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Kritische Analyse der Bilanz der stadt-plan Wohnen eG aus Anlegersicht

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Die Jahresabschlussdaten der stadt-plan Wohnen eG werfen aus Anlegersicht verschiedene kritische Fragen auf. Nachfolgend werden die zentralen Punkte beleuchtet:


1. Eigenkapitalquote und finanzielle Stabilität

Das Eigenkapital beläuft sich auf 469.279,19 EUR, was einer Eigenkapitalquote von 31,2 % entspricht (469.279,19 EUR / 1.503.980,14 EUR). Diese Quote liegt im unteren Bereich, wenn man die langfristige finanzielle Stabilität betrachtet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Eigenkapital leicht gesunken (504.152,40 EUR in 2021), was auf operative Verluste oder fehlende Rücklagen hindeuten könnte.

Ein Abwärtstrend im Eigenkapital sollte Anleger beunruhigen, da er die Risikopufferung des Unternehmens schwächt. Dies erhöht die Anfälligkeit gegenüber externen Schocks wie Zinssteigerungen oder Liquiditätsengpässen.


2. Hoher Verschuldungsgrad

Die Verbindlichkeiten betragen 1.007.106,39 EUR, was mehr als 67 % der Bilanzsumme ausmacht. Dabei sind 905.587,05 EUR langfristiger Natur. Dies deutet auf eine starke Abhängigkeit von Fremdfinanzierung hin. Der Verschuldungsgrad (Verbindlichkeiten im Verhältnis zum Eigenkapital) liegt bei ca. 215 %, was aus Anlegersicht als hoch eingestuft wird.

Die hohe Fremdkapitalquote könnte problematisch werden, insbesondere wenn die Zinssätze steigen oder der Cashflow durch unerwartete Ausgaben belastet wird.


3. Rückgang des Umlaufvermögens

Das Umlaufvermögen hat sich von 728.369,66 EUR im Jahr 2021 auf 410.728,37 EUR fast halbiert. Dies könnte auf Schwierigkeiten bei der Liquiditätsbewirtschaftung oder auf die Verwendung von Mitteln zur Deckung von Verbindlichkeiten hindeuten.

Ein solcher Rückgang im Umlaufvermögen kann die kurzfristige Zahlungsfähigkeit gefährden und erhöht die Abhängigkeit von Kreditlinien oder kurzfristigen Finanzierungsquellen.


4. Abbau von Rückstellungen

Die Rückstellungen sind von 92.720,42 EUR im Vorjahr auf 15.131,25 EUR gesunken. Dies könnte darauf hindeuten, dass potenzielle Verpflichtungen im aktuellen Geschäftsjahr abgebaut oder anderweitig berücksichtigt wurden.

Jedoch stellt sich die Frage, ob die verbleibenden Rückstellungen angesichts der gesamten Risikosituation des Unternehmens ausreichen, um unvorhergesehene Ausgaben oder zukünftige Verbindlichkeiten zu decken.


5. Verbindlichkeiten mit kurzfristiger Fälligkeit

Von den Verbindlichkeiten sind 101.519,34 EUR innerhalb eines Jahres fällig. In Kombination mit dem stark gesunkenen Umlaufvermögen könnte dies kurzfristige Liquiditätsprobleme verursachen. Die Fähigkeit der Genossenschaft, diese kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken, hängt stark von einer stetigen Einnahmenquelle oder der Refinanzierung durch weitere Kredite ab.


6. Geringe betriebliche Aktivität

Mit nur einem Beschäftigten im Geschäftsjahr 2022 bleibt die operative Kapazität der Genossenschaft gering. Dies wirft Fragen zu ihrer Wirtschaftlichkeit und Skalierbarkeit auf. Zudem stellt sich die Frage, wie effizient die verfügbaren Ressourcen genutzt werden und ob die aktuelle Struktur langfristig tragfähig ist.


7. Keine Angaben zum Jahresergebnis

Die Genossenschaft ist aufgrund ihrer Einstufung als kleine Kapitalgesellschaft nicht verpflichtet, detaillierte Angaben zum Jahresergebnis und dessen Verwendung zu machen. Dies schränkt die Transparenz für Anleger erheblich ein und macht es schwieriger, die tatsächliche Ertragskraft und Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zu beurteilen.


8. Forderungen gegenüber Gesellschaftern

Bemerkenswert ist, dass Forderungen gegenüber Gesellschaftern von 0 EUR im Vorjahr auf 25.318,79 EUR angestiegen sind. Solche Forderungen können die Liquidität belasten, falls sie nicht kurzfristig beglichen werden.


Fazit und Empfehlungen

Die finanzielle Lage der stadt-plan Wohnen eG ist aus Anlegersicht durchwachsen:

  • Die Eigenkapitalquote ist niedrig und sinkt weiter, was die finanzielle Stabilität schwächt.
  • Der hohe Verschuldungsgrad und der Rückgang des Umlaufvermögens erhöhen das Risiko von Liquiditätsengpässen.
  • Der Abbau von Rückstellungen und die geringe betriebliche Aktivität werfen weitere Fragen zur langfristigen Tragfähigkeit auf.

Handlungsempfehlungen:

  1. Transparenz verbessern: Mehr Einblick in die Ertragslage und eine klare Darstellung der mittelfristigen Finanzstrategie wären aus Anlegersicht wünschenswert.
  2. Eigenkapital stärken: Die Genossenschaft sollte überlegen, wie sie ihre Eigenkapitalbasis durch Einlagen oder Gewinne stärken kann.
  3. Liquiditätsreserven aufbauen: Der Abbau des Umlaufvermögens sollte gestoppt und Liquiditätsreserven aufgebaut werden, um kurzfristige Verbindlichkeiten sicher bedienen zu können.
  4. Effizienz steigern: Eine Überprüfung der betrieblichen Strukturen könnte helfen, den operativen Betrieb effizienter und skalierbarer zu gestalten.

Anleger sollten die Entwicklung der stadt-plan Wohnen eG weiterhin kritisch beobachten und auf eine nachhaltige Verbesserung der Finanzkennzahlen achten, bevor sie sich für ein Engagement entscheiden.

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