Allvest, ein von der Allianz angebotener digitaler Anlageservice, verspricht eine flexible Kombination aus Sicherheit und Renditechancen durch eine Mischung von renditestarken ETFs/Investmentfonds und einem Sicherheitsbaustein mit attraktiver Verzinsung. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es einige Punkte, die potenzielle Anleger kritisch betrachten sollten, bevor sie sich für dieses Anlageprodukt entscheiden.
1. Anlagekonzept: Garantieniveau und Renditechancen
Allvest bietet Anlegern die Wahl, ein Garantieniveau von 60 %, 80 % oder 90 % ihrer Einzahlungen zum Ende der Vertragslaufzeit zu sichern. Diese Option klingt auf den ersten Blick verlockend, da sie eine Mischung aus Sicherheit und Rendite verspricht. Allerdings hängt die Rendite stark vom gewählten Garantieniveau ab. Ein höheres Garantieniveau reduziert die Anteile, die in renditestarke ETFs und Fonds investiert werden können, und somit auch die potentiellen Erträge.
Das Produkt richtet sich tendenziell an sicherheitsbewusste Anleger, jedoch sollte bedacht werden, dass eine höhere Sicherheit oft mit geringeren Renditen einhergeht. Die Wahl eines hohen Garantieniveaus könnte also letztlich den Hauptvorteil der ETF- und Fondsanlage, nämlich die Chance auf höhere Gewinne, abschwächen.
2. Verzinsung des Sicherheitsbausteins
Die Verzinsung des Sicherheitsbausteins liegt derzeit bei 4,3 % p.a., was im aktuellen Niedrigzinsumfeld durchaus attraktiv erscheint. Allerdings ist diese Verzinsung auf einen Zeitraum von vier Jahren festgelegt. Danach fällt die Verzinsung auf aktuell 3,8 % p.a. und ist nicht garantiert. Diese Zinssätze basieren auf Überschussanteilen, die von der Allianz abhängig von den Marktbedingungen festgelegt werden und in Zukunft auch niedriger ausfallen könnten. Dies stellt ein nicht unerhebliches Risiko dar, da die tatsächliche Verzinsung in den späteren Jahren des Vertragsverhältnisses unvorhersehbar ist.
3. Steuervorteile als Rentenversicherung
Allvest wirbt mit den Steuervorteilen einer Rentenversicherung. Diese Vorteile können tatsächlich attraktiv sein, insbesondere da Rentenversicherungen oft steuerlich begünstigt sind. Allerdings muss beachtet werden, dass die steuerlichen Vorteile je nach individueller Situation variieren können und die langfristige Bindung an das Produkt eine gewisse Inflexibilität mit sich bringt. Steuerliche Vorteile allein sollten also nicht der Hauptgrund für eine Anlageentscheidung sein.
4. Kosten und Gebühren
Allvest bewirbt das Produkt als „100 % digital und deshalb kostengünstig“. Es gibt jedoch keine transparente Darstellung der genauen Kostenstruktur auf der Webseite. Es bleibt unklar, welche Gebühren für die Verwaltung der ETFs und Fonds anfallen und wie hoch die Kosten für das Sicherheitsmanagement durch die Allianz sind. Versteckte Gebühren könnten die Rendite erheblich schmälern, insbesondere bei langfristigen Verträgen. Anleger sollten die vollständigen Kosten, einschließlich Verwaltungsgebühren, genau erfragen und in ihre Entscheidung einfließen lassen.
5. Langfristige Bindung und Flexibilität
Ein weiterer kritischer Punkt ist die langfristige Bindung. Der Garantietermin muss mindestens 12 Jahre in der Zukunft liegen, und der spätestmögliche Auszahlungstermin ist das Alter von 85 Jahren. Diese lange Laufzeit bietet zwar der Allianz Planungssicherheit, schränkt aber die Flexibilität der Anleger erheblich ein. Auch wenn jederzeit Ein- und Auszahlungen möglich sind, müssen sich Anleger auf eine lange Vertragsbindung einstellen, die sich insbesondere bei sich ändernden Lebensumständen als nachteilig erweisen kann.
6. Komplexität des Produkts
Das Anlagekonzept von Allvest, das verschiedene Bausteine (Sicherheits- und Renditebaustein), Garantieniveaus und Anlagestrategien kombiniert, ist relativ komplex. Gerade für weniger erfahrene Anleger könnte es schwierig sein, die tatsächlichen Risiken und Chancen vollständig zu verstehen. Diese Komplexität könnte dazu führen, dass Anleger nicht die optimalen Entscheidungen für ihre individuelle finanzielle Situation treffen, was wiederum die angestrebte Rendite beeinträchtigen könnte.
7. Risikoprofil und Renditechancen
Während Allvest potenziell attraktive Renditen durch die Anlage in ETFs und Fonds verspricht, hängt der tatsächliche Anlageerfolg stark von der gewählten Strategie und der Marktentwicklung ab. Die passiven und aktiven Anlagestrategien, die von den Allianz-Experten verwaltet werden, bieten zwar Vorteile in Form von Großanlegerkonditionen, aber auch Risiken durch Marktschwankungen. Passive Strategien, die den Markt nachbilden, könnten in einem schwachen Marktumfeld zu geringeren Renditen führen, während aktive Strategien teurer sind und keine Garantie auf eine Überrendite bieten.
Fazit
Allvest stellt eine innovative Kombination aus Sicherheit und Renditechancen dar, die durch die Allianz als etablierten Versicherer unterstützt wird. Allerdings sollten potenzielle Anleger die langfristige Bindung, die mögliche Intransparenz bei den Kosten, die begrenzte Flexibilität und die Abhängigkeit von der künftigen Marktentwicklung kritisch hinterfragen. Die beworbenen Renditechancen sind stark von der Wahl des Garantieniveaus und der Anlagestrategie abhängig, und die tatsächliche Verzinsung des Sicherheitsbausteins kann über die Jahre hinweg sinken.
Wer in Allvest investiert, sollte sich der Risiken bewusst sein und eine fundierte Entscheidung treffen, idealerweise nach Rücksprache mit einem unabhängigen Finanzberater, der die individuellen finanziellen Ziele und Bedürfnisse berücksichtigt.
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