögen

  • Das Umlaufvermögen hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht (574.048 EUR gegenüber 427.343 EUR). Dies zeigt, dass das Unternehmen über kurzfristige Mittel verfügt, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu bedienen. Allerdings bleibt der Betrag im Verhältnis zu den Gesamtschulden relativ gering, was potenzielle Liquiditätsprobleme signalisieren könnte.
  • Der Rückgang der Rechnungsabgrenzungsposten von 101.442 EUR im Vorjahr auf 40.315 EUR deutet darauf hin, dass das Unternehmen in geringerem Umfang Ausgaben auf künftige Perioden vortragen konnte. Dies könnte ein Zeichen für geringere Einnahmen im Voraus oder für eine veränderte Abgrenzungsstrategie sein.

2. Kapitalstruktur

Eigenkapital

  • Die Bilanz zeigt ein negatives Eigenkapital von -856.977 EUR im Geschäftsjahr 2021, was sich gegenüber dem Vorjahr (-704.502 EUR) verschlechtert hat. Diese negative Eigenkapitalposition ist ein ernsthaftes Warnsignal für Investoren, da sie auf eine fortgesetzte Verlustsituation hinweist. Unternehmen mit negativem Eigenkapital sind stark auf Fremdfinanzierung angewiesen und haben bei weiteren Verlusten ein erhöhtes Insolvenzrisiko.
  • Die Geschäftsführung erklärt, dass keine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechts vorliegt, da stille Reserven in Form von Software bestehen. Während dies eine gewisse Absicherung bietet, sollten Investoren darauf achten, dass immaterielle Vermögenswerte häufig schwer zu realisieren sind, insbesondere in Krisensituationen.
  • Positiv hervorzuheben ist, dass die Muttergesellschaft und Gesellschafter eine finanzielle Unterstützung zugesagt haben, um das Unternehmen zu stützen. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von externer Unterstützung ein bedeutendes Risiko.

Verbindlichkeiten

  • Die Verbindlichkeiten sind stark angestiegen und betragen nun 4,128 Mio. EUR, im Vergleich zu 2,807 Mio. EUR im Vorjahr. Dies zeigt, dass das Unternehmen seine Expansion und Aktivitäten größtenteils durch Fremdkapital finanziert. Die hohen Verbindlichkeiten im Verhältnis zum Eigenkapital (welches negativ ist) sind ein Zeichen für eine potenziell riskante Kapitalstruktur.
  • Die Zinsaufwendungen sind mit 16.533 EUR im Vergleich zu 7.088 EUR im Vorjahr angestiegen, was auf höhere Fremdfinanzierungskosten hindeutet. Auch wenn diese Zahl im Vergleich zu den Gesamtschulden gering erscheint, können steigende Zinsen in der Zukunft die finanzielle Belastung weiter erhöhen.

3. Ertragslage

Umsatzerlöse

  • Die Umsatzerlöse stiegen von 70.113 EUR im Vorjahr auf 1,529 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2021, was ein positiver Indikator für das Unternehmenswachstum ist. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen seine Marktposition verbessern und signifikante Einnahmen generieren konnte. Allerdings bleibt unklar, ob diese Umsätze nachhaltig sind oder durch einmalige Großaufträge zustande kamen.

Betriebsergebnis und Kostenstruktur

  • Der Materialaufwand ist auf 275.298 EUR angestiegen, was im Vergleich zu den Umsätzen angemessen erscheint. Allerdings sind die sonstigen Aufwendungen mit 685.814 EUR sowie der Personalaufwand mit 435.833 EUR deutlich höher als im Vorjahr. Dies könnte auf eine erhebliche Ausweitung der Geschäftstätigkeit hinweisen, birgt jedoch auch das Risiko, dass die Fixkosten des Unternehmens stark ansteigen, was in einem Umsatzrückgang zu ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten führen könnte.
  • Besonders auffällig sind die hohen Abschreibungen von 467.022 EUR, die sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt haben. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Unternehmen stark in Anlagegüter investiert hat, die jedoch noch nicht den erwarteten Ertrag liefern, was das Unternehmen kurz- bis mittelfristig belasten könnte.

Finanzergebnis

  • Das Finanzergebnis ist weiterhin negativ, was auf die hohen Fremdfinanzierungskosten zurückzuführen ist. Da das Unternehmen weiterhin stark auf Fremdkapital angewiesen ist, könnten steigende Zinsen in der Zukunft das Finanzergebnis weiter verschlechtern und somit die Gesamtprofitabilität des Unternehmens mindern.

Jahresergebnis

  • Trotz eines deutlichen Umsatzanstiegs weist das Unternehmen einen Jahresfehlbetrag von -152.475 EUR aus. Auch wenn dies eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahresverlust von -632.969 EUR darstellt, bleibt das Unternehmen weiterhin defizitär. Investoren sollten dies als ein potenzielles Risiko betrachten, insbesondere wenn das Unternehmen keine nachhaltige Trendwende erzielt.

4. Chancen und Risiken

Chancen

  • Das Unternehmen hat im Jahr 2021 einen erheblichen Umsatzanstieg verzeichnet, was auf eine erfolgreiche Marktpositionierung hindeutet. Sollten diese Umsätze nachhaltig sein und weiter wachsen, könnte sich die finanzielle Lage des Unternehmens verbessern.
  • Die Zusagen der Muttergesellschaft und der Gesellschafter, das Unternehmen zu unterstützen und Verluste abzudecken, bieten eine gewisse Sicherheit, dass das Unternehmen auch bei weiteren Verlusten fortbestehen kann.
  • Die stillen Reserven im Anlagevermögen (Software) könnten in Zukunft realisiert werden, um die finanzielle Situation des Unternehmens zu verbessern. Dennoch bleibt dies spekulativ und sollte nicht als sicher betrachtet werden.

Risiken

  • Das größte Risiko für Investoren besteht in der negativen Eigenkapitalposition und der hohen Verschuldung. Wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, seine Rentabilität schnell zu verbessern, könnten die Fremdfinanzierungskosten weiter ansteigen und das Unternehmen in eine finanzielle Schieflage bringen.
  • Die Abhängigkeit von den Gesellschaftern und der Muttergesellschaft zur Finanzierung und Verlustabdeckung ist ein weiteres Risiko. Sollte die Unterstützung ausbleiben oder eingeschränkt werden, könnte das Unternehmen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen stehen.
  • Die hohen Fixkosten, insbesondere die Personal- und sonstigen Aufwendungen, könnten das Unternehmen belasten, falls die Umsätze stagnieren oder zurückgehen.

Fazit

Aus Anlegersicht bietet die Smart Digital Sales and Holding GmbH sowohl Chancen als auch erhebliche Risiken. Während das Umsatzwachstum im Jahr 2021 positiv ist, bleibt das Unternehmen finanziell fragil mit einem hohen Fremdkapitalanteil und negativen Eigenkapital. Das Unternehmen ist stark von externen Finanzierungen und der Unterstützung durch die Muttergesellschaft abhängig. Potenzielle Investoren sollten die Risiken einer weiteren Defizitfinanzierung und die Abhängigkeit von stillen Reserven im Auge behalten. Eine Investition könnte sich lohnen, wenn das Unternehmen seine Profitabilität steigern und seine Finanzstruktur verbessern kann, jedoch sollten Anleger die potenziellen Risiken genau abwägen.

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