Kritische Analyse des AGP Advisor Global Partners Fund I GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

Published On: Mittwoch, 25.09.2024By Tags: , , ,

1. Fondsstruktur und Anlagestrategie

Der AGP Advisor Global Partners Fund I ist ein geschlossener Immobilien- und Infrastrukturfonds, der seit seiner Gründung im Jahr 2007 auf ein breit diversifiziertes Portfolio an institutionellen Investmentstrategien setzt. Für Anleger bietet dies potenziell die Möglichkeit, von den stabilen Erträgen dieser Sektoren zu profitieren. Der Fonds hat sich zum Ziel gesetzt, durch Immobilien- und Infrastrukturinvestitionen eine Rendite zu erzielen, die insbesondere aus Ausschüttungen und Verkaufserlösen resultiert.

  • Vorteile: Die geografische und sektorale Diversifizierung ist ein Pluspunkt, da diese Risikostreuung in volatilen Märkten eine gewisse Stabilität gewährleisten kann. Auch die hohe Anzahl von 719 Direktinvestments in 31 Ländern zeugt von einem breiten Ansatz.
  • Risiken: Die Abhängigkeit von einem globalen Immobilienmarkt birgt potenzielle Gefahren, insbesondere in Zeiten steigender Zinsen und geopolitischer Unsicherheiten. Der Immobilienmarkt hat in den letzten Jahren Preiskorrekturen erfahren, was zu Verzögerungen oder niedrigeren Rückflüssen führen könnte. Zudem ist das Investment stark auf den langfristigen Erfolg der Infrastruktur- und Immobilienmärkte angewiesen.

2. Finanzielle Performance

Zum Ende des Jahres 2022 betrug der Nettoinventarwert (NIW) pro Anteil 0,85 EUR. Dies entspricht einer Wertentwicklung von 3,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Seit dem Ende der Beitrittsphase im Jahr 2010 hat sich der NIW pro Anteil um 23,7 % erhöht. Diese Steigerung zeigt eine positive langfristige Entwicklung, obwohl die Rendite im Vergleich zu früheren Jahren abgenommen hat.

  • Vorteile: Die langfristige Leistungsentwicklung mit einer Gesamtsteigerung von 23,7 % seit 2010 ist ein positives Signal, auch wenn die jährliche Rendite moderat ausfällt. Die erhöhte Diversifizierung durch zusätzliche Investmentstrategien könnte das Portfolio weiter stabilisieren.
  • Risiken: Die jährliche Renditeentwicklung ist mit rund 3,3 % relativ gering. Berücksichtigt man die Opportunitätskosten und die langfristige Kapitalbindung, könnten Anleger an anderer Stelle bessere Renditen erzielen. Zudem zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung einen Jahresfehlbetrag von -0,4 Mio. EUR, was die Ertragskraft des Fonds in Frage stellt. Es wird erst in der Liquidationsphase mit einem positiven realisierten Ergebnis gerechnet, was bedeutet, dass der Fonds derzeit für Anleger keinen Cashflow generiert.

3. Ausschüttungspolitik

Der Fonds hat bisher keine Ausschüttungen an Anleger vorgenommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Fonds sich nach eigenen Angaben noch in der Investitionsphase befindet. Ein wesentlicher Teil der Erträge wird erst in der Liquidationsphase nach der Fondslaufzeit (Ende 2025) erwartet.

  • Vorteile: Der Fonds hält an einer disziplinierten Strategie fest, was darauf hindeutet, dass Investitionen in der frühen Phase hauptsächlich auf Wachstum und Reinvestitionen ausgerichtet sind. Dies könnte zu höheren Rückflüssen in der Liquidationsphase führen.
  • Risiken: Die lange Zeit ohne Ausschüttungen kann für einkommensorientierte Anleger problematisch sein. Da der Fonds bis zum Ende seiner Laufzeit im Jahr 2025 keinen Cashflow generiert, müssen Anleger eine hohe Liquidität besitzen, um die lange Kapitalbindung durchzuhalten. Die Unsicherheit, ob die geplanten Ausschüttungen tatsächlich im erwarteten Umfang eintreten, erhöht das Risiko.

4. Liquiditätsrisiken

Der Fonds weist in seinem Risikomanagementbericht auf ein potenzielles Liquiditätsrisiko hin, das durch die zeitlich nicht fixierten Kapitalabrufe der Investmentstrategien besteht. Die Kapitalzusagen des Fonds gehen über den aktuellen Wert des Fonds hinaus, was zu einer Overcommitment-Strategie führt.

  • Vorteile: Die Overcommitment-Strategie kann bei erfolgreicher Umsetzung eine effizientere Kapitalnutzung gewährleisten, da nicht genutztes Kapital für neue Investitionen zur Verfügung steht.
  • Risiken: Dieses Vorgehen birgt jedoch ein hohes Liquiditätsrisiko. Wenn Kapitalabrufe der Investmentstrategien schneller als erwartet erfolgen oder die Ausschüttungen geringer ausfallen, könnte der Fonds in einen Liquiditätsengpass geraten. Anleger sollten sich dieses Risikos bewusst sein, da es im Ernstfall zu einer verzögerten Rückzahlung der Einlagen oder Ausschüttungen kommen könnte.

5. Kostenstruktur

Die Gesamtkostenquote des Fonds beträgt etwa 2,56 % des durchschnittlichen NAV. Diese Quote ist relativ hoch, insbesondere wenn man die moderaten Renditen und den bislang negativen Jahresüberschuss berücksichtigt. Hohe Verwaltungskosten und Transaktionskosten mindern potenzielle Erträge und belasten die Rendite des Fonds.

  • Vorteile: Die Kostenstruktur scheint transparent und es gibt keine Anzeichen für versteckte Gebühren. Die laufende Überwachung durch renommierte Wirtschaftsprüfer wie KPMG garantiert eine gewisse Kontrolle.
  • Risiken: Die hohe Kostenquote relativ zur Renditeentwicklung ist ein wesentlicher Nachteil. Diese Kosten könnten in einem schwierigen Marktumfeld die Ertragskraft weiter mindern.

6. Marktumfeld und Risiken

Der Fonds operiert in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, das von steigenden Zinsen, Inflation und geopolitischen Unsicherheiten geprägt ist. Dies kann zu geringeren Erträgen oder sogar Verlusten bei den Immobilien- und Infrastrukturinvestitionen führen. Besonders die gestiegenen Finanzierungskosten und die Unsicherheit über zukünftige Zinsentwicklungen machen Immobilien- und Infrastrukturinvestitionen riskanter.

  • Vorteile: Der Fonds ist gut diversifiziert und investiert in verschiedenen Regionen und Sektoren, was potenziell das Risiko mindert.
  • Risiken: Die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten könnten jedoch zu einer negativen Wertentwicklung führen. In der Vergangenheit erwirtschaftete Renditen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Gewinne.

Schlussfolgerung:

Aus Anlegersicht bietet der AGP Advisor Global Partners Fund I Vor- und Nachteile. Die Diversifizierung und das langfristige Wachstumspotenzial im Immobilien- und Infrastrukturbereich sind positiv zu bewerten. Allerdings birgt die lange Kapitalbindung, die hohe Kostenstruktur und die derzeitige Unsicherheit im Marktumfeld wesentliche Risiken. Für risikobereite Anleger, die einen langen Anlagehorizont haben und bereit sind, auf Ausschüttungen bis zur Liquidationsphase zu verzichten, könnte der Fonds eine interessante Option sein. Konservative Anleger, die auf regelmäßige Erträge und eine geringe Volatilität setzen, sollten jedoch vorsichtig sein und alternative Investmentmöglichkeiten in Betracht ziehen.

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