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Kritische Analyse des Jahresabschlusses der FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG für das Geschäftsjahr 2023

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Der Jahresabschluss der FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG zeigt für das Geschäftsjahr 2023 eine deutliche finanzielle Erholung nach den herausfordernden Jahren der Pandemie. Doch trotz positiver Entwicklungen in der Ertragslage und einem gestiegenen Eigenkapital gibt es einige strukturelle Herausforderungen, die eine kritische Betrachtung der langfristigen Stabilität des Unternehmens erfordern.

1. Starke Ergebnissteigerung, aber volatile Erträge

Das Unternehmen konnte für das Geschäftsjahr 2023 ein Ergebnis nach Steuern von 33,47 Mio. EUR erzielen, was im Vergleich zum Vorjahr (11,61 Mio. EUR) einen signifikanten Anstieg bedeutet. Auch das EBITDA (70,34 Mio. EUR) und das EBIT (37,65 Mio. EUR) verzeichnen deutliche Verbesserungen im Vergleich zu 2022. Dies wird durch eine Umsatzsteigerung von 28 % unterstützt, die hauptsächlich auf die erhöhte Nachfrage im Tourismus sowie die Übernahme der Punta Skala d.o.o. zurückzuführen ist.

Jedoch muss betont werden, dass ein großer Teil des positiven Ergebnisses auf Einmaleffekte zurückzuführen ist, insbesondere aus der Konsolidierung des kroatischen Punta Skala Resorts. Diese Entwicklung zeigt, dass das organische Wachstum des Unternehmens möglicherweise nicht ausreicht, um eine langfristig stabile Ertragssteigerung sicherzustellen, da externe Faktoren wie Zukäufe und Konsolidierungen eine zentrale Rolle spielen.

2. Hohe Abhängigkeit von Crowdinvesting und Fremdfinanzierungen

Ein kritischer Punkt ist die zunehmende Abhängigkeit von Crowdinvesting und nachrangigen Darlehen, die in den letzten Jahren erheblich zur Liquidität des Unternehmens beigetragen haben. Im Jahr 2023 wurden 25,1 Mio. EUR über Crowdinvesting aufgenommen, eine erhebliche Steigerung im Vergleich zu den 14,2 Mio. EUR im Vorjahr. Diese Finanzierungsform mag kurzfristig Liquidität sichern, birgt jedoch mittel- bis langfristig Risiken, da die Rückführung der Darlehen samt Zinsen in wirtschaftlich schwächeren Jahren zur Belastung werden kann.

Zudem zeigen die gestiegenen sonstigen Verbindlichkeiten, die von 20,52 Mio. EUR auf 51,35 Mio. EUR anwuchsen, dass das Unternehmen stark auf Fremdkapital setzt. Insbesondere die nicht fristenkongruente Finanzierung ist ein Problem, da langfristige Investitionen mit kurzfristigen Mitteln finanziert werden. Das Unternehmen sollte daher seine Kapitalstruktur überdenken und auf eine stärkere Eigenkapitalfinanzierung hinarbeiten.

3. Starkes Wachstum bei verbundenen Unternehmen, aber Risiko von Klumpenbildung

Die Beteiligungen an verbundenen Unternehmen haben sich von 94,8 Mio. EUR auf 116,1 Mio. EUR erhöht, was auf weitere Investitionen und Konsolidierungen hindeutet. Dies stärkt einerseits die Wachstumschancen der FMTG-Gruppe, bringt jedoch gleichzeitig das Risiko einer zu starken Abhängigkeit von wenigen Großprojekten wie dem Resort in Punta Skala mit sich.

Sollte es zu unerwarteten Problemen bei einem dieser Schlüsselprojekte kommen – sei es durch geopolitische Instabilität oder wirtschaftliche Schwächen in bestimmten Märkten –, könnte dies die finanzielle Stabilität des Unternehmens erheblich beeinträchtigen.

4. Steigende Kosten und Inflation als langfristiges Risiko

Obwohl die Nachfrage im Tourismussektor insgesamt stark bleibt, steht das Unternehmen vor dem strukturellen Problem steigender Kosten. Die Inflation, insbesondere in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Personal, hat die Kostenbasis erhöht. Laut Lagebericht belasten diese Faktoren die operativen Margen, und mittelfristig wird es für das Unternehmen entscheidend sein, wie gut es gelingt, diese Kosten durch Preiserhöhungen oder Effizienzsteigerungen zu kompensieren.

Besonders herausfordernd sind die gestiegenen Lohnkosten sowie die höheren Kosten in den Bereichen Wäsche, Reinigung und Speisen, die langfristig den operativen Gewinn schmälern könnten. Die derzeitige strategische Ausrichtung auf Premium-Produkte könnte das Unternehmen zwar in die Lage versetzen, höhere Preise zu erzielen, jedoch bleibt unklar, ob diese Preisanhebungen vollständig von den Kunden akzeptiert werden.

5. Expansion und Investitionen in den Premium-Campingbereich

Die Expansionsstrategie im Campingbereich stellt eine interessante Diversifizierung dar, die potenziell das Wachstumspotenzial der FMTG erweitern könnte. Geplante Projekte wie die Umbauten am Hafnersee in Kärnten und auf der Insel Krk zu Premium-Produkten sind Schritte in die richtige Richtung, um sich auf dem wachsenden Campingmarkt zu positionieren.

Jedoch ist diese Expansion kapitalintensiv, und die Finanzierung dieser Projekte durch zusätzliche Fremdmittel erhöht das Risiko. Auch die Abhängigkeit von einem Joint-Venture-Partner, um das Wachstum in diesem Bereich zu beschleunigen, birgt gewisse Unsicherheiten in Bezug auf Kontrolle und Gewinnbeteiligung.

6. Risiken durch geopolitische Instabilität und Inflation

Wie der Lagebericht hervorhebt, stellen geopolitische Risiken, wie der Ukraine-Krieg und der Nahost-Konflikt, sowie deren Auswirkungen auf Energiepreise und Lieferketten weiterhin eine Bedrohung für das Geschäft dar. Diese Faktoren könnten die geplanten Expansionsprojekte verzögern oder verteuern. Auch die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit in Europa könnte die Nachfrage nach Premium-Tourismus-Angeboten, auf die sich die FMTG spezialisiert, negativ beeinflussen.

7. Positiver Trend bei der Eigenkapitalquote, aber strukturelle Herausforderungen bleiben

Positiv zu vermerken ist der Anstieg der Eigenkapitalquote von 27,1 % auf 37,5 %, was auf eine verbesserte Kapitalstruktur hinweist. Dies zeigt, dass das Unternehmen aktiv daran arbeitet, seine finanzielle Basis zu stärken. Trotzdem bleibt die hohe Verschuldung in Kombination mit einer fragilen Liquiditätssituation eine zentrale Herausforderung.

Fazit

Insgesamt zeigt der Jahresabschluss der FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG für 2023 eine deutliche finanzielle Erholung und ein starkes Umsatzwachstum, insbesondere durch Einmaleffekte und Zukäufe. Dennoch gibt es weiterhin signifikante Risiken, die das langfristige Wachstum und die Stabilität des Unternehmens beeinträchtigen könnten. Insbesondere die Abhängigkeit von Crowdinvesting, hohe Fremdfinanzierungen sowie volatile externe Faktoren wie Inflation und geopolitische Instabilität stellen Risiken dar, die das Unternehmen aktiv managen muss. Die FMTG-Gruppe sollte sich darauf konzentrieren, ihre Kapitalstruktur weiter zu optimieren, um langfristige finanzielle Risiken zu minimieren und nachhaltiges Wachstum sicherzustellen.

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