Kritische Analyse von „The Generation Forest eG“ und Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime

Die „The Generation Forest eG“ präsentiert sich als Genossenschaft, die auf nachhaltige Aufforstung und langfristige Umweltprojekte in Panama setzt. Mitglieder können durch den Kauf von Genossenschaftsanteilen in Aufforstungsprojekte investieren und damit theoretisch sowohl einen positiven Klimaeffekt erzielen als auch eine finanzielle Rendite erwarten. Auf den ersten Blick klingt das nach einer vielversprechenden Kombination von Klimaschutz und Kapitalanlage. Doch eine detaillierte Analyse und ein Gespräch mit dem Rechtsanwalt Jens Reime zeigen, dass Anleger hier sehr genau hinschauen sollten.

Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime

Frage: Herr Reime, auf den ersten Blick scheint „The Generation Forest“ eine nachhaltige Investition zu bieten. Was sollten Anleger beachten, bevor sie sich beteiligen?

Jens Reime: Die Idee, durch Aufforstung in Panama sowohl Renditen zu erzielen als auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist an sich positiv. Doch Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie hier eine Genossenschaftsbeteiligung erwerben, die naturgemäß anders zu bewerten ist als klassische Aktien- oder Fondsinvestitionen. Genossenschaften haben eine langfristige Ausrichtung, und die Anleger müssen bereit sein, ihr Geld für viele Jahre im Projekt zu binden. Es ist wichtig zu verstehen, dass es in den ersten Jahren häufig kaum Erträge gibt, wie auch im Geschäftsbericht von „The Generation Forest“ erwähnt wird.
1. Risiko einer Kapitalanlage in Genossenschaften

Genossenschaften wie „The Generation Forest eG“ versprechen eine Beteiligung an einem nachhaltigen Geschäftsmodell, bei dem durch den Verkauf von Tropenhölzern in Panama langfristig Gewinne erzielt werden sollen. Laut den veröffentlichten Informationen dauert es jedoch etwa 20 Jahre, bis die Aufforstung Erträge bringt. Dies bedeutet, dass die Mitglieder über viele Jahre hinweg auf Ausschüttungen warten müssen. Währenddessen ist das Risiko eines Totalverlusts, wie es auch im Kleingedruckten erwähnt wird, nicht auszuschließen.

Jens Reime: Ein wesentliches Risiko liegt darin, dass in den ersten Jahren Verluste anfallen, wie auch der Jahresabschluss zeigt. Diese Phase ist für viele Genossenschaften typisch, aber nicht jeder Anleger ist bereit oder in der Lage, so lange auf Erträge zu warten. Anleger müssen sich bewusst sein, dass die Gewinne erst nach Jahrzehnten kommen können, und dass in dieser Zeit wirtschaftliche, politische und klimatische Risiken auftreten können, die den Wert der Investition beeinflussen.
2. Bilanzanalyse: Verluste und hohe Ausleihungen

Die Bilanz der Genossenschaft weist zum 31.12.2023 einen Jahresfehlbetrag von rund 3,7 Millionen Euro aus, was auf die langfristige Natur des Geschäftsmodells hinweist. Gleichzeitig ist ein erheblicher Teil des Kapitals in Form von Ausleihungen an Unternehmen in Panama gebunden, insgesamt rund 18,4 Millionen Euro. Diese Ausleihungen sind Teil der Investitionen in Aufforstungsprojekte und Beteiligungen in Panama.

Jens Reime: Hier sollten Anleger besonders wachsam sein. Ein großer Teil des Kapitals ist in Form von Ausleihungen in Panama gebunden, und diese Investitionen unterliegen politischen und wirtschaftlichen Risiken vor Ort. Es ist wichtig zu wissen, wie abgesichert diese Ausleihungen sind und ob es Rückzahlungsgarantien gibt. Außerdem ist die langfristige Natur solcher Investitionen anfällig für Marktschwankungen, Änderungen der Gesetzeslage oder wirtschaftliche Instabilitäten in Panama.
3. Versprechen auf Renditen – Vorsicht bei den Angaben

Die Genossenschaft wirbt mit einer möglichen Rendite von 4,5 % durch den Verkauf von FSC-zertifiziertem Tropenholz. Diese Rendite kann jedoch nicht garantiert werden und ist stark abhängig von der erfolgreichen Entwicklung der Projekte vor Ort und den globalen Holzmarktpreisen.

Jens Reime: Das Versprechen von Renditen in Höhe von 4,5 % ist kein festes Angebot, sondern eine unverbindliche Prognose. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass solche Prognosen stark von äußeren Faktoren abhängen, die die Genossenschaft nicht vollständig kontrollieren kann. Die Entwicklung der Tropenholzpreise, mögliche Exportrestriktionen oder unerwartete klimatische Ereignisse können die Rendite erheblich beeinträchtigen.
4. Mitgliedschaft in einer Genossenschaft – Was bedeutet das rechtlich?

Mit dem Erwerb von Anteilen wird der Anleger Mitglied der Genossenschaft und kann an deren Entscheidungen mitwirken. Das bedeutet aber auch, dass er sich an den Verlusten der Genossenschaft beteiligt und nicht einfach seine Anteile wie bei Aktien jederzeit verkaufen kann. Die Rückzahlung der Anteile erfolgt oft erst nach einem festgelegten Zeitraum oder nach der Zustimmung der Genossenschaft.

Jens Reime: Anleger müssen sich bewusst sein, dass die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft weniger Flexibilität bietet als der Kauf von börsengehandelten Wertpapieren. Es gibt keinen geregelten Markt für den Handel von Genossenschaftsanteilen, und die Rückzahlung kann sich hinziehen, wenn die Genossenschaft nicht ausreichend liquide Mittel hat. Zudem tragen die Mitglieder ein Mitspracherecht, was auf der einen Seite Vorteile haben kann, auf der anderen Seite aber bedeutet, dass sie wirtschaftlich für die Genossenschaft mithaften.
Fazit: Kritische Prüfung erforderlich

„The Generation Forest eG“ bietet eine interessante Möglichkeit, durch nachhaltige Aufforstungsprojekte in Panama zu investieren. Doch Anleger sollten die langfristige Natur der Investition, die Risiken der Genossenschaftsform und die Unwägbarkeiten des internationalen Holzmarkts nicht unterschätzen. Die Bilanz weist auf die Herausforderung hin, in den ersten Jahren Gewinne zu erzielen, während die Kapitalbindung in Panama hohe Risiken birgt. Ein Gespräch mit einem Finanzberater oder Rechtsanwalt wie Jens Reime ist dringend anzuraten, bevor eine Investitionsentscheidung getroffen wird. Nur so kann man sicherstellen, dass man die Risiken vollständig versteht und eine informierte Entscheidung trifft.

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